Der Humorvolle mit böser Miene: Mario Adorf ist 95
Immer mit dabei: seine Frau Monique Faye, mit der er viel Zeit in ihrer Heimat in Südfrankreich verbringt. Wunderschöne Erinnerungen hat der Schauspieler zudem an Italien, die Heimat seines Vaters. Adorf lebte dort viele Jahre und drehte Filme. "Dass ich dieses Dolce Vita mitmachen konnte, das habe ich sehr genossen", sagte er einst.
Eine Schauspielkarriere zeichnete sich in seiner Jugend im kleinen Städtchen Mayen in Rheinland-Pfalz allerdings erst mal nicht ab. Während andere am Schultheater spielten, gab Adorf den Klassenclown und bekam einen Spitznamen, der ihn als eher begriffsstutzig darstellte. "Mein Lateinlehrer, ein Kölner, nannte mich 'Antonius Maximus, den Obertünnes'", schreibt er in der Biografie "Mario Adorf. Zugabe". "Angestrengt habe ich mich nur, wenn ich es unbedingt musste, wenn ich merkte, dass die Noten zu schlecht wurden und wenn meine Mutter unzufrieden wurde mit mir."
Nach der Matura zog es Adorf dann doch zur Schauspielerei. Er studierte er an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Danach ging er ans Theater und zum Film. Es war der Start einer großen Karriere mit einer enormen Bandbreite an Rollen. Der Durchbruch kam 1957 mit "Nachts, wenn der Teufel kam" mit seiner Darstellung des vermeintlichen Frauenmörders Bruno Lüdke, eines geistig Behinderten. Adorf war fortan auf die Rolle des Schurken abonniert. Regelrecht zum Publikumsfeind wurde er, weil er 1963 in "Winnetou" als Halunke Santer Winnetous Schwester Nscho-tschi erschoss.
Aber auch international machte Adorf Karriere - lebte zeitweise in Italien und bekam Aufträge aus Hollywood. Als er merkte, dass er dort auf die Rolle des Mexikaners abonniert blieb, kehrte er wieder nach Europa zurück. Dort besetzte ihn Volker Schlöndorff in "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" und danach in der mit dem Oscar ausgezeichneten Verfilmung "Die Blechtrommel". Für Helmut Dietl spielte er im Kinoerfolg "Rossini" oder in der Serie "Kir Royal". Legendär wurde sein Generaldirektor Haffenloher, der den Klatschreporter Baby Schimmerlos anblaffte: "Ich scheiß dich sowas von zu mit meinem Geld, dass du keine ruhige Minute mehr hast." Über 200 Rollen spielte der Vater der Schauspielerin Stella Maria Adorf, darunter in Klassiker wie "Allein gegen die Mafia", "Der große Bellheim", "Der Schattenmann" oder "Die Affäre Semmeling". Mal war er Bösewicht, mal Patriarch, eitler Geck oder Feingeist.
Zwischen Charme und Weisheit
Privat ist Adorf höflich, humorvoll und charmant. Ein Gentleman, der das Leben genießt und die Menschen unterhält, weshalb er auch schon als Sänger und Entertainer auf Tournee ging. Und er ist ein gern gesehener Gast auf Filmpremieren und Partys. Seine Gefühle zum 95. Geburtstag: "Eine Mischung von Dankbarkeit und Erstaunen", sagt Adorf der dpa.
Ist er jetzt weise? "Ich glaube nicht, dass sich Weisheit regelrecht oder automatisch mit zunehmendem Alter einstellt." Das sei sicher ein ungewöhnlich tiefgehendes Verständnis der Zusammenhänge des Lebens, das man sich im Alter erwerbe. "Ich würde aber eine Erkenntnis über mein eigenes Leben nicht als eine Weisheit beanspruchen."
Zusammenfassung
- Mario Adorf feiert am 8. September seinen 95. Geburtstag und blickt auf eine über 200 Rollen umfassende Schauspielkarriere zurück.
- Der Publikumsliebling wurde mit Filmen wie 'Kir Royal', 'Die Blechtrommel' und als Schurke Santer in 'Winnetou' bekannt, lebte zeitweise in Italien und erhielt auch Aufträge aus Hollywood.
- Privat beschreibt sich Adorf zum Jubiläum als dankbar und erstaunt, betont aber, dass Weisheit nicht automatisch mit dem Alter komme.