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Helge Schneider startete Konzert-Tour in Innsbruck

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Der Liedermacher, Multi-Instrumentalist und Brachialhumorist Helge Schneider gastierte Dienstagabend in einem gut gefüllten Innsbrucker Congress. Bei diesem ersten Österreichkonzert seiner aktuellen Tournee, die ihn noch in weitere österreichische Städte und zu zahlreichen Konzert-Destinationen in Deutschland führen wird, gab er sich überraschend leise, aber mit anarchischer Improvisationslust.

Der insgesamt leise Grundton des Abends war wohl nicht zuletzt dem minimalistischen Konzert-Setting geschuldet, das Schneider treffend, wie die ganze Tournee, unter das Motto "Ein Mann und seine Gitarre" stellte. Mit diesem Minimalismus spielte Schneider dann auch gleich prompt zu Beginn des Konzertes, als er "seine Gitarre", gespielt von seinem Langzeit-Tour-Gitarristen Sandro Giampietro, mit Dirigierstab zum ersten Ton aufforderte.

Oftmals durfte diese mit nur wenigen Akkorden die aberwitzigen, zum Teil frei improvisierten Erzählungen von Helge Schneider untermalen und Spontaneinfälle begleiten. Meist aber bot "seine Gitarre" Giampietro eine solide und offene Basis, bestehend aus Blues-, Jazz- und Rock-Elementen, die Schneider als Sprungbrett benutzte, um seine Songs lustvoll zu dekonstruieren und dann wieder halbfertig in den Konzertraum zu stellen.

Das Prinzip der Halbfertigkeit, verstanden als die ungebremste Lust Lieder und Ideen anzureißen, Möglichkeiten auszuloten und sich dabei auch manchmal zu verirren, durfte auch für die ganz eigene Instrumenten-Virtuosität von Schneider gelten. Er spielte unter anderem Gitarre, Klavier, Schlagzeug und Kontrabass - mit höchst unterschiedlichen Ergebnissen. Diese Ergebnisoffenheit ergab aber stets ungemein witzige Überraschungsmomente, die nie reiner Klamauk waren.

Vielmehr ging es Schneider offenkundig um die Auflösung der Unterschiede zwischen bierernstem Jazz und anarchisch-respektloser Humormusik. In einem Stück der Jazz-Legende Duke Ellington, das er selbst auf einem Vibraphon vortrug, integrierte er etwa zum Teil aberwitziges Fremdmaterial weit jenseits der Komponisten-Intention, das zum Teil an bekannte Kinderlieder erinnerte.

Auf diese Weise begegnete man mit dem leidenschaftlichen Jazzer Helge Schneider, der Jazz als komplexes und offenes System verstand, in das sich fast jeglicher Stil und jedes Genre einspeisen ließ. Im Laufe des Konzertes traf man beispielsweise die "Wurstfachverkäuferin", den "Telefonmann", Päpste auf der anderen Straßenseite oder Adler, die kleine Kinder in den Tiroler Bergen entführen. Auch einem verliebten Ich-Erzähler, der einfach nur Zeit mit seiner Liebsten auf der Couch verbringt, durfte zugehört werden.

Dazu imitierte und überspitzte er Stile, etwa psychedelisch-ausdrucksorientierte Rockmusik oder soulig-lüsterne Sänger mit unmittelbarem Zug hin zur Beischlaf-Aufforderung. Dass es sich dabei und daneben für Schneider auch noch ausging, ausgiebig von Bodo Oesterling kredenzten Pfefferminztee zu trinken und Apfelkuchen zu essen, grenzte schon beinahe an ein Wunder. Auch auf "Katzenklo", seinen bislang größten Hit, den er liebevoll zerlegte, vergaß Schneider nicht.

All das dankte ihm das Publikum ausgiebig. Es lachte an den richtigen Stellen seiner Ausführungen, amüsierte sich über die kindliche Spielfreude des 66-jährigen und klatschte ihn schließlich auch noch zu einer Zugabe wieder auf die Bühne heraus. Mehr als eine kleine Erzählung über seine Unlust am morgigen Mittwoch in der Mozartstadt Salzburg spielen zu müssen und ein letzter Klavier-Akkord auf seinem "alten Klavier" gönnte der Musiker seinem Publikum nach dem fast zweistündigen Konzert aber nicht mehr.

(S E R V I C E: Konzerttermine unter https://helge-schneider.de/termine)

ribbon Zusammenfassung
  • Der Liedermacher, Multi-Instrumentalist und Brachialhumorist Helge Schneider gastierte Dienstagabend in einem gut gefüllten Innsbrucker Congress.
  • Oftmals durfte diese mit nur wenigen Akkorden die aberwitzigen, zum Teil frei improvisierten Erzählungen von Helge Schneider untermalen und Spontaneinfälle begleiten.
  • Vielmehr ging es Schneider offenkundig um die Auflösung der Unterschiede zwischen bierernstem Jazz und anarchisch-respektloser Humormusik.

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