APA/APA/Wolfgang Voglhuber

Ernste "Geschichten aus dem Wiener Wald" in Kobersdorf

02. Juli 2025 · Lesedauer 3 min

Der Wiener Wald im Burgenland: Die Schloss-Spiele Kobersdorf haben am Dienstagabend mit Ödön von Horvaths "Geschichten aus dem Wiener Wald" Premiere gefeiert und gehen heuer ungewohnt ernst zur Sache. Intendant Wolfgang Böck ringt aber auch dem bitteren Drama voller Verlogenheit, Trostlosigkeit und Brutalität in seiner typischen Manier einige komödiantische Momente ab. Das funktionierte am Premierenabend über weite Strecken gut, geriet am Ende aber etwas zu lang.

Das Wetter spielte fast schon zu gut mit. Die unerwartet kühlen Temperaturen passten zum Frösteln, das einen überkommt, wenn Marianne (Clara Wolfram) verzweifelt versucht, sich zu emanzipieren und aus der Verlobung mit dem Fleischhauer Oskar (Lukas Haas) in die vermeintliche Freiheit mit Hallodri Alfred (Nils Hausotte) zu entfliehen, nur um sich am Ende doch dem gesellschaftlichen Druck in all seiner Brutalität beugen zu müssen.

Überzeugend war vor allem Clara Wolfram als Marianne, die in die lauten wie die leisen Worte viel Gefühl legte. Nils Hausotte gab den Alfred als rücksichtslosen Schwerenöter, der sich hauptsächlich selbst leid tut, und Wolfgang Böck fand im Zauberkönig seine Paraderolle des resoluten, grantigen Wieners, der sagt, was er denkt, und dem Alkohol nicht abgeneigt ist.

Das Bühnenbild von Erich Uiberlacker unterstreicht in seiner Schlichtheit das trostlose Geschehen. Ein metallenes Gestänge deutet den Wald an, dem wechselnde Einzelbilder den örtlichen Rahmen liefern. Zwischen den Szenen geben sich etwa die Wachau, ein Café, eine Wiener Straße und ein Kinderwagen die Klinke in die Hand.

Inszenierung lässt Platz für humoristische Einlagen

In der Inszenierung von Michael Gampe wirkt das Frauenbild, das Mariannes Umfeld ihr aufzwingen will, oft völlig aus der Zeit gefallen und dann doch wieder erschreckend nah. Letztlich muss Mariannes Versuch der Emanzipation an den gesellschaftlichen Zwängen scheitern. Bei all der Tragik lässt Gampe aber auch noch Platz für die eine oder andere humoristische Einlage. Wie Erich, der überambitionierte Prototyp eines jungen Nationalsozialisten, sich betrunken selbst Befehle erteilt und gegen eine Wand knallt, grenzt schon fast an Slapstick.

Insgesamt geriet die Premiere mit drei Stunden inklusive Pause vor allem zum Schluss hin eine Spur zu lang. Überdeutlich wurde das durch die kühlen Temperaturen, die den einen oder anderen Besucher in der zweiten Hälfte ungeduldig werden ließen. Die "Geschichten aus dem Wiener Wald" wurden jedenfalls schon straffer erzählt.

Mit Ödön von Horvaths Volksstück beschließen die Schloss-Spiele ihre Reihe der österreichischen Dramatiker, die vor vier Jahren mit dem "Bockerer" ihren Anfang nahm. Im kommenden Jahr wird mit dem "Nackten Wahnsinn" des britischen Schriftstellers Michael Frayn wieder eine Komödie zu sehen sein.

(Von Theresa Puchegger/APA)

(S E R V I C E - Schloss-Spiele Kobersdorf: "Geschichten aus dem Wiener Wald" von Ödön von Horvath. Weitere Vorstellungen bis 27. Juli jeweils Donnerstag bis Sonntag. www.schlossspiele.com)

Zusammenfassung
  • Die Schloss-Spiele Kobersdorf feierten am Dienstagabend die Premiere von Ödön von Horváths 'Geschichten aus dem Wiener Wald' und setzten dabei auf eine ernste Inszenierung mit komödiantischen Momenten.
  • Die Aufführung dauerte drei Stunden inklusive Pause und wurde zum Ende hin als zu lang empfunden, was durch die kühlen Temperaturen am Premierenabend verstärkt wurde.
  • Mit diesem Stück beenden die Schloss-Spiele ihre Reihe österreichischer Dramatiker, weitere Vorstellungen finden bis 27. Juli jeweils von Donnerstag bis Sonntag statt.