APA/Thomas Kvam

Deep-Fake-Pornos und Menschheitstribunal im Lentos

01. Sept. 2025 · Lesedauer 3 min

Ein Roboter, der der Menschheit ihre Verbrechen, die sie letztendlich vielleicht auslöschen werden, vor Augen führt, eine auf der Haut spürbare Klanginstallation oder Deep-Fake-Pornos, die sich selbst immer weiter verstärken und verzerren - im Linzer Kunstmuseum Lentos sind während des Ars Electronica Festivals von 3. bis 7. September die diesjährigen Preisträgerarbeiten zu sehen.

Bereits vor dem Eingang wird der Besucher von einer Klanginstallation begrüßt: Anstatt visuell will "Bora: Bora" von Zhao Zhou das Publikum mit anderen Sinnen ansprechen. Man geht durch eine Phalanx von Lautsprechern, die nicht nur Töne absondern, sondern auch mit leichten Luftströmen die Sinne stimulieren. Der Niederländer erhielt für diese Arbeit eine Honorary Mention in der Kategorie Digital Musics and Sound Art. Die Goldene Nica in dieser Sparte ging an Organism von Navid Navab und Garnet Willis - eine mittels Robotik umgebaute Orgel, die im Lentos nicht Platz hatte und im Mariendom zu erleben ist.

Die Norweger Frode Oldereid und Thomas Kvam haben einem vier Meter hohen Roboter einen sehr realistischen Kopf verpasst, der der Menschheit die Leviten liest. Es ist "fast ein Tribunal", wie es Festivalmanagerin Veronika Liebl nennt. Der Roboter hält der Menschheit ihre Verbrechen vor, von Genoziden bis zur Umweltzerstörung, und führt ihr vor Augen, dass sie auf dem besten Weg ist, sich selbst zu zerstören. Die dystopisch-mahnende Arbeit war der Jury die Goldene Nica in der Kategorie New Animation Art wert.

Die Goldene Nica in der Sparte Artificial Life & Intelligence erhielt die Argentinierin Paula Gaetano Adi. Ihr aus Bambus gefertigter und in traditionelle Stoffen gehüllter Roboter Guanaquerx - benannt nach dem Guanako - überquerte in einem tagelangen Marsch die Anden. Er wandelte dabei auf den Spuren von Tausenden Männern und Frauen, die vor rund 200 Jahren diesem Weg mit der Absicht antraten, Südamerika vom spanischen Kolonialregime zu befreien. Das Projekt verfolgt die Idee einer technologischen Revolution, die weder Menschen noch Natur ausbeutet und das unvollendete Projekt der Dekolonisierung aufgreift.

"Autonome Begehrensmaschine" generiert Deep-Fakes

Ein Awards of Distinction in der Kategorie Artificial Life & Intelligence ging an die Briten Erin Robinson und Anthony Frisby für ihre "autonome Begehrensmaschine" XXX Machina. Diese generiert aus erotischen Bildern Deep-Fake-Pornos und lernt immer weiter von sich selbst. Das führt zu einer Selbstverstärkung, die Bilder werden immer verzerrter und anatomisch undenkbarer. Der Besucher soll sich Gedanken dazu machen, wie sich erotisches Begehren entwickelt, wenn das Gegenüber ohnehin nur mehr eine sich verändernde Simulation ist.

(S E R V I C E - ars.electronica.art)

Zusammenfassung
  • Im Linzer Kunstmuseum Lentos sind vom 3. bis 7. September im Rahmen des Ars Electronica Festivals die Preisträgerarbeiten 2024 zu sehen, darunter innovative Klanginstallationen, Roboter und KI-Projekte.
  • Die Goldene Nica in der Kategorie New Animation Art erhielt ein vier Meter hoher Roboter von Frode Oldereid und Thomas Kvam, der der Menschheit ihre Verbrechen von Genoziden bis Umweltzerstörung vorhält.
  • Ein Award of Distinction in Artificial Life & Intelligence ging an 'XXX Machina' von Erin Robinson und Anthony Frisby, eine autonome Maschine, die Deep-Fake-Pornos generiert und dabei immer weiter verzerrt.