APA/Ulrike Innthaler

Linzer Goldene Nicas an Robotikprojekte

07. Juli 2025 · Lesedauer 4 min

Unter fast 4.000 Einreichungen haben sich vier Projekte eine Goldene Nica beim Prix Ars Electronica 2025 geholt. Robotik spielt dabei heuer eine große Rolle - ob als Kopf, der Genozide reflektiert, in einer 100 Jahre alten bearbeiteten Orgel oder als Lama auf einem neu begangenen Fluchtweg in den Anden. Nur in der U19 schlüpft ein Mensch in die Haut einer Ziege.

Genau 3.987 Einreichungen in vier Kategorien gab es, was überall ein zweistelliges Plus, in der Kategorie der Jugend sogar von 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, bedeutete. Dies führten Ars-Electronica-Geschäftsführer Gerfried Stocker und Managing Director Veronika Liebl in einer Pressekonferenz am Montag in Linz auf die stärkere Beteiligung von Ländern aus Afrika sowie Lateinamerika und China zurück. Thematisch sieht Stocker stark "die Verbindung der digitalen mit der physischen Welt, mit der Körperlichkeit der Welt, in der wir leben", Liebl auch "Krieg und Demokratie, neue Protestkulturen aber auch Proaktives, wie die Demokratie zu stärken".

In der "New Animation Art" siegten Frode Oldereid und Thomas Kvam aus Norwegen mit "Requiem for an Exit". Ein Roboterarm projiziert auf einen Pappkopf ein greisenhaftes Antlitz, das dystopische Botschaften wie "Wir sind die Initiatoren unserer eigenen Vernichtung" spricht und Genozide der Menschheitsgeschichte reflektiert. Das Duo arbeitet seit 1994 mit Roboter-Installationen, "an der Schnittstelle von Mensch und Maschine", so Stocker.

Den Preis in Digital Musics & Sound Art holten sich Navid Navab (Iran/Kanada) und Garnet Willis (Kanada) mit "Organism". Mit einer robotisch modifizierten Pfeifenorgel aus dem Jahr 1910 lassen sie sich auf ein unkontrollierbares Chaos ein. Ein robotisch gelenktes, dreifaches Pendel - Excitable Chaos - steuert den Klang der Orgel. Heuer ist die Installation im Mariendom zu sehen, Navab wird drei Konzerte während des Ars Electronica Festivals im September geben, das erste zur Eröffnung.

Mit Roboterlama über die Anden

Die argentinische Künstlerin Paula Gaetano Adi sicherte sich mit "Guanaquerx" die Goldene Nica in der Artificial Life & Intelligence. Sie nimmt einen Roboter in Lamagestalt - und viele Begleiterinnen und Begleiter - mit von Argentinien nach Chile über die Anden. 1817 beschritten 5.200 Menschen diesen Weg, um die Befreiung Lateinamerikas vom spanischen Kolonialregime voranzutreiben. Heute will die Künstlerin eine alternative Vision zum Technologieimperialismus entwerfen.

In der Kategorie u19-create your world überzeugten die Oberösterreicher Aleksa Jović und Nico Pflügler (Gilbert Gnos Productions) mit ihrem experimentellen Kurzfilm "Das Ziegenkäsemachen aus der Sicht der Ziege". Es ist auch ihre Abschlussarbeit an der HBLA für künstlerische Gestaltung in Linz. "Wie wäre es, wenn wir einen Film machen, den niemand schaut", war Pflüglers Idee als Kritik, dass Kunst und auch Kino nur Konsumobjekte sind. Mit Jović an der Kamera entstand "ein Film, der weiß, was TikTok ist - und trotzdem Kino bleibt", hieß es aus dem Jurystatement.

Erinnerungen mit KI generiert

Der Ars Electronica Award for Digital Humanity ging an "Synthetic Memories" der spanischen Domestic Data Streamers. Sie nutzen generative KI, um persönliche Erinnerungen herzustellen, wenn diese nicht festgehalten wurden oder verloren gingen. Den Isao Tomita Special Prize holte sich der Japaner evala für "ebb tide", eine sehr ästhetische, wohltuende Klanginstallation.

Für Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) überwinden die Preisträgerinnen und Preisträger die eigenen Grenzen und bewegen sich an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und Gesellschaft. Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) machen die Projekte "Mut und Hoffnung für die Zukunft". Ganz besonders hob sie hervor, dass die Goldene Nica in der U19 heuer wieder nach Linz ging.

(S E R V I C E - Viele Arbeiten zu sehen beim Ars Electronica Festival 2025 "Panic yes/no" von 3. bis 7. September in der PostCity Linz. http://ars.electronica.art)

Zusammenfassung
  • Beim Prix Ars Electronica 2025 wurden aus 3.987 Einreichungen vier Projekte mit einer Goldenen Nica ausgezeichnet, wobei Robotik in den prämierten Werken eine zentrale Rolle spielt.
  • Die Zahl der Einreichungen stieg in allen Kategorien zweistellig, in der Jugendkategorie sogar um 43 Prozent, was auf verstärkte Beteiligung aus Afrika, Lateinamerika und China zurückgeführt wird.
  • Die Siegerprojekte beschäftigen sich mit Themen wie Genozid, Demokratie und Technologieimperialismus und werden beim Ars Electronica Festival vom 3. bis 7. September 2025 in Linz präsentiert.