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Festwochen setzen bei "Resistance Now!"-Tour auf Widerstand

27. Nov. 2025 · Lesedauer 3 min

Sie versteht sich als "treibende Kraft für politisch engagierte Kunst": Auch in diesem Spätherbst setzen die Wiener Festwochen mit der im Vorjahr initiierten "Resistance Now!"-Tour überregionale Impulse: So stehen in den kommenden drei Wochen "Bewaffneter Widerstand" in Kiew (Kyjiw), ein "alternatives Nobelpreis-Dinner" in Stockholm und ein "Guerilla-Festival" in Belgrad auf dem Programm. Den Auftakt macht am Freitag eine Podiumsdiskussion in der ukrainischen Hauptstadt.

Unter dem Titel "Kunst in Kriegszeiten: vom künstlerischen zum bewaffneten Widerstand" diskutiert Festwochen-Intendant Milo Rau mit Olena Apchel, die früher Teil des Leitungskollektivs des Berliner Theatertreffens war und nunmehr als Soldatin in der ukrainischen Armee wirkt, Tamara Trunova (Direktorin des Kiewer Left Bank Theaters) und dem Komponisten Illia Razumeiko. Zweite Station ist am 10. Dezember das "An Other Nobel Prize-Dinner" in Stockholm, das parallel zum offiziellen Nobelpreis-Dinner im Konträr-Theater in Stockholm über die Bühne geht.

Im Zentrum der Veranstaltung stehen jene Frauen, die den Missbrauchs- und Vergewaltigungsskandal um die Nobelpreisakademie aufgedeckt haben, der im Jahr 2018 zur Aussetzung des Literaturnobelpreises geführt hatte. Zur Erinnerung: Im Mittelpunkt standen damals die schwedische Dichterin Katarina Frostenson und ihr Ehemann Jean-Claude Arnault. Diesem haben 18 Frauen im November 2017 im Zuge der #MeToo-Enthüllungen sexuelle Übergriffe und Belästigung vorgeworfen. Anfang Dezember 2018 wurde er von einem Berufungsgericht in Stockholm gar wegen Vergewaltigung zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Milo Rau spricht in Stockholm nunmehr mit Servane Dècle, Anna Kölén und Jamie Man.

Den Schlusspunkt der Tournee bildet von 15. bis 18. Dezember in Belgrad ein "Guerilla-Programm", das nach der Absage des internationalen Theaterfestivals BITEF auf die Beine gestellt wurde. Im Oktober war der in die serbische Hauptstadt eingeladene, bei den Wiener Festwochen uraufgeführte Abend "Der Prozess Pelicot" von Milo Rau und Servane Dècle auf politischen Druck vom Festival ausgeladen worden. Nun kommt die Produktion zum Auftakt von "ne:Bitef" doch auf die Bühne.

"Der Prozess Pelicot" nach Ausladung nun doch in Belgrad

Die künstlerischen Leiter Miloš Lolić und Borisav Matić hatten damals in der Ausladung einen "Präzedenzfall" gesehen. "Das BITEF muss eine Plattform für engagierte Stimmen bleiben, die die Realität kritisch beobachten", meinte das BITEF-Leitungsduo damals. Rau gelte in serbischen Regierungskreisen als "Persona non grata", weil er im Vorjahr bei der Eröffnungsrede des Festivals den umweltschädlichen Lithiumabbau in Serbien kritisiert habe. Als Reaktion auf die Zensur baten Lolić und Matić um die einvernehmliche Auflösung ihrer Verträge.

Im Rahmen des Stücks "Der Prozess Pelicot", das bereits in mehreren Ländern aufgeführt wurde, verlesen Schauspielerinnen und Schauspieler stundenlang Akten, Beschreibungen und Kommentare über und aus den Gerichtsverhandlungen gegen Dominique Pelicot, der seine Ehefrau Gisèle ohne ihr Wissen jahrelang immer wieder betäubt und sie in diesem Zustand von Dutzenden Männern vergewaltigen hat lassen. Der in Frankreich geführte Prozess sorgte für globale Resonanz und ließ das Opfer zu einer Ikone im Kampf gegen männliche Gewalttäter avancieren.

(S E R V I C E - www.festwochen.at/resistance-now)

Zusammenfassung
  • Die Wiener Festwochen setzen ihre im Vorjahr gestartete 'Resistance Now!'-Tour mit drei Stationen in Kiew, Stockholm und Belgrad fort.
  • In Belgrad wird vom 15. bis 18. Dezember das Stück 'Der Prozess Pelicot' nach politischer Ausladung nun doch aufgeführt, das einen internationalen Gerichtsfall über schwere Gewalt gegen Frauen thematisiert.