Museum Liaunig begibt sich auf "Terra incognita"
Gegliedert in vier "Territorien" (Figur, Abstraktion, Geometrie, Pluralität), eröffnet die Ausstellung formale und inhaltliche Parallelen zwischen Künstlern diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs. Überraschend etwa die Zusammenschau von einem Schüttbild Hermann Nitschs und einem wenige Jahre zuvor entstandenen Werk von Miroslav Snajdr, von Wolfgang Holleghas luftigen Farben ("Stehende Figur mit Pflanzen") und Bohdan Lacinas wie hingewischtem "Land der Mythen". Mikulas Medek gesellt sich zu Arnulf Rainer (Liaunig: "Medek ist der Arnulf Rainer der Tschechen") und Maria Lassnig ("Raummenschen") zu Adriena Simotovás "Antipoden".
Erfreulich unkompliziert war laut Peter Liaunig die Zusammenarbeit mit den Leihgebern der rund 120 Werke aus Tschechien und der Slowakei (u.a. Südböhmische Galerie und Mittelböhmische Galerie GASK): "Wir sind ja mit so vielen Leihgaben an unsere Machbarkeitsgrenze gestoßen." Im 17. Jahr der Ausstellungstätigkeit des Privatmuseums, das übrigens bereits unter Denkmalschutz steht, plagt die Eigentümer der Kostendruck: "Zu jedem Ticket, das heuer 17 Euro kostet, müssen wir 80 Euro dazu zahlen", erzählte der Sohn des 2023 gestorbenen Industriellen, Kunstsammlers und Museumsgründers Herbert W. Liaunig am Freitag beim Ausstellungsrundgang.
Der Besuch des spektakulären Museumsbaus des Wiener Architektenteams querkraft lohnt sich aber nicht nur wegen der Hauptausstellung "Terra incognita", sondern auch wegen der von Klaus Albrecht Schröder kuratierten Sonderschau zu Jakob Gasteiger ("Post-radical-painting"), der ab August eine Ausstellung zu Lorenz Estermann folgen wird.
Im runden Skulpturendepot überraschen poetisch-verspielte "Bildmaschinen" und magisch wirkende Lichteffekte von Clemens Fürtler. Dort schaffen technoide Apparaturen aus Modellauto-Rennbahnen und -Eisenbahngleisen tanzende Schatten an den Wänden, die der Künstler in sogenannten Fotogrammen (Direktbelichtungen auf Fotopapier) und Ölmalereien festhält. Auch Clemens Fürtlers Mutter Ursi ist im Museum Liaunig präsent: Die Wiener Textilkünstlerin zeigt fein bedruckte Plissee-Arbeiten. Ergänzt wird die Hauptausstellung in traditioneller Weise durch die Präsentation von Gläsern von 1500 bis 1850, eine Sammlung afrikanischer Glasperlenkunst und eine mit Porträtminiaturen.
(S E R V I C E - Museum Liaunig, 9155 Neuhaus/Suha 41, 27. April bis 31. Oktober, Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, www.museumliaunig.at)
Zusammenfassung
- Die Hauptausstellung 'Terra incognita' im Museum Liaunig zeigt rund 120 Leihgaben und beleuchtet das tschechoslowakische Kunstschaffen während des Kalten Krieges von 1948 bis 1989.
- Das Museum steht unter finanziellem Druck, da zu jedem Ticket, das 17 Euro kostet, 80 Euro zugeschossen werden müssen.
- Neben der Hauptausstellung gibt es eine Sonderschau zu Jakob Gasteiger und ab August eine Ausstellung zu Lorenz Estermann.