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Dirigierjungstar Klaus Mäkelä debütierte im Musikverein

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Seit 2020 ist Klaus Mäkelä Chefdirigent der Osloer Philharmoniker, seit 2021 Musikdirektor des Orchestre de Paris, und der Vertrag, der ihn 2027 zum Chefdirigenten des Concertgebouworkest Amsterdam macht, ist bereits unterzeichnet. "Wow", sagte Musikvereins-Intendant Stephan Pauly, als er den 27-Jährigen gestern mit seiner Karriere konfrontierte, und die Geste, mit der dieser darauf reagierte, zwischen Stolz und Coolness, wirkte ungemein sympathisch.

Der junge Finne, den die "New York Times" den "am schnellsten aufsteigenden Maestro seiner Generation" nennt, "ein Liebling von Musikerkollegen und Orchesterverwaltern gleichermaßen", feierte am Freitag sein Debüt im ausverkauften Großen Saal des Musikvereins - und wurde anschließend im voll besetzten Gläsernen Saal vom Chef des Hauses persönlich zum Künstlergespräch gebeten. Viel Ehre für einen Vielgefragten.

Die Herzen der Zuhörer, die am Ende des Konzerts Standing Ovations spendeten, eroberte Mäkelä an diesem Abend im Sturm - die Herzen der Musikerinnen und Musiker des Orchestre de Paris, die für ein dreitägiges Gastspiel nach Wien gereist sind, gehören ihm bereits. Wer jüngst Cate Blanchett als unnahbare Chefdirigentin Lydia Tár gesehen hat (der Film läuft derzeit in den Kinos, sie selbst wird für Sonntag als Oscar-Favoritin gehandelt), der stellte unweigerlich Vergleiche der Körpersprache an. Seine Kommunikation mit dem Orchester wirkte ebenso fordernd wie freundschaftlich. Er verzichtet zwar nicht auf den spitzen Dirigierstab und zeigt an zackigen Bewegungen und klaren Einsätzen sichtbar Freude, doch gleichzeitig ist seine Expressivität in Gestik und Mimik ganz dem gemeinsamen Musizieren gewidmet.

"Help, but don't disturb", sei der wichtigste Satz, den ihm sein Lehrer Jorma Panula mitgegeben habe, sagte Mäkelä im Talk nach dem Konzert, es sei wichtig, den Musikerinnen und Musikern zu vertrauen und ihnen Freiheit zu geben, gleichzeitig aber die Kontrolle nicht abzugeben, schilderte der Dirigent und gab auch Einblick in die Herausforderungen, als Gastdirigent möglichst schnell die Besonderheiten eines Orchesters zu erfassen und bei der Arbeit mit seinen drei Orchestern in Oslo, Paris und Amsterdam die jeweilige Charakteristik künstlerisch produktiv einzusetzen. "Jedes Orchester ist anders. Aber genau das ist der beste Teil meines Berufs", strahlte er.

Auch jeder Konzertsaal ist anders, und so genoss Mäkelä gestern die weltberühmte Akustik des Goldenen Musikvereinsaals erstmals als Ausführender und nicht als Zuhörer. Bei Jean Sibelius sprang der Funke allerdings noch nicht so recht über. Für sein bereits vielfach ausgezeichnetes Decca-Debütalbum mit dem Oslo Philharmonic hat er alle Sibelius-Symphonien aufgenommen, gestern gab es das Violinkonzert d-Moll, op. 47, mit einer fantastischen Janine Jansen als Solistin. Doch das finnische Doppel von Komponist und Dirigent war eindeutig die kühlere, sprödere Kombination als die französische Paarung von Komponist und Orchester im zweiten Teil.

Bei Hector Berlioz' "Symphonie fantastique" war das Orchester in seinem Element. Auch Mäkelä ließ sich ganz auf die dramatische Erzählung der Programm-Symphonie ein, die vom Liebesleid eines Künstlers erzählt, bis zum volltönenden Hexensabbat am Ende, bei dem man sich den jungen Dirigenten in Lautstärke und Bewegungen auch im Zentrum eines Raves vorstellen konnte. Sich zu bewegen und zu träumen hatten manche im Publikum jedoch schon im zweiten Satz begonnen, der nach Berlioz' Vorstellung auf einem Ball spielt: Die Walzerseligkeit, die sich augenblicklich im Saal breitmachte, ließ bereits an kommende Neujahrskonzerte denken. Dafür scheint es für Mäkelä lediglich eine Frage der Zeit zu sein.

Vorerst stehen im Großen Saal am Sonntag und Montag aber Mahlers zweite Symphonie und die Uraufführung eines Auftragswerks von Mark Andre auf seinem Programm. Und für zu Hause gibt es seine soeben erschienene erste Veröffentlichung mit dem Orchestre de Paris. Sie gilt Igor Stravinskys Ballettmusiken "Le Sacre du Printemps" und "Der Feuervogel".

(S E R V I C E - www.musikverein.at; https://klausmakela.com/ )

ribbon Zusammenfassung
  • Seit 2020 ist Klaus Mäkelä Chefdirigent der Osloer Philharmoniker, seit 2021 Musikdirektor des Orchestre de Paris, und der Vertrag, der ihn 2027 zum Chefdirigenten des Concertgebouworkest Amsterdam macht, ist bereits unterzeichnet.
  • Doch das finnische Doppel von Komponist und Dirigent war eindeutig die kühlere, sprödere Kombination als die französische Paarung von Komponist und Orchester im zweiten Teil.

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