Linzer "Shrek" als bunter Märchenspaß mit Message

Im Saal sitzen auch viele junge Besucher, so mancher grün gekleidet, alle vom Saallicht ogerfarben beleuchtet. Ein Märchenbuch bildet den Boden für die Bühne. Das Stück startet mit einem Rückblick in die Kindheit von Fiona und Shrek, bevor endlich Christian Fröhlich als Oger aus seinem Klo-Häuschen tritt, sich ausgiebig am Allerwertesten kratzt und einfach nur in seinem Sumpf vor sich hin granteln will - und zwar möglichst alleine, wenn's geht.

Geht nicht, weil der mit kurzen Beinen und großem Ego ausgestattete Lord Farquaad alle Märchenfiguren, "Freaks", ausgerechnet in den Sumpf "remigriert". Um sein Zuhause zurückzubekommen, muss Shrek Prinzessin Fiona, die Farquaad ehelichen möchte, aus einem Turm befreien. Ganz nah an ihm dran klebt bei dieser Mission ein sprachinkontinenter Esel, der ihn solange mit Freundschaft überschüttet, bis selbst Shreks harte Schale aufweicht - Oger sind ja bekanntlich wie Zwiebeln: Sie stinken nicht nur, sie haben Schichten. Die Story ist seit dem Film wohl hinlänglich bekannt.

Das Musical braucht einige Minuten, bis es in Fahrt kommt, bietet dann aber einfach gute Familienunterhaltung. Die Maske hat ganze Arbeit geleistet, wenn Pinocchios Nase immer länger wird oder die Ohren des Esels Stimmungsschwankungen mitmachen. Christian Fröhlich, der in Fatsuit und mit grünem Ogerkopf im Furchengang über die Bühne läuft und tanzt, meistert die Rolle des Sumpfbewohners bewundernswert, obwohl ihm die Maske wenig Mimik und auch nicht allzu viel Bewegungsfreiheit erlaubt und es vermutlich darunter ziemlich heiß ist.

Romantisches Wettrülpsen

Alexandra-Yoana Alexandrova als Fiona zeigt neben ihrer perfekten stimmlichen auch ihre komische Seite, wenn sie schwungvoll - ups - ein Reh durch den Wald schleudert oder beim Wett-Rülpsen und -Furzen mit Shrek der Liebesfunke überspringt. Die Wartezeit in ihrem Turm bestreiten drei Fionas unterschiedlichen Alters, darunter die erst zwölfjährige Rosa Gruber - bravo!. Neu im Linzer Musicalensemble ist "Esel" David Rodriguez-Yanez als Quasselstrippe im Flauschkostüm, dauergrinsend, immer auf Endorphinen, sein Herz auf der Zunge tragend und mit einer Vorliebe für große Frauen. Ein gelungener Einstand.

Stimmlich wie schauspielerisch das Highlight des Abends ist Gernot Romic als Farquaad, ein blasierter Zwerg am hohen Ross, der eine Armee von körperlich perfekten, blonden Untertanen befehligt, alle Märchenfiguren - seinem eigenen Stammbaum zum Trotz - abschiebt und der ein Faible für Bade-Quietschenten hat. Um die von der Story geforderte Körperkürze zu erreichen, verbringt Gernot Romic tapfer den ganzen Abend auf Knien und ist sichtlich erleichtert, als er beim Verbeugen aufstehen darf.

Kindgerecht und farbenfroh

Die Musik von Jeanine Tesori spannt den Bogen querbeet von Pop über romantische Balladen, von Rock bis Swing, das Orchester unter der Leitung von Raban Brunner muss neben Musik auch zahlreiche Geräusche produzieren. Sobotka und sein Team haben den Film auf die Bühne transferiert, ebenso erwachsenen- wie kindergerecht, witzig und farbenfroh. Die Aufführung ist eine reife Leistung von Ensemble und Tänzern, die unter der Choreografie von Dennis Callahan in stets wechselnden Kostümen (Elisabeth Gressel) über die Bühne wirbeln - und auch den Drachen, die übergroße Herzdame des Esels, steuern.

(Von Verena Leiss/APA)

(S E R VI C E - "Shrek - Das Musical" von Jeanine Tesori (Musik) und David Lindsay-Abaire (Buch und Gesangstexte) nach dem Dreamworks-Animationsfilm und dem Buch von William Steig. Musikalische Leitung: Raban Brunner, Inszenierung: Werner Sobotka, Choreografie: Dennis Callahan, Bühne: Andrew D. Edwards, Adam Nee, Kostüme: Elisabeth Gressel, Lichtdesign: Guido Petzold. Mit u.a. Christian Fröhlich (Shrek), David Rodriguez-Yanez (Esel), Alexandra-Yoana Alexandrova (Fiona), Gernot Romic (Farquaad). Weitere Vorstellungen am 13., 14., 15., 21., 24., 25., 27. September, 3., 5., 11., 16., 24., 30. Oktober 2025 im Musiktheater Linz Großer Saal,. www.landestheater-linz.at)