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Multitalent Wolfram Berger wird 80

Heute, 06:02 · Lesedauer 4 min

Einst ist Wolfram Berger von Österreich in die Schweiz gezogen, "um dem ständigen Heruntergezogenwerden zu entfliehen", wie der gebürtige Grazer einmal in einem Interview zu Protokoll gab. Beruflich ließ er sich hierzulande aber immer oft und gern blicken. Am Sonntag (12. Oktober) feiert der Schauspieler, Regisseur, Kabarettist und Entertainer seinen 80. Geburtstag - und ist immer noch ordentlich am Arbeiten.

Am 7. Oktober stand er etwa mit befreundeten Musikern Peter Havlicek, Wolfgang Puschnig, Christian Bakanic und Peter Rosmanith auf der Bühne des Wiener Jazzclubs Porgy & Bess. Am 23. Oktober gastiert er mit seinem H.C. Artmann-Abend "med ana schwoazzn dintn" gemeinsam mit Geiger Aliosha Biz im Rahmen von "Klangraum im Herbst" in Waidhofen/Ybbs. Mitte November spielt der Jubilar in der Produktion "Zur Hölle. Ein Metapherndrama in 32 Tableaus" ganze 85 Rollen.

1945 in Graz als Sohn eines Spenglers geboren, spielte Wolfram Berger schon während der Schulzeit Theater bei der Grazer Laientruppe "Spielvögel". Nach dem Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz wurde er direkt an das Grazer Schauspielhaus engagiert, wo er unter anderem 1968 die Hauptrolle in der Erstaufführung von Peter Handkes "Kaspar" und in der Uraufführung von Horvaths "Zur schönen Aussicht" spielte. Werner Düggelin holte ihn 1970 ans Theater Basel, Claus Peymann nach einem Zwischenstopp in Zürich 1978 nach Stuttgart und Bochum. Doch dann, wie Berger es umschreibt, "wurde es zu eng in den Theaterkästen".

Anfang der 1980er-Jahre sagte er sich schließlich von festen Theaterengagements los und ist seitdem freischaffend als Darsteller in Film, Fernsehen und am Theater, als Sprecher im Radio sowie mit Lesungen und musikalischen wie auch satirischen oder poetischen Kleinkunstprogrammen unterwegs. Ab 1981 war Berger zudem an der Schauspielakademie Zürich als Lehrender und in der freien Schweizer Theaterszene als Regisseur tätig. Mit der Dramaturgin und Regisseurin Corinna Claus gründete er 1986 das "Rotta-Theater", wo er u.a. die musikalische Performance "Die Wiederkäuer" und wiederholt seinen "Karl-Valentin-Abend" solo oder mit wechselnden Klavierpartnern realisierte. Valentin ist Bergers großes Vorbild, sein "künstlerisches Vitamin", wie er sagt.

Erfolge am Theater und vor der Kamera

Später entstanden zahlreiche "Großkunst"-Programme wie "Engel im Kopf" oder "Jazz Me If You Can" mit Texten Ernst Jandls, auf Theaterbühnen war er immer wieder als Gast zu sehen, etwa am Theater Basel in der "Fledermaus" unter der Regie von Herbert Wernicke oder beim "steirischen herbst" in Urs Widmers "Sommernachtswut". Daneben entstanden zahlreiche, teils prämierte Hörspiel- und Hörbuchproduktionen, aber auch mit Lyrik und Geschichten war und ist er oft im Radio zu hören.

Vor der Kamera ist Berger seit 1973 äußerst aktiv, als er sein Kinodebüt in Markus Imhoofs "Fluchtgefahr" gab. In weiterer Folge sollte er mit Regisseuren wie Hans Liechti, Michael Haneke, Fritz Lehner, Wolfgang Murnberger oder Dieter Berner arbeiten; im Fernsehen verkörperte er u.a. den Schweizer Fahnder "Eurocop" und spielte in Krimireihen wie "Tatort" und "Trautmann" mit. Für seine Darstellung eines an Alzheimer erkrankten Auswanderers in This Lüschers Vater-Sohn-Drama "Rider Jack" wurde er vor zehn Jahren beim Montreal World Film Festival als bester Schauspieler ausgezeichnet.

Geehrt wurde Berger im Laufe seiner Karriere weiters mit dem "Salzburger Stier" 1997 (den der "gebürtige Österreicher und gelernte Schweizer" für die Schweiz annahm), mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Steiermark (2011), einem Nestroy sowie dem Preis für den besten ORF-Schauspieler des Jahres im Hörspiel 2001. "Im Grunde seines Herzens (- und seines Könnens!) ist Wolfram Berger ein Zauberer und ein Unikum obendrein. Ein wunderbarer Einzelgänger und ein absoluter Ensemblespieler", würdigte Laudator Hermann Beil 2001 Berger als einen der "das Theater rettenden Schauspieler". "Er ist ein Seiltänzer, der alles riskiert. Und weil er immer riskiert, stürzt er nie ab."

(S E R V I C E - Aktuelle Termine von Wolfram Berger unter www.bergerwolfram.at)

Zusammenfassung
  • Wolfram Berger feiert am 12. Oktober seinen 80. Geburtstag und steht weiterhin regelmäßig auf der Bühne, zuletzt etwa am 7. Oktober im Wiener Jazzclub Porgy & Bess und bald mit 85 Rollen im Stück 'Zur Hölle'.
  • Der gebürtige Grazer begann seine Karriere am Schauspielhaus Graz, arbeitet seit den 1980er-Jahren freischaffend als Schauspieler, Regisseur, Sprecher und Kabarettist und gründete 1986 das 'Rotta-Theater' in Zürich.
  • Berger wurde im Laufe seiner Karriere vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Salzburger Stier (1997), dem Großen Ehrenzeichen des Landes Steiermark (2011) und als bester Schauspieler beim Montreal World Film Festival für 'Rider Jack' (2015).