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Michael Kiwanuka begeisterte in der Wiener MetaStadt

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Wieso auf große Effekte setzen, wenn es die Songs alleine richten können: Der britische Soulmusiker Michael Kiwanuka bewies Montagabend in der Wiener MetaStadt, dass es keine große Geste, keine überbordende Bühnenshow braucht, um knapp 5.000 Fans in seinen Bann zu ziehen. Ein knackiger Sound, eine bestens disponierte Band sowie ein auf das Wesentliche fokussierter Künstler reichen dafür völlig aus.

Wie so vieles dieser Tage war auch dieser Auftritt eigentlich schon für 2020 geplant. Ursprünglich hätte Kiwanuka den Anheizer für US-Superstar Lauryn Hill geben sollen, doch sagte sie für den Nachholtermin schlussendlich ab, was dem Mercury-Prize-Gewinner zum Headlinerslot verhalf. Und zu recht, wie sich bald herausstellen sollte: Nachdem das Vorprogramm mit heimischen Acts bestritten wurde - Mile & Flip servierten Hip-Hop-Sounds, Lou Asril war danach die gewohnt sichere R'n'B-Bank -, lieferte der Sänger mit seiner sechsköpfigen Band eine ebenso reduzierte wie prägnante Darbietung ab.

Früh setzte er dabei einige der eingängigsten Stücke seines immer noch aktuellen Albums "Kiwanuka" (2019): Das umschmeichelnde "Piano Joint (This Kind of Love)" lud zum Träumen ein, beim unwiderstehlichen Groove von "You Ain't The Problem" kam Bewegung ins Publikum, und "Rolling" überzeugte mit einem glasklar in den Sonnenuntergang gezimmerten Sound. Ohnehin: Die Mischung aus abendlicher Sommerstimmung und industriellem Flair, das die MetaStadt versprühte, erwies sich als ungemein treffend für einen Gig, der zwischen zupackend und intim changierte.

Dass ihm bei der Mischung seiner Zutaten so schnell niemand etwas nachmacht, wusste Kiwanuka auch mit "Black Man in a White World" unter Beweis zu stellen. Seine stets vorhandenen politischen Inhalte vermengte der Brite mit unglaublich lockeren Sounds, die sich beim klassischen Soul ebenso bedienen wie bei Indie- oder World-Music-Zutaten. Und über all dem thronte seine Stimme, die er ansatzlos vom fragilen Gestus zum kraftvollen Ausdruck führte.

Apropos Stimmen: Da kamen dem Musiker natürlich auch seine beiden Backgroundsängerinnen zu Hilfe, die nicht selten ganze Parts dominierten und immer wieder für Zwischenapplaus sorgten. Es zeichnete den Bandleader Kiwanuka aus, dass er sich keineswegs selbst in den Vordergrund spielte, sondern eher den stoischen Fels in der Brandung markierte, während zu seinen Seiten mal jene oder mal jener das Rampenlicht für sich reklamieren durfte. Letztlich war es aber ganz die Gruppenleistung, die trotz dieses grandiosen Songwriters im Vordergrund stand.

Dass Introspektion ohnehin eher seinem Gemüt entspricht, belegten auch die wenigen Sätze, die Kiwanuka ans Publikum richtete. Nach den schwierigen Monaten der Pandemie könne er kaum glauben, endlich wieder auf der Bühne zu stehen. "Es bedeutet mir die Welt", betonte der Künstler, gleichzeitig darauf verweisend, dass all das keineswegs bereits vorbei sei. Aber auf dunkle Zeiten folge schließlich auch Licht, was er mit dem wunderbar performten "Light" unterstrich.

Am Ende, als die großen Hits "Cold Little Heart" und "Love & Hate" wie ein wohlschmeckendes Dessert dieses reichhaltige Mahl abrundeten, durfte man jedenfalls zufrieden, glücklich und musikalisch satt die MetaStadt verlassen. Für die Location wie für Michael Kiwanuka lässt sich aber sagen: Ein Wiedersehen macht definitiv Freude. In der MetaStadt übrigens noch bis Ende der Woche, sind doch weitere Acts wie Skunk Anansie, alt-J oder die Kooks bei der Open-Air-Reihe angesetzt. Der Besuch lohnt sich.

(S E R V I C E - www.michaelkiwanuka.com; www.metastadtopenairs.com)

ribbon Zusammenfassung
  • Ein knackiger Sound, eine bestens disponierte Band sowie ein auf das Wesentliche fokussierter Künstler reichen dafür völlig aus.

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