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"Der Kaiser" bei Sky: Gnädiger Film über Franz Beckenbauer

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Ältere Sportfans erinnern sich noch: Ein tosendes Stadion in Rom, ohrenbetäubender Jubel - und mittendrin und doch völlig allein ein Mann, der entrückt mit Händen in den Taschen der cremefarbenen Bundfaltenhose langsam über den Rasen geht. Franz Beckenbauer nach dem deutschen Sieg bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 in Italien, das hat etwas Ikonisches, wie vieles an der Fußballikone. Dies zeichnet nun das Biopic "Der Kaiser" nach, das ab 16. Dezember bei Sky abrufbar ist.

Dass er damals als Trainer noch einmal den WM-Titel holte, den er als Spieler 1974 schon gewonnen hatte, gilt als Höhepunkt seiner beeindruckenden Karriere. Und mit diesem Triumph beginnt "Der Kaiser". In der Rolle der "Lichtgestalt" zieht Schauspieler Klaus Steinbacher in dieser ersten Szene seine nachdenklichen Bahnen durch das Stadion. Er wendet sich dem Publikum zu und sagt: "Dabei wär's beinahe nichts geworden."

Dann harter Szenenwechsel und der Film spult zurück auf Anfang. Das Weltmeister-Stadion weicht bayerischem Kleinbürgertum im Münchner Arbeiterviertel Giesing der 1960er Jahre, der gefeierte Weltstar Beckenbauer weicht dem unmotivierten Versicherungsazubi Beckenbauer, der lieber mit Füßen auf dem Schreibtisch den "Kicker" liest und mit den Kolleginnen flirtet, als sich um Kundenakquise Gedanken zu machen. Beckenbauers Leben, so macht der Film von Beginn an unmissverständlich klar, war immer nur der Fußball.

Und weil das so ist, kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem jungen Franz und seinem Vater (Heinz-Josef Braun), der Fußball für brotlose Kunst hält und der dem FC Bayern, bei dem sein Sohn anheuert, nicht traut. Schließlich spielten die Bayern nur in der Regionalliga. "Wer weiß, ob es die in ein paar Jahren noch gibt." Doch Beckenbauers Talent ist so überwältigend, dass auch der kritische Vater irgendwann anerkennen muss, dass sein Sohn wohl für den Fußball geboren wurde.

Regisseur Tim Trageser zeichnet den Aufstieg des Ausnahmefußballers an die Weltspitze nach und entwirft dabei das Bild, das vielen Fans wohl das liebste vom "Kaiser" ist: ein leichtfüßiges Libero-Genie auf dem Platz, ein leichtfüßiger Lebemann abseits davon.

Probleme mit dem Finanzamt liegen allein am raffgierigen Berater, seine zahlreichen Affären mit hübschen Blondinen am "Blitz", der beim Blick in die schönen Augen einschlägt beim Beckenbauer - verheiratet oder nicht. "Haben Sie schon mal versucht, Weltmeister zu werden und ein guter Ehemann zu sein?", sagt Steinbacher in der Titelrolle bei seinen vielen, teils deplatziert wirkenden Mini-Monologen in Richtung der Zuschauer. Die Botschaft: Dem Franz kann doch keiner böse sein.

Diese gnädige, liebevolle, überaus verzeihende Sicht auf die Ikone bedingt auch den Zeitraum, den der Film erzählt. Denn er endet so, wie er beginnt: Mit dem Zenit der Beckenbauer-Karriere in Rom. Alles, was danach kam, blendet die Geschichte aus: vor allem die Unklarheiten rund um die Vergabe der Deutschland-WM 2006, die das "Sommermärchen" und Beckenbauer, der es der Fußballnation bescherte, im Nachhinein überschatteten.

Inzwischen hat er sich rar gemacht, tritt kaum noch öffentlich auf, hat mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und dem Tod seines Sohnes Stephan, der im Alter von nur 46 Jahren an einem Hirntumor gestorben ist. Das Leben des leichtfüßigen Lebemannes ist schwerer geworden mit dem Alter. Alles Themen, die es dem Film und seiner humorvollen, leichten Tonart wohl (zu) schwer gemacht hätten und die Regisseur Trageser womöglich darum ausspart. Oder er wollte dem "Kaiser" einfach so ein Denkmal setzen, wie die meisten sich auch heute noch wohl am liebsten an ihn erinnern.

(S E R V I C E - www.sky.de/film/der-kaiser)

ribbon Zusammenfassung
  • Franz Beckenbauer nach dem deutschen Sieg bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 in Italien, das hat etwas Ikonisches, wie vieles an der Fußballikone.
  • Dies zeichnet nun das Biopic "Der Kaiser" nach, das ab 16. Dezember bei Sky abrufbar ist.
  • Dann harter Szenenwechsel und der Film spult zurück auf Anfang.
  • Oder er wollte dem "Kaiser" einfach so ein Denkmal setzen, wie die meisten sich auch heute noch wohl am liebsten an ihn erinnern.

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