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Filmemacher Panahi will Zensur im Iran weiter ignorieren

Heute, 11:31 · Lesedauer 2 min

Der mit der Goldenen Palme ausgezeichnete iranische Filmemacher Jafar Panahi will die Zensur in seiner Heimat weiter ignorieren. "Ich bin jetzt 65 Jahre alt, habe die Zensur nie beachtet, und werde jetzt bestimmt nicht damit anfangen", sagte er mit Blick auf seinen Plan, im Iran einen Film zum Thema Krieg zu drehen. Seit seiner Auszeichnung in Cannes habe er keine Schwierigkeiten mit den iranischen Behörden gehabt, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.

"Was sollen sie tun? Mir verbieten, das Land zu verlassen? Oder mich wieder ins Gefängnis bringen?", sagte er. "Sie hatten mir schon verboten zu arbeiten, und das hatte keine Wirkung", fügte er hinzu. Panahi war mehrfach im Iran inhaftiert worden, 2010 für knapp drei Monate und 2022/23 etwa sieben Monate lang. Die relative Zurückhaltung der Gefängniswärter erklärte er mit seiner Bekanntheit. "Wenn ein normaler Häftling einen Monat lang in den Hungerstreik tritt, erfährt das niemand. Bei mir weiß nach zwei Tagen die ganze Welt Bescheid", meinte er.

Panahis Erfahrungen im Gefängnis waren der Ausgangspunkt für den heimlich im Iran gedrehten Film "Ein einfacher Unfall", der im Mai in Cannes ausgezeichnet worden war. Das Werk über fünf ehemalige politische Gefangenen, die ihrem mutmaßlichen Folterer begegnen, enthält deutliche Kritik an der iranischen Führung. "Ich wurde nicht körperlich gefoltert. Aber wenn Sie monatelang mit zwei oder drei anderen in einem drei mal vier Meter großen Raum sind, dann hat das psychologische Auswirkungen", sagte er. Bei jedem Gang zur Toilette seien ihm die Augen verbunden worden.

Das Drehbuch für seinen nächsten Film sei bereits fertig, sagte Panahi. Er versuche bereits seit fünf Jahren, es umzusetzen. "Ich komme immer wieder auf das Thema zurück, vor allem in Zeiten, in denen der Geruch des Krieges überall zu spüren ist", sagte er.

Die iranischen Behörden hatten Panahi lange die Ausreise aus dem Land verweigert. Bei der jüngsten Ausgabe des Festivals von Cannes im vergangenen Mai war es Panahi zum ersten Mal seit 15 Jahren gelungen, persönlich in Cannes zu erscheinen.

Zusammenfassung
  • Der 65-jährige iranische Filmemacher Jafar Panahi will trotz mehrmaliger Inhaftierungen und staatlicher Restriktionen die Zensur in seinem Heimatland weiterhin ignorieren.
  • Sein heimlich im Iran gedrehter und im Mai in Cannes ausgezeichneter Film 'Ein einfacher Unfall' enthält deutliche Kritik an der iranischen Führung und basiert auf seinen eigenen Gefängniserfahrungen.
  • Nach 15 Jahren durfte Panahi erstmals wieder persönlich zum Filmfestival nach Cannes reisen und plant nun einen neuen Film zum Thema Krieg, dessen Drehbuch bereits seit fünf Jahren fertig ist.