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Louvre will nach Krisenjahr künftig "global denken"

Heute, 08:01 · Lesedauer 4 min

Die Zeit der Improvisation sei vorbei, verspricht die Museumsleitung. Keine Flickschusterei mehr, keine punktuellen Reparaturen, sondern ein radikaler Kurswechsel. Nach dem Krisenjahr 2025, in dem es in dem berühmten Museum zeitweise weniger um Kunst als um Alarmanlagen, Wasserlecks und Arbeitskämpfe ging, will der Louvre künftig "global denken".

Der Anspruch ist hoch - und längst überfällig. Seit Jahren warnen Prüfberichte vor Sicherheitslücken und einer zunehmend maroden Infrastruktur, Beschäftigte klagen über Personalmangel und Überlastung. Gleichzeitig wächst der Besucherandrang weiter.

Mit mehr als 380.000 Kunstobjekten - davon ist nur ein Bruchteil dauerhaft ausgestellt - und riesigen Ausstellungsflächen gilt der Louvre als das größte Museum der Welt. Doch an vielen Stellen ist die Institution inzwischen an ihre Grenzen gestoßen.

Bisher standen Prestige, Besucherzahlen und der Ausbau der umfangreichen Sammlung über allem - zum Nachteil von Sicherheit und Infrastruktur, stellte der Rechnungshof, Frankreichs oberste Finanzkontrollinstanz, nach den Vorfällen von 2025 klar. So wurden im Oktober Kronjuwelen im Wert von rund 88 Millionen Euro gestohlen, von denen bisher jede Spur fehlt.

In seinem Bericht empfiehlt der Rechnungshof, das Budget für Neuerwerbungen deutlich zu senken - und eine jahrzehntelang geltende Praxis zu beenden: 20 Prozent der Eintrittsgelder flossen bisher automatisch in den Ankauf neuer Kunstwerke.

Allein in den vergangenen acht Jahren erwarb demnach der Louvre 2.754 Werke. Die ambitionierte Sammelpolitik verschlang 145 Millionen Euro. Für den Rechnungshof ein klarer Fehlgriff: Das Geld fehlt heute dort, wo es am dringendsten gebraucht wird.

Louvre 2026: Alarmstufe Sicherheit

Nach einem Krisenjahr 2025 soll nun endlich umgesetzt werden, was zuvor oft nur auf dem Papier stand: Mehr Überwachungskameras, Anti-Rammbock-Vorrichtungen, verstärkte Polizeikontrollen – für Besucher sofort sichtbar. Dahinter laufen Schulungen, neue Sicherheitskräfte, ein Cybersecurity-Zentrum und ein zentraler Sicherheitskoordinator.

Als externer Problemlöser wurde Philippe Jost an Bord geholt, bekannt durch die Restaurierung von Notre-Dame. Sein Auftrag: das Riesenmuseum endlich auf Sicherheit, Effizienz und Besucherkomfort auszurichten - ein Kraftakt. Die über 60.000 Quadratmeter großen Ausstellungsflächen sind nur ein Teil des gewaltigen Gebäudekomplexes, der sich über viele Hektar erstreckt, endlose Gänge durchzieht, hunderte Mitarbeiter beschäftigt und zahllose Abteilungen vereint.

Meistbesuchtes Museum - Fluch oder Segen?

Die Erfolgsgeschichte des Louvre lässt sich in Zahlen messen: 1970 kamen 1,2 Millionen Besucher, 1990 - nach der Einweihung der Glaspyramide - bereits 5,3 Millionen. Die ikonische Pyramide war für 4,5 Millionen Menschen konzipiert. 2018 überschritt der Louvre mit 10,2 Millionen Besuchern erstmals die Zehn-Millionen-Marke.

Heute sind es 8,7 Millionen Besucher pro Jahr - genug, um den Louvre weiterhin als meistbesuchtes Museum der Welt zu krönen. Doch dieser Ruhm hat seinen Preis: überfüllte Ausstellungssäle, stockende Besucherströme.

Gleichzeitig wächst die Abhängigkeit von Eintrittsgeldern, da die staatlichen Zuschüsse seit Jahren sinken. Die Rechnung ist einfach: mehr Besucher, mehr Einnahmen - doch die Hallen ächzen unter dem Gewicht des Erfolgs.

Umbau für die Zukunft

Um dem Besucheransturm langfristig Herr zu werden, plant der Louvre tiefgreifende Veränderungen. Die "Mona Lisa" soll einen eigenen Saal erhalten - ein Versuch, Leonardo da Vincis berühmtestes Gemälde aus dem Nadelöhr der Massen zu befreien. Dann wird es die "Mona Lisa" nur noch mit Aufpreis geben: Neben dem regulären Eintritt soll ein zusätzliches Ticket erforderlich werden.

Zudem ist ein neuer Museumseingang vorgesehen, um die Besucherströme besser zu lenken. Der bisherige Zugang unter der Glaspyramide soll umgebaut und teilweise in zusätzliche Ausstellungsflächen verwandelt werden.

All das gehört zum Großprojekt "Louvre - Neue Renaissance", das bis 2031 Realität werden soll. Mehr Raum, bessere Abläufe, höhere Sicherheit - für ein Museum, das künftig bis zu zwölf Millionen Besucher pro Jahr aufnehmen will. Die Kosten werden auf über 500 Millionen Euro geschätzt, die Finanzierung ist bisher nicht vollständig geklärt.

Ein Museum am Wendepunkt?

2026 könnte somit das Jahr werden, in dem der Louvre sich neu aufstellt, sicherer und zukunftsfähiger wird. Keine leichte Aufgabe, denn es geht darum, Prestige, Publikum und Sicherheit in Einklang zu bringen.

Spürbar wird der neue Kurs auch an der Kasse. Ab Jänner 2026 zahlen Besucher aus Ländern außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums 32 Euro Eintritt - zehn Euro mehr als bisher. Der Louvre rechnet mit Mehreinnahmen von bis zu 20 Millionen Euro jährlich. Sie sollen in Sicherheit und Sanierung fließen.

Zusammenfassung
  • Nach einem Krisenjahr 2025 mit Sicherheitslücken, Personalmangel und dem Diebstahl von Kronjuwelen im Wert von 88 Millionen Euro startet der Louvre einen umfassenden Umbau und will künftig 'global denken'.
  • Im Rahmen des Projekts 'Louvre – Neue Renaissance' sollen bis 2031 über 500 Millionen Euro in Sicherheit, Besucherkomfort und neue Ausstellungsflächen investiert werden, darunter ein eigener Saal für die Mona Lisa und ein zusätzlicher Eingang.
  • Ab Jänner 2026 steigt der Eintrittspreis für Besucher außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums auf 32 Euro, wodurch der Louvre mit Mehreinnahmen von bis zu 20 Millionen Euro jährlich rechnet, die in Sicherheit und Sanierung fließen sollen.