APA/APA/Bregenzer Festspiele/Anja Köhler

"Fräulein Else" mit viel Schwung in Bregenz live-vertont

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Eine große Projektionswand schwebt über der Bühne, darunter sitzen die Musicbanda Franui und im Zentrum ganz vorn: maschek - Peter Hörmanseder und Robert Stachel. Sie unternehmen die Live-Vertonung und -Synchronisierung des Stummfilms "Fräulein Else" (1929) und bieten damit den Gästen im Bregenzer Festspielhaus am frühen Mittwochabend beste Unterhaltung. Mit Humor und Unterton landet die Geschichte im 21. Jahrhundert, musikalisch wunderbar schrill, schräg und leise erzählt.

Schnitzler verfasste seine Monolog-Novelle 1924 und war mit der Verfilmung von Regisseur Paul Czinner nur bedingt zufrieden, wich sie doch erheblich von seiner Vorlage ab. Da wie dort aber dreht sich die Geschichte um Fräulein Else, die den Bankrott des Vaters verhindern kann, indem sie sich dem reichen Kunsthändler Dorsday nackt zeigt. Doch will sie das? Ist ist sie dazu in der Lage?

Hörmanseder und Stachel geben dem Film den Ton. Sie erzeugen Geräusche aller Art, sei es das blubbernde Eingießen eines Getränks in ein Glas oder das quietschende Öffnen einer Türe. Sie legen den Protagonisten immer wieder Sätze, in den Mund, die die Widersprüche des Damals mit dem Heute auf beste Weise karikieren: Wird etwa auf einer Bahnfahrt fleißig geraucht, fällt dazu noch der Ausspruch "Ungeimpft sind wir auch alle!" Erfindungen wie etwa das E-Mail werden angekündigt, aber abgelehnt, was zum Kommentar "Kana hot Fantasie!" führt. mascheks Dialoge, An- und Bemerkungen sowie Kommentare sind gekonnt subversiv, geht aber nie zu weit. Auch viele Werbeslogans sind zu hören.

Unterdessen beschreibt die Musicbanda Franui die Handlung mit musikalischen Tönen aller Art und treibt sie voran. Im Zusammenspiel mit maschek bleibt die Musik manches Mal im Hintergrund, dann wieder dominiert sie, gibt die Dramatik des Films vor und lässt auch wieder Raum zum Atmen. Im sechsten von sieben Akten, in den die Künstler den Film unterteilt haben, bleiben Hörmanseder und Stachel stumm. Der Streifen ist wieder Stummfilm und macht den Kontrast zum davor gelebten Konzept erlebbar.

Die Abwechslung tut gut. Nach einem schwungvollen Start mit vielen Lachern im Publikum geht die Dynamik der Produktion im Mittelteil etwas verloren. Man hat sich schnell an Tonalität und Stil gewöhnt, es fehlt ein wenig an Überraschung. Zum dramatischen Ende hin - Fräulein Else öffnet ihren Mantel, unter dem sie nackt ist, stirbt aber sogleich an einer Schlafmittel-Überdosis - nehmen die Dialoge und die Musik wieder Fahrt auf. Das Publikum im Festspielhaus dankt mit anhaltendem und lebhaftem Applaus.

(S E R V I C E - "Fräulein Else" - Remake des gleichnamigen Stummfilms (1929, Regie: Paul Czinner) nach Arthur Schnitzlers Novelle. Musicbanda Franui: Johannes Eder (Klarinette), Andreas Fuetsch (Tuba), Romed Hopfgartner (Saxophon), Markus Kraler (Kontrabass), Angelika Rainer (Harfe), Bettina Rainer (Hackbrett), Markus Rainer (Trompete), Martin Senfter (Ventilposaune), Nikolai Tunkowitsch (Violine), Andreas Schett (Trompete, musikalische Leitung), Stefan Schett (Klangregie); maschek: Peter Hörmanseder und Robert Stachel)

ribbon Zusammenfassung
  • Eine große Projektionswand schwebt über der Bühne, darunter sitzen die Musicbanda Franui und im Zentrum ganz vorn: maschek - Peter Hörmanseder und Robert Stachel.
  • Sie unternehmen die Live-Vertonung und -Synchronisierung des Stummfilms "Fräulein Else" (1929) und bieten damit den Gästen im Bregenzer Festspielhaus am frühen Mittwochabend beste Unterhaltung.
  • Der Streifen ist wieder Stummfilm und macht den Kontrast zum davor gelebten Konzept erlebbar.

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