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CyberArts-Ausstellung liefert politische Klang-Arbeiten

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Die CyberArts-Ausstellung ist die Präsentation der beim Prix Ars Electronica prämierten Projekte und bringt heuer politische, sehr anspruchsvoll umgesetzte Klang-Arbeiten ins oö. Kulturquartier nach Linz. Der Weg gehe "immer stärker weg von Konzeptkunst hin zur Entwicklung von Szenarien", sagte Ars-Electronica-Direktor Gerfried Stocker bei einer Presseführung am Dienstag.

Alfred Weidinger, Leiter der oö. LandeskulturGmbH, hob als außergewöhnlich hervor, dass die Ausstellung in Pandemie-Zeiten mit solch internationaler Beteiligung möglich geworden ist. Dass die sehr gut inszenierte Schau nur für die Dauer des Festivals und nicht länger zu sehen sei, sei finanziellen Gegebenheiten und anschließenden Engagements der Künstlerinnen und Künstler geschuldet, so Stocker und Weidinger.

Eine Position zu Beginn der Präsentation ist dem heuer - an den Folgen von Covid-19 - verstorbenen Ars-Electronica- und Klangwolke-Mitgründers Hannes Leopoldseder gewidmet. Stocker hob dessen Gespür, sich von der Ars Electronica inspirieren zu lassen und die Themen für die Gesellschaft umzusetzen, hervor.

Als "intensive, politische Arbeit, mit historischem und selbstgeneriertem Material" beschrieb Kuratorin Genoveva Rückert den Sieger der Prix-Kategorie Computer Animation "When the Sea sends forth a Forest" des Chinesen Guangli Liu. Er widmet sich in eindrücklichen Bildern der Geschichte der chinesischen Bevölkerung Kambodschas, die in den 1970er-Jahren von den Roten Khmer verfolgt, vertrieben und getötet wurde. Eine lobende Erwähnung in dieser Kategorie erhielt "Vastum" des niederländischen Künstlerinnenduos L.A. Raven, das nur durch ein Guckloch in der Wand zu betrachten ist. Zu sehen ist die computergenerierte Figur eines Mädchens, das an einem Gendefekt leidet und versucht, sich den Blicken des Publikums zu entziehen - in seltsam anmutenden Bewegungen, die aus denen einer Laborratte entwickelt wurden.

"Cloud Studies" der Gruppe Forensic Architecture gewann die Kategorie Artificial Intelligence and Life Art. "Ein Epos in zehn Kapiteln", so Rückert, in dem das Recherchekollektiv giftige Wolken - aus Tränengas, weißem Phosphor - und ihre Herkunft untersucht und zurückverfolgt. Eine lobende Erwähnung bekam der für seine provozierenden, kritischen und aktivistischen Projekte bekannte Paolo Cirio für "Capture", in dem er sich mit Gesichtserkennung beschäftigt, die aktuell von Behörden und Unternehmen in Europa ohne klaren rechtlichen Rahmen eingesetzt werde. Er filterte Polizisten aus Fotos, die bei Protesten in Frankreich aufgenommen wurden, mittels Gesichtserkennung heraus und plakatierte sie als Street-Art-Poster in ganz Paris. Medienkünstlerin und Naturwissenschafterin Spela Petric lässt in "PL'ai" Gurkenpflanzen und einen KI-Roboter miteinander spielen und dabei ein neuronales Netzwerk aus Drähten mit farbigen Kugeln und den Ranken der Pflanzen entstehen. Ihre Prämisse sei, dass alle Organismen spielen, so Petric.

"Convergence", das Siegerprojekt in der Kategorie Digital Musics and Sound Art des Deutschen Alexander Schubert ist ein "großes Bühnenstück", so Rückert. In der Performance spielen menschliche Musikerinnen und Musiker gemeinsam mit ihren KI-generierten Avatarinnen und Avataren. Die Musiker werden bei ihrem Auftritt instruiert, die Avatare beginnen zu interagieren. Das gleichnamige Projekt des US-Amerikaners Douglas McAusland erhielt einen Award. Er spielt als Elektronik-Performer ein Duett mit dem Augmented-Kontrabassisten Aleksander Gabrys, der spezielle Handschuhe trägt, die an eine KI gekoppelt sind und so musiziert. Die Acht-Kanal-Audio-Installation füllt den großen Ursulinensaal. Im Keller nimmt Rashin Fahandejs "A Father's Lullaby" einen Raum ein. Die US-Amerikanerin thematisiert die Ungleichbehandlung aufgrund der ethnischen Herkunft im Strafvollzugswesen der USA. Sie sammelte Wiegenlieder und Geschichten von Männern und zeigt in eindrücklichen Aufnahmen "die Abwesenheit von Vätern und wie das die Familien beeinflusst".

Der heuer erstmals ausgeschriebene Isao-Tomita-Spezialpreis ging an "Apotoma" von Khyam Allami und Counterpoint. Es sind "zwei Programme, die über unser westliches Notationssystem hinausgehen", sagte Rückert. Die Preisträgerinnen und Preisträger erhalten ihre Trophäen, die Goldenen Nicas, am Freitag bei dem Prix Awards in Linz überreicht.

(S E R V I C E - "CyberArts" Ausstellung im oö. Kulturquartier Linz, bis 12. September täglich 10 bis 19 Uhr. Katalog, erschienen im Hatje Cantz Verlag: 34 Euro, ISBN 978-3-7757-5141-4; http://ooekulturquartier.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Die CyberArts-Ausstellung ist die Präsentation der beim Prix Ars Electronica prämierten Projekte und bringt heuer politische, sehr anspruchsvoll umgesetzte Klang-Arbeiten ins oö. Kulturquartier nach Linz.
  • Alfred Weidinger, Leiter der oö. LandeskulturGmbH, hob als außergewöhnlich hervor, dass die Ausstellung in Pandemie-Zeiten mit solch internationaler Beteiligung möglich geworden ist.

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