Filmwirtschaft und Politik wollen im Gespräch bleiben
So gebe es wegen der Drehverschiebungen und Ausfälle nach Deckelung der ÖFI+-Förderschiene Rückflüsse an Mitteln. Diese sollen nun für selektiv geförderte Projekte verwendet werden, die heuer nicht mehr rechtzeitig bei ÖFI+ einreichen konnten. Als Beispiel wurde hier Marie Kreutzers neues Projekt "Gentle Monster" genannt.
Babler hatte nach einem Hilferuf aus der Filmszene, die nach dem Auszahlungsstopp der Förderschiene ÖFI+ ins Straucheln geraten ist, zum gemeinsamen Treffen geladen, dem die Filmwirtschaft gefolgt war. Dabei warb der Kulturminister für sein Konzept der "selektiven Förderung" als Konsequenz aus dem Förderstopp für 2025 und der Reduktionen 2026 angesichts der angespannten Budgetlage.
Dabei gehe es darum, auch kleine Produktionsfirmen und Newcomer zu unterstützen, die bis dato oftmals im Nachteil gewesen seien. Deshalb solle 2026 ein Großteil der Mittel, die für die ÖFI+-Förderung zur Verfügung stehen, der selektiven Filmförderung zugewiesen werden. Bis dato sei ÖFI+ oftmals eine reine Standortförderung gewesen.
Österreich bei "White Lotus" aus dem Rennen
Durch die Neustrukturierungen der Fördermodelle des Bundes hatten zuletzt vermeintlich zerschlagene Pläne für internationale Drehs in Österreich für Aufregung gesorgt. Im Nachrichtenmagazin "Profil" beklagte etwa Marijana Stoisits als Geschäftsführerin der Vienna Film Commission, dass wegen des Antragsstopps für das beim Wirtschaftsministerium ressortierenden Filmförderprogramms Fisa+ Österreich nun etwa fix aus dem Rennen um die vierte Staffel des HBO-Erfolgsformats "White Lotus" sei.
Vonseiten des Wirtschaftsministeriums betonte man gegenüber der APA nun, dass es keinen Antragsstopp in diesem Sinne gebe, auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt keine aktuellen Anträge möglich seien. 80 Mio. Euro stünden im Rahmen von Fisa+ heuer zur Verfügung, wobei sich 60 Mio. Euro aus dem Budget und 20 Mio. Euro aus Rücklagen speisen. Man befinde sich derzeit in Abstimmung mit dem Finanzministerium über die entsprechenden Förderrichtlinien, was eine rechtliche Voraussetzung für die Auszahlung darstelle. Man rechne hier mit einem Abschluss im Laufe des Sommers.
Auch könne man keine Gerüchte über etwaige Förderabsagen und daraus folgende Absagen von Projekten in Österreich bestätigen, unterstrich man: "Uns liegen seitens HBO keine Informationen vor, dass potenzielle Projekte, aufgrund der sich in Finalisierung befindlichen FISAplus-Förderrichtlinien, nicht in Österreich umgesetzt werden."
Babler wirbt für "Investment Obligation"
"Nicht nur große Produktionsfirmen sollen gestärkt werden, auch kleinere, künstlerische Projekte und die internationale Vernetzung des österreichischen Films. Dabei geht es nicht nur um Geld, doch die Strukturen in der Filmförderung müssen teilweise neu gebaut werden", wurde indes Babler nach dem Treffen mit der Branche zitiert. Dazu zählt für den SP-Politiker der Plan für eine "Investment Obligation", wonach die großen Streamingkonzerne zu einem Beitrag zur heimischen Kulturlandschaft verpflichtet werden sollen.
Die Filmwirtschaftsproponenten wiederum zeigten sich nach den Kalamitäten in den vergangenen Monaten vorsichtig optimistisch und begrüßten allgemein die Einrichtung der Arbeitsgruppe. "Damit wird unsere Kernaufgabe deutlich gestärkt und der Plan, eine automatische Herstellungsförderung für Kinofilme schnellstmöglich wiedereinzurichten, schafft auch die nötige Perspektive für die Zukunft", so Roland Teichmann als Direktor des Filminstituts.
Branche wirbt für Tax-Credit-System
Alexander Dumreicher-Ivanceanu, frischverlängerter Obmann des Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft in der Wirtschaftskammer, verwies indessen auf die Idee eines Tax-Credit-Systems, also ein Steuergutschriftmodell: "Tax Credit Modelle funktionieren in Kinoländern wie Italien oder Frankreich nachhaltig; ihre Einführung in Österreich würde die bestehende Budgetproblematik lösen und die Branche zukunftsfit machen." In der gemeinsamen Arbeitsgruppe sollen nun die Varianten zur Finanzierung für den österreichischen Film geprüft werden.
Auch die NEOS unterstrichen in einer Reaktion, dass sie Tax-Credit-Modelle als interessante Option sähen. "Sie punkten mit Planungssicherheit, Effizienz sowie verbesserter Standortattraktivität - und vor allem verursacht ein Steueranreizsystem keine Kosten und führt zu einem potenziellen Steuermehraufkommen. Ein Gesamtpaket aus klassischer Förderung und Steueranreizen wäre also eine budgetär nachhaltige, innovative und den Standort stärkende Reform", so Kultursprecherin Gertraud Auinger-Obzaucher.
Zusammenfassung
- Nach einem Runden Tisch zwischen Filmwirtschaft und Politik wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, um neue Förderstrukturen zu entwickeln.
- Kulturminister Andreas Babler kündigte an, dass Rückflüsse aus der gedeckelten ÖFI+-Förderschiene für Projekte wie 'Gentle Monster' genutzt werden, die 2024 nicht mehr rechtzeitig einreichen konnten.
- Ab 2026 soll ein Großteil der ÖFI+-Mittel in die selektive Filmförderung fließen, um vor allem kleinere Produktionsfirmen und Newcomer zu unterstützen.
- Für das FISA+-Filmförderprogramm stehen heuer 80 Mio. Euro zur Verfügung, wobei die endgültigen Förderrichtlinien im Sommer erwartet werden.
- Die Branche setzt sich für ein Tax-Credit-System als nachhaltige Lösung der Budgetproblematik ein, das auch von den NEOS unterstützt wird.