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Falten, Figuren und eine Amöbe: Ausstellungstrio im MAK

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Eine riesige Amöbe aus Papiermaché, Faltenröcke der chinesischen Miao-Minderheit und Figuren aus Jutesäcken und rostigem Metall. Nach einer kohärenten Schau klingen die bei einer Presseführung im Wiener MAK gezeigten Objekte nicht - müssen sie aber auch nicht. Denn mit "Sonja Bäumel: Entangled Relations - Animated Bodies", "Birke Gorm: dead stock" und "Falten" eröffnet das Museum für Angewandte Kunst morgen, Mittwoch, im Untergeschoss gleich drei Ausstellungen.

Das habe nicht nur mit dem Ehrgeiz, möglichst viel Programm zu machen, zu tun, stellte Generaldirektorin Lilli Hollein fest, sei es doch auch darum gegangen, dass teilweise neu gestaltete Untergeschoss zu präsentieren. Nicht neu, dafür aber äußerst sehenswert ist eine der drei Ausstellungen: Mit "Entangled Relations - Animated Bodies" macht Sonja Bäumel den österreichischen Beitrag für die Triennale di Milano 2022, der vom MAK beauftragt worden war, auch in Österreich sichtbar.

Mikroskopisches wird dabei ganz groß: Eine 40.000 Mal vergrößerte Amöbe wartet hinter einem Kettenvorhang auf Museumsbesucherinnen und -besucher, eine Amöben-Projektion läuft indes die Wand entlang, sogar speziell entwickelte Klänge, die der Einzeller möglicherweise von sich gibt, sind für menschliche Ohren zu hören. Wie können wir eine Beziehung zum Mikrokosmos aufbauen? Und wo verläuft überhaupt die Grenze zwischen "uns" und diesen anderen Wesen?, fragte Bäumel.

Andernorts präsentiert die in Deutschland geborene Wahlwienerin Birke Gorm ihre an der Wand lehnenden Figuren, die auf der großen Ausstellungsfläche etwas verloren wirken. Man könne sie als Wesen zwischen Taschen und Körpern begreifen, erklärte die Künstlerin beim Rundgang.

Die Henkel, die auch die Köpfe bilden, sind an der Wand fixiert, aus den Jutearmen ragen Hände in Form von rostigen Schaufeln oder Sicheln hervor. Karton, Metall und Papier befindet sich in ihnen und um sie herum - es handelt sich um den von Gorm gesammelten, titelgebenden "dead stock". Das seien überflüssige, unverkäufliche oder defekte Waren, die in einer kapitalistischen Gesellschaft als tot gelten. Ebenso weist Gorm auf Geschlechterrollen hin: So finde man Taschen an Kleidungsstücken etwa eher in der Männermode, sagte Kuratorin Marlies Wirth. Auch das Sammeln bleibt weiblich konnotiert.

Zwischen Bäumels Amöbe und Gorms Taschenkörpern findet man die von Mio Wakita-Elis kuratierte Ausstellung "Falten". Sie ist zwar Kustodin der Asiensammlung des MAK, wollte Falten aber sowohl aus westlicher als auch östlicher Perspektive betrachten, erklärte sie. Neben den an der Wand drapierten kupferfarbigen Faltenröcken der Miao-Minderheit, deren Ankauf Anstoß zur Ausstellung gab, finden sich im nur spärlich belichteten Raum etwa Kleider des im August verstorbenen Modedesigners Issey Miyake, der Falten zu seinem Markenzeichen machte, sowie Origami-Skulpturen, eine faltbare Lampe und ein "Herr der Ringe"-Plakat, auf dem ein schlecht gealterter Gollum seine faltige Haut zeigt. Während die Texte Falten aus kulturhistorischer wie philosophischer Perspektive betrachten, solle die Ausstellung laut Wakita-Elis - und das gilt wohl für alle drei Schauen - auch "einfach Spaß machen".

(S E R V I C E - "Sonja Bäumel: Entangled Relations - Animated Bodies" von 1.2. bis 30.4., "Birke Gorm: dead stock" von 1.2. bis 25.6. und "Falten" von 1.2. bis 21.5. im MAK - Museum für Angewandte Kunst, Stubenring 5, Wien 1, www.mak.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Nach einer kohärenten Schau klingen die bei einer Presseführung im Wiener MAK gezeigten Objekte nicht - müssen sie aber auch nicht.
  • Denn mit "Sonja Bäumel: Entangled Relations - Animated Bodies", "Birke Gorm: dead stock" und "Falten" eröffnet das Museum für Angewandte Kunst morgen, Mittwoch, im Untergeschoss gleich drei Ausstellungen.
  • Wie können wir eine Beziehung zum Mikrokosmos aufbauen?

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