Landes-RH kritisiert Umbaukosten des Tiroler Landesmuseums
Die mittlerweile kalkulierten Kosten sind jedoch seit längerem nichts Neues und wurden bisher schon so kommuniziert. Erst im Juli hatte Landesmuseen-Direktor Andreas Rudigier von anvisierten Kosten über 58,9 Millionen Euro gesprochen, die nun jedenfalls eingehalten würden. Das "doppelt so teuer" bezieht sich auf eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2019, in der Baukosten von 32,8 Millionen Euro angeführt worden waren, die aber nunmehr schon länger obsolet sind. "Ich bin seit Dezember 2023 Direktor der Tiroler Landesmuseen, und wir haben immer alle Etappen und auch die Kosten des Umbaus stets transparent kommuniziert", erklärte Rudigier am Freitag denn auch gegenüber der APA zu dem bereits seit 2017 geplanten Projekt.
Deutliche Kritik wurde in dem Rechnungshofbericht laut "TT" auch an der Projektorganisation geübt. Hauptgründe für die Verzögerungen - erst im April des heurigen Jahres erfolgte der Baubescheid - seien ein zu ambitionierter Terminplan in der Wettbewerbsausschreibung, der Planungsstopp zwischen 2022 und 2023 zur Ausverhandlung eines Finanzierungskonzepts sowie das Bewilligungsverfahren gewesen. Letzteres dauerte mehr als ein Jahr.
Die Konsequenz daraus sei gewesen, dass die Kosten stetig nach oben korrigiert hätten werden müssen. Nicht nur der Baukostenindex habe den Aufwand in die Höhe getrieben, auch viele selbst verursachte Fehler. So habe das ausgewählte Siegerprojekt im Jahr 2021 die Zielkostenvorgabe bereits deutlich überstiegen, damals war man bereits bei 47 Millionen Euro gelegen.
Für das Bauvorhaben lange Zeit verantwortlich gewesen war der Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, der 40 Prozent an der Landesmuseen-Betriebsgesellschaft hält. 60 Prozent hält das Land. Das Land trug zwar das wirtschaftliche Risiko - die Finanzierung erfolgte zunächst auf Basis einer Fördervereinbarung - hatte aber keine Steuerungsmöglichkeiten, hieß es. Erst als es zu massiven Kostenüberschreitungen gekommen sei, habe der Museumsverein schließlich der Übertragung des Baurechts auf die Betriebsgesellschaft zugestimmt. Damit wechselte die Bauherrenschaft und das Land gab das Tempo vor. Die neue Projekt- und Finanzierungsstruktur sei dann laut Landesrechnungshof (LRH) aber nur zum Teil erfolgreich gewesen.
Direktor Rudigier rückte indes am Freitag auch zur Verteidigung des Vereins aus: "Man darf bei aller Kritik nicht übersehen, dass der Verein seit 1823 die Erzeugnisse zur Kunst und Kulturgeschichte Tirols zusammengetragen hat - eine enorme Leistung, ohne die wir heute um so vieles ärmer wären und uns die Frage nach einem neuen Museum gar nicht stellen müssten."
Land sah Projekt nun "gut aufgestellt"
Das Land hielt unterdessen in einer Reaktion gegenüber der APA fest, dass "in dieser Legislaturperiode bereits ein Großteil der im Bericht des Landesrechnungshofes aufgezeigten Verbesserungsvorschläge umgesetzt wurde bzw. sich in Umsetzung befindet." "Der Großteil der Kritikpunkte des LRH wurzelt in der Tatsache, dass sich die Bauherrenschaft und damit auch die Projektstruktur zwischen Vorentwurfs- und Einreichplanung verändert hat", verwiesen auch die Verantwortlichen auf die erwähnten Umstände. Diese Veränderung sei gleichzeitig als zentral und positiv für das Land zu werten, da man als Hauptfinanzier nun auch die nötige Mitsprache und Steuerungsmöglichkeit habe. Das Projekt sei nun "gut aufgestellt." Die Fertigstellung sei 2028 geplant, der nun vorliegende Kostenrahmen "valide berechnet" und "mit Baustart transparent kommuniziert", wurde betont.
Scharfe Oppositionskritik
Die Opposition schoss indes ob des Rechnungshofberichts aus allen Rohren - und nahm die Landesregierung und auch Kulturreferent Mattle ins Visier. "Die Landesregierung unter Führung von Landeshauptmann Anton Mattle hat versäumt, frühzeitig klare Finanzierungsstrukturen zu etablieren und die Verantwortung zielgerichtet zuzuweisen. Statt proaktiv zu handeln, wird am Läuferpfad weitergekrochen - mit altbekannten Ausreden, aber ohne klare Haltung", kritisierte FPÖ-Chef Markus Abwerzger in einer Aussendung. Abwerzger forderte "Transparenz, klare Bauherrschaft und unabhängige Kontrolle", es brauche "klare Finanz- und Zeitpläne für Großprojekte."
"Das nächste Großbauprojekt der schwarz-roten Landesregierung bringt die nächste Kostenexplosion", verlautete es ähnlich von Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint. Die Verantwortlichen, von den Planern und Studienerstellern über die Landesbeamten bis zur Landesregierung, seien "nie schuld": "Für die zusätzlichen Millionen müssen jedes Mal die Steuerzahler herhalten."
"Die Katze lässt das Mausen nicht - die Landesregierung das Überschreiten von Baukosten", ätzte und dichtete hingegen Grünen-Klubobmann Gebi Mair. "Die Landesregierung nutzt Sparmöglichkeiten bei Hochbauten nicht und lässt dann die Allgemeinheit blechen. Kein privater Bauherr würde so mit seinem Geld haushalten wie es die ÖVP zum Fenster hinauswirft", attackierte Mair vor allem die Volkspartei scharf.
Zusammenfassung
- Der Landesrechnungshof kritisiert beim Umbau des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum eine mangelnde Kostenkontrolle und das Fehlen eines Betriebskonzepts.
- Die Kostenobergrenze für das Projekt wurde inzwischen auf 62 Millionen Euro festgelegt, was doppelt so viel ist wie die ursprünglich angenommenen 32,8 Millionen Euro aus dem Jahr 2019.
- Verzögerungen entstanden unter anderem durch einen zu ambitionierten Zeitplan, einen Planungsstopp zur Finanzierungsklärung und ein über ein Jahr dauerndes Bewilligungsverfahren.
- Erst nach massiven Kostenüberschreitungen wechselte die Bauherrenschaft von einem Museumsverein zur Betriebsgesellschaft, wodurch das Land mehr Steuerungsmöglichkeiten erhielt.
- Die Landesregierung betont, dass die meisten Kritikpunkte des Rechnungshofs inzwischen adressiert wurden und die Fertigstellung des Museumsumbaus für 2028 geplant ist.