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Metal ohne Ablaufdatum: Iron Maiden in Wiener Neustadt

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Schön langsam werden auch die letzten Konzerttickets eingelöst, die noch vor der Pandemie gekauft wurden. So wie jene für Iron Maiden, die eigentlich schon 2020 in Wiener Neustadt spielen hätten sollen.

Die britischen Metal-Pioniere holten das am Sonntag nach und zeigten bei ihrem Streifzug quer durch die Bandgeschichte weder Alterserscheinungen noch Müdigkeit.

Iron Maiden haben sich im Laufe ihrer mittlerweile schon 47 Jahre verändert - ihre Fans ebenso. Zu jenen, die älter geworden sind, sind allerdings zahlreiche jüngere dazugekommen. Diese haben höchstwahrscheinlich auch die neueste Staffel der weltweit gehypten Mystery-Serie "Stranger Things" gesehen - in einer hektischen Szene schreit Staffel-Liebling Eddie Munson "This IS music!", während er mit einer Musikkassette wedelt - dem Album "Piece of Mind" von Iron Maiden.

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Dass es gleich drei Lieder des fast 40 Jahre alten Albums auf die Setlist der aktuellen Tour geschafft haben, ist weder Zufall noch popkulturelle Anbiederung: "Revelations" lädt seit Jahrzehnten das Livepublikum zum Mitmachen ein, das Riff von "The Trooper" setzte neue Maßstäbe im Heavy Metal - und bei "Flight of Icarus" darf Frontman Bruce Dickinson immerhin den Flammenwerfer schwenken. Nebst glasklarer Stimme, versteht sich.

Apropos drei Lieder: So viele werden auf der aktuellen Tour auch von dem neuesten Album "Senjutsu" gespielt. Das Titellied eröffnet sogar das Konzert, was zu einem etwas schaumgebremsten Start in den Wiener Neustädter Abend führt. Nach "Stratego" und "The Writing on the Wall" ist die neueste Scheibe auch schon abgefrühstückt, was sich im ersten von zahlreichen Bühnenbildwechseln bemerkbar macht - und die Schwermetall-Party zündet so richtig mit Hits, die die Band groß gemacht haben und schon allein deswegen auf keinem Konzert fehlen dürfen.

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Wer zu Iron Maiden kommt, weiß, was geboten und auch, was verlangt wird: Die Publikumseinsätze bei "Blood Brothers" und "Fear of the Dark" stimmen ebenso wie beim Allzeit-Hit "Hallowed be thy Name", zu dem Dickinson mit ewiger Leichtigkeit auf den Monitoren turnt. Iron Maiden spulen nicht nur ein Programm ab, das Sextett hat noch merkbaren Spaß auf der Bühne: Das vierköpfige Gitarren- und Bassensemble ebenso wie der gerade 70 Jahre alt gewordene Nicko McBrain am Schlagzeug.

In Würde altern mit Selbstironie

In Würde altern im Metal-Geschäft? Das geht, etwa wenn man genügend Selbstironie mitbringt. Wenn Bandmaskottchen Eddie - diesmal stilecht als Samurai gewandet - noch immer in drei Meter großer Ausführung über die Bühne stakst, ist es an Dickinson, sich mit ihm Fechtkämpfe zu liefern. Die vermeintliche Horror-Show der 80er-Jahre - als besorgte Bürger wegen "The Number of the Beast" auf die Barrikaden gingen - hat sich schon längst zu einem Markenzeichen einer Band entwickelt, die sich bestimmt nicht so bierernst nimmt, sondern sichtlichen Spaß an harten Riffs, mehrstimmigen Soli und bombastischen Bühnenshows hat.

So wie das Publikum, das nach zwei Stunden in die Nacht entlassen wird. "Always look on the bright Side of Life", den Ausputzer, der ertönt, wenn nach einer Iron Maiden-Show die Lichter angehen, braucht es da nicht wirklich.

ribbon Zusammenfassung
  • Schön langsam werden auch die letzten Konzerttickets eingelöst, die noch vor der Pandemie gekauft wurden. So wie jene für Iron Maiden, die eigentlich schon 2020 in Wiener Neustadt spielen hätten sollen.
  • Die britischen Metal-Pioniere holten das am Sonntag nach und zeigten bei ihrem Streifzug quer durch die Bandgeschichte weder Alterserscheinungen noch Müdigkeit.
  • Die Metal-Veteranen zeigten, dass sie immer noch sichtlichen Spaß an harten Riffs, mehrstimmigen Soli und bombastischen Bühnenshows haben.

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