APA/APA/HERBERT NEUBAUER/HERBERT NEUBAUER

Aufregung nach Vorwürfen gegen Theaterchef Thomas Birkmeir

04. Feb. 2025 · Lesedauer 3 min

Nach den im "Standard" veröffentlichen Vorwürfen gegen Theater der Jugend-Chef Thomas Birkmeir unterstreicht das Büro von Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ), die Verantwortung als Fördergeberin ernst zu nehmen, allerdings seien Einflussmöglichkeiten aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen "klar begrenzt". Der Vereinsvorstand des TdJ bereitet derzeit eine Ausschreibung vor. Mitarbeitende hatten sich 2021 über ein "System aus Angst und Machtmissbrauch" beschwert.

Nachdem das Büro der Stadträtin damals über die Vorwürfe in Kenntnis gesetzt worden war, seien "unverzüglich mit allen notwendigen Stellen Gespräche veranlasst" worden. Involviert waren die zuständigen Kulturabteilung MA7, der Vereinsvorstand, die Theaterleitung, der Betriebsrat und der Bund als weiterer Fördergeber. "Ziel war von Beginn an, eine transparente und sachgerechte Aufarbeitung sicherzustellen", heißt es in der Aussendung. Birkmeir sei mit den Vorwürfen konfrontiert und die zugänglichen Informationen "im Rahmen der Möglichkeiten geprüft" worden. Im Anschluss sei "glaubhaft versichert worden", dass die extern hinzugezogene Firma "Health Consult" Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsklimas umsetze und als ergänzende Vertrauensstelle für die Theatermitarbeiterinnen und -mitarbeiter fungiere. Seit Ende 2021 seien der Stadt Wien keine weiteren Vorwürfe zur Kenntnis gebracht worden.

Jedoch betont das Büro, im Jahr 2022 eine Nicht-Verlängerung des Vertrages von Thomas Birkmeir befürwortet zu haben, "allein aufgrund seiner unüblich langen Intendanz von mehr als 20 Jahren". Eine solche Entscheidung hätte jedoch einen Konsens im Vereinsvorstand in Abstimmung mit den anderen Fördergebern erfordert, heißt es in dem Statement. Die nunmehrige Ankündigung Birkmeirs, seine Intendanz nach der Saison 2025/26 zurückzulegen, werde "begrüßt". Für die Ausschreibung der künstlerischen Leitung ist der Verein verantwortlich.

Vorstandsvorsitzende Andrea Brunner unterstrich gegenüber der APA, dass dem 2022 neu gewählten Vorstand seither keine Beschwerden zugetragen wurden. Bei der nächsten Vorstandssitzung werde "grundsätzlich besprochen", ob und welche weiteren Schritte gesetzt werden. Fix ist, dass derzeit die Ausschreibung vorbereitet wird, die innerhalb der kommenden sechs Wochen veröffentlicht werden soll. Eine Bestellung der neuen Leitung soll dann bis zum Sommer erfolgen. Kaup-Hasler plädiert jedenfalls für den Einsatz einer mit Experten besetzten Jury. Dies sei laut Brunner aber ohnehin geplant.

Wiener Opposition für unabhängige Untersuchung

Die FPÖ Wien forderte am Dienstag eine lückenlose Aufklärung der Vorwürfe, eine unabhängige Untersuchung der Arbeitsverhältnisse in Wiener Kulturbetrieben sowie eine strengere Kontrolle über die Mittelvergabe. "Es kann nicht sein, dass Mitarbeiter unter fragwürdigen Bedingungen leiden, während die Stadt Wien mit Steuergeld weiter großzügig subventioniert, ohne dass es irgendeine Konsequenz für Fehlverhalten gibt", so Stefan Berger, Kultursprecher der Wiener FPÖ.

Die Hauptstadt-ÖVP sieht das Beispiel des Theaters der Jugend nur als eines unter vielen anderen in Wien, weshalb man Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) zum Handeln auffordert. "Die Verantwortung der Stadt endet nicht mit dem Überweisen von Steuergeldern - sie beginnt genau dort", so Landesparteiobmann Karl Mahrer. Die Wiener Stadtregierung habe es verabsäumt, funktionierende Schutzmechanismen zu etablieren, weshalb nun eine unabhängige Evaluierung aller Wiener Kulturbetriebe erfolgen müsse, Fördermittel an klare Auflagen in Sachen Führung, Transparenz und Arbeitsklima zu binden seien und eine unabhängige Anlaufstelle für Betroffene eingerichtet werden solle.

Zusammenfassung
  • Das Büro der Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler betont, dass die Vorwürfe gegen Theaterchef Thomas Birkmeir ernst genommen werden, jedoch seien die rechtlichen Einflussmöglichkeiten begrenzt.
  • Die FPÖ Wien fordert eine umfassende Aufklärung und unabhängige Untersuchung der Arbeitsverhältnisse in Wiener Kulturbetrieben, während die Ausschreibung für die Nachfolge Birkmeirs innerhalb der nächsten sechs Wochen erfolgen soll.
  • Seit 2021 gab es keine weiteren Beschwerden gegen Birkmeir, und die Entscheidung, seinen Vertrag nicht zu verlängern, wurde 2022 befürwortet, jedoch nicht umgesetzt.