MAK stellt sich großem Klimt-Rätsel
Die Ausstellung beschäftige sich dabei "aus zwei Blickwinkeln mit der Katastrophe in Immendorf", so Kurator Rainald Franz am Dienstag vor Journalisten. Denn die Schau entstand in Kooperation zwischen dem Museum für Angewandte Kunst (MAK) und der Klimt-Foundation. Im MAK in Wien bleibt sie bis zum 21. September geöffnet, für den 2. September ist in der Säulenhalle des Museums ein Screening der ORF-Doku "Rätsel von Immendorf" geplant.
80 Jahre nach dem Brand sind vom Schloss nur noch Fragmente wie der Zaun übrig. Unter anderem Originalpläne, ein neues Modell des Schlosses und Fotografien illustrieren in vier Vitrinenblöcken, was verloren ging. Neben Klimt-Malereien und -Zeichnungen fielen nämlich auch Kunstobjekte sowie wertvolles Mobiliar aus dem damaligen Staatlichen Kunstgewerbemuseum (heute MAK) den Flammen zum Opfer.
Mehrere Gemälde des Jahrhundertkünstlers Klimt gingen verloren, darunter die drei Fakultätsbilder für den Festsaal der Universität Wien. Reproduktionen der Bilder hängen an den Wänden der MAK-Ausstellung - allerdings ohne Farben. "Wir wissen bis heute nicht, wie diese Fakultätsbilder tatsächlich ausgesehen haben", sagt Peter Weinhäupl, Direktor der Klimt-Foundation und Gastkurator. Zentraler Bestandteil der Schau ist eine an die Wand projizierte Kurzdokumentation, die anhand von Zeitzeugen-Interviews und historischen Bildern Kontext für die Ausstellungsobjekte liefert.
Andere Exponate thematisieren zudem die Zerstörung Österreichs nach Kriegsende. "Wir nutzen diese Ausstellung auch, um darauf hinzuweisen, was durch die Entziehungen der Nationalsozialisten und durch das Kriegsgeschehen an österreichischem Kulturgut verloren gegangen ist", erklärt Kurator Franz. Das österreichische Bundesdenkmalamt, Künstlerhaus Wien und die niederösterreichische Landesbibliothek stellten Archivalien zur Verfügung.
Große Fragen bleiben "ergebnisoffen"
Die genaue Ursache für den Brand lässt sich nicht belegen, was seither für Spekulationen sorgte. Laut Klimt-Foundation-Direktor Weinhäupl ergibt sich aus der Literatur die These, "dass die deutschen Rückzugstruppen wahrscheinlich im Schloss Munition gelagert haben und diese dann beim Abzug noch in Brand gesetzt wurde". Eine andere Auslegung besagt, die Rote Armee habe die Kunstschätze zerstört.
Die Ausstellung sei "ergebnisoffen" gestaltet, so Rainald Franz. "Wir haben bewusst gesagt: Das ist keine Ausstellung, die eine Lösung des Themas bringen wird." Allerdings kann Weinhäupl Gerüchten, manche Objekte wären in Wahrheit gestohlen worden, wenig abgewinnen. "Die Hoffnung stirbt zuletzt und für uns ist sie eigentlich schon gestorben." Bis heute ist immerhin keines der Werke wieder aufgetaucht.
(S E R V I C E - "Gustav Klimt, das MAK und Schloss Immendorf: Verbrannt, zerstört, verschollen?" im MAK, bis 21. September. www.mak.at)
Zusammenfassung
- Am 8. Mai 1945 wurden durch einen Brand im Schloss Immendorf mehrere Hauptwerke von Gustav Klimt sowie weiteres Kulturgut vernichtet, nachdem das Schloss seit 1942 als Kunstdepot genutzt worden war.
- Die MAK-Ausstellung "Gustav Klimt, das MAK und Schloss Immendorf: Verbrannt, zerstört, verschollen?" beleuchtet bis 21. September die ungeklärten Hintergründe des Brandes und zeigt unter anderem farblose Reproduktionen der verlorenen Fakultätsbilder.
- Bis heute sind weder die genaue Brandursache noch eines der zerstörten Werke wieder aufgefunden worden, wobei Theorien von deutscher Munitionseinlagerung bis zur Zerstörung durch die Rote Armee reichen.