Hommage an Bodo Hell bei Crossing Europe
Während der Dreharbeiten zu "Hellwach" wusste das Filmteam nicht, dass es wohl Bodo Hells letzte Tage begleitete: Am 7. August 2024 traf Carola Mair den Literaten noch einmal auf der Grafenbergalm, wo er im Sommer Weidetiere hütete und Käse machte. Zwei Tage später wurde er noch einmal von Wanderern gesehen, Ausschau haltend nach seinem Vieh, danach verliert sich seine Spur im Dachsteingebiet. Wenn so ein "raues Bein" abgeht, sucht er es, bis er es findet, sagt er im Film über seine vierbeinigen Schützlinge. Gut möglich, dass ihm das letzten Sommer zum Verhängnis geworden ist.
Die Natur, das Kleine, das Unscheinbare, sticht ihm ins Auge, immer wieder geht er auf die Alm, weil er nach wie vor noch nicht alles gesehen, noch immer nicht jedes Detail in sich aufgesogen hat. Wieder im Tal ist er aber auch ein urbaner Mensch, dessen Leben sich auf Ausstellungen und Lesungen abspielt, ein geselliger, humorvoller und nach kurzer Nachdenkpause stets treffsicher formulierender Beobachter, der sich mit Geschichte ebenso wie mit Zukunft auseinandersetzt.
In einem ehemaligen Luftschutzkeller geht er auf Spurensuche und sinniert über den Krieg und über den Tod. "Es hat viele Menschen gegeben, die den Tod völlig ablehnen, aber er hat sie doch ereilt." Ob er selbst Angst vor dem Tod habe? "Das kann man nicht wissen." Zahlreiche Weggefährten kommen im Film zu Wort, wie etwa der Schriftsteller Manfred Mittermayer. Sein Umfeld beschreibt Bodo Hell als immer in Bewegung, körperlich wie geistig - und genau dieses Bild zeichnet sich auch für den Zuschauer.
Naturschutz und Feminismus
Der Erhalt der Natur und der Feminismus sind Bodo Hell Anliegen. Das veranschaulichen die Gespräche mit der Medienkünstlerin Stefanie Weberhofer, mit "Grüß Göttin" Ursula Beiler, die das nachhaltige Matriarchat lobpreist und am Berg das "Wasser unser" betet - "und vergib uns unseren unsäglichen Wasserverbrauch" - oder mit Gertraud Klemm, der das "Phallozän" anprangernden Schriftstellerin und Biologin, ebenso wie mit Katharina Cibulka, die in Kreuzstich-Plakaten festhält, wie lange sie Feministin bleiben wird und warum.
Der Film ist ganz nahe dran am Menschen Bodo Hell. Noch besser könnte man sich aber ein Bild machen, wenn man bei den einzelnen Szenen erfahren würde, wo man sich eigentlich gerade befindet, und warum. Dann wäre es nicht nur ein Film für Fans und Weggefährten, sondern auch für das Publikum, das den grundsympathischen Naturburschen und gewitzten Beobachter - wenn auch wohl posthum - besser kennenlernen möchte. Dennoch, eine gelungene Hommage und ein intimer Blick auf einen, der fehlt.
(Von Verena Leiss/APA)
(S E R V I C E - www.crossingeurope.at)
Zusammenfassung
- Die Filmemacherin Carola Mair widmete dem 2024 am Dachstein vermissten Literaten Bodo Hell eine Hommage, die beim Crossing Europe Festival in Linz gezeigt wurde.
- Der Film 'Hellwach' dokumentiert Hells letzte Tage, als er am 7. August 2024 auf der Grafenbergalm gesehen wurde und zwei Tage später spurlos verschwand.
- Bodo Hell war ein vielseitiger Mensch, der sich mit Naturschutz und Feminismus auseinandersetzte, und sowohl in der Natur als auch in urbanen Umgebungen lebte.