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mumok lockt mit überwucherten Klavieren und "Changes"

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Wie von Geisterhand spielende Klaviere, Noten auf Grabsteinen und der Geruch von Gewächshaus: Das mumok zeigt ab Samstag auf Ebene -3 eine nicht alltägliche Installation. Unter dem Titel "Nane Oda Lavutaris / Who Will Play for Me?" unternimmt die aus der Slowakei stammende Künstlerin Emília Rigová den Versuch einer Dekonstruktion von den Roma zugeschriebenen stereotypen Rollenbildern. Eine Ebene darunter setzt man mit "Changes" auf eine weitere Sammlungspräsentation.

Vor ihrem eigenen biografischen Hintergrund beschäftigt sich die Künstlerin Rigová mit Fragen zur gesellschaftlichen Rolle der Roma sowie mit deren geschichtlichen Grundlagen. Für "Who Will Play for Me?" untersucht sie "das musikalische Erbe der Roma als Ausdrucksform einer gesellschaftlichen Identität, die integraler Teil europäischer Kultur und widerständigen Lebens zugleich ist", wie Kurator Rainer Fuchs am Freitag bei der Pressebesichtigung ausführte. So wählte sie für ihre erste Einzelausstellung in Österreich aus einem selbst zusammengetragenen Archiv Roma-Lieder aus der Slowakei, die sich u.a. mit dem Völkermord an den Roma und Sinti im Nationalsozialismus auseinandersetzen.

So wird während der Eröffnung der Ausstellung im Rahmen einer Performance das walachische Volkslied "Ich stehle nicht, und ich betreibe keine Wahrsagerei" in Buchstaben und Noten auf einen Grabstein gemeißelt. Er bleibt als "Monument gegen die Verflüchtigung von Geschichte" in der Ausstellung präsent, so der Kurator. Insgesamt finden sich nicht nur drei Grabsteine, sondern auch drei von Pflanzen überwucherte Klaviere im Raum. Bewegungsmelder lösen die präparierten Instrumente aus, wodurch Melodiefragmente im Raum erklingen. Die verwendeten Pflanzen, die zur Familie der Epiphyten zählen, entstammen den Herkunftsländern der Roma und "ermöglichen es, deren Migrationsrouten in einer imaginären Skizze nachzuzeichnen", erläuterte Fuchs. Mit ihrer Arbeit leiste Rigová "eine Art Geschichts- und Traditionsvermittlung", da die Roma selbst über keine schriftliche Aufzeichnung ihrer Geschichte verfügen.

In Ebene -4 wartet man mit "Changes" mit einer weiteren Sammlungspräsentation anlässlich des 60. Geburtstags der mumok-Sammlung auf. Pate des Titels ist das Werk "Change" des kürzlich verstorbenen US-Künstlers Sam Gilliam: Der Titel seiner Arbeit spielt laut Kuratorin Naoko Kaltschmidt "auf den Umstand an, dass Gilliams sogenannte 'drape paintings', zu denen auch die gezeigte Arbeit zählt, aufgrund ihrer ungerahmten, frei von der Decke hängende Präsentationsweise immer wieder unterschiedlich wirken, abhängig von den jeweiligen räumlichen Gegebenheiten". Der Ausstellungstitel "Changes" im Plural nimmt rezente Sammlungszugänge in den Fokus und konfrontiert diese mit älteren Beständen, die so neu entdeckt werden können.

Die eigens für die Ausstellung geschaffenen Holz-Displays des Künstlers Nadim Vardag sollen das Zusammenspiel der Arbeiten zur Geltung bringen. Zu sehen ist etwa eine Karton-Skulptur von Robert Rauschenberg in Nachbarschaft von 195 Fotografien von Maria Hahnenkamp, deren Gelatinschicht bis zum Papierträger abgeschmirgelt wurde, wodurch nur mehr abstrakte Lichtflecken übrig bleiben. Von Rosemarie Trockel stammt eine Herdplatten-Skulptur, von Christo ist die 1961 entstandene Arbeit "Surface d'Empaquetage" zu sehen. Weitere Werke stammen von Marcel Duchamp, Dorit Margreiter, Oswald Oberhuber, Yoko Ono oder Daniel Spoerri.

(S E R V I C E - Ausstellungen "Nane Oda Lavutaris / Wo Will Play for Me" (bis 5. März) von Emilia Rigova und "Changes" (bis 29. Jänner) im mumok. www.mumok.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Wie von Geisterhand spielende Klaviere, Noten auf Grabsteinen und der Geruch von Gewächshaus: Das mumok zeigt ab Samstag auf Ebene -3 eine nicht alltägliche Installation.
  • Eine Ebene darunter setzt man mit "Changes" auf eine weitere Sammlungspräsentation.
  • Insgesamt finden sich nicht nur drei Grabsteine, sondern auch drei von Pflanzen überwucherte Klaviere im Raum.

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