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Medienmitarbeiter fürchten um Job und Meinungsfreiheit

Heute, 13:43 · Lesedauer 2 min

Jeder zweite Beschäftigte in Österreichs Medienbranche fürchtet um die Sicherheit seines Arbeitsplatzes. Das zeigt eine IFES-Befragung im Auftrag der Arbeiterkammer Wien, an der 1.300 Personen teilgenommen haben. Zahlreiche Medienhäuser stehen unter massivem finanziellen Druck, ein Sparpaket jagt das nächste, was auch zum Abbau Hunderter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führt. Eine starke Belastung durch hohen Zeitdruck verspüren 43 Prozent der Befragten.

Die Zufriedenheit mit der eigenen Tätigkeit ist zwar hoch, aber über die Strukturen herrscht Unzufriedenheit. So orten 53 Prozent der Umfrageteilnehmer eine schlechte Kommunikationskultur. Nur jeder Vierte ist mit den Mitbestimmungsmöglichkeiten zufrieden. Den Führungsstil der Vorgesetzten schätzen nur 39 Prozent der Befragten, was markant unter dem österreichweiten Schnitt von 62 Prozent liegt. Deutlich über dem Schnitt findet sich hingegen die wöchentliche Mehrarbeit in Höhe von 3,5 Stunden. Diese ist somit in etwa dreimal so hoch wie im österreichweiten Schnitt (1,2 Stunden).

Etwas mehr als ein Drittel berichtet in der Umfrage von Interventionen in redaktionelle Inhalte. Ein Fünftel der Journalistinnen und Journalisten fühlt sich in ihrer Rolle als "vierte Gewalt" behindert. Ganze drei Viertel fürchten um die Meinungsfreiheit im Land.

"Die Sorgen der Medienmitarbeiterinnen und -mitarbeiter um die Meinungsfreiheit zeigen, dass die Arbeitsbedingungen letztlich auch die Qualität der Demokratie beeinflussen. Wenn drei Viertel der Beschäftigten um die Meinungsfreiheit bangen, ist das nicht nur ein Branchenthema - das ist ein Alarmsignal für uns alle", wurde Ludwig Dvořák, Chefjurist der AK Wien, in einer Aussendung zitiert. Alois Freitag, Vorsitzender der GPA Wien und Konzernbetriebsratsvorsitzender der Mediaprint, erinnerte daran, dass Herzblut keine fairen Arbeitsbedingungen ersetze. "Auch wirtschaftlicher Druck wirkt wie ein Schatten über der Branche und drückt nicht nur auf die Zahlen, sondern auch auf die Menschen. Nur ein Viertel der Befragten fühlt sich ausreichend eingebunden - das ist ein Warnsignal", so Freitag.

Zusammenfassung
  • Jeder zweite Beschäftigte in der österreichischen Medienbranche fürchtet laut einer IFES-Umfrage unter 1.300 Personen um die Sicherheit seines Arbeitsplatzes, während Medienhäuser unter finanziellem Druck stehen und Personal abbauen.
  • Drei Viertel der Befragten geben an, um die Meinungsfreiheit im Land zu bangen, und über ein Drittel berichtet von Interventionen in redaktionelle Inhalte.
  • Die wöchentliche Mehrarbeit liegt mit 3,5 Stunden deutlich über dem österreichweiten Schnitt von 1,2 Stunden, zudem kritisieren 53 Prozent eine schlechte Kommunikationskultur und nur ein Viertel fühlt sich ausreichend eingebunden.