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Christian Thielemann wird Professor am Mozarteum Salzburg

Heute, 11:55 · Lesedauer 4 min

Die Kunstuniversität Mozarteum in Salzburg hat drei "dicke Fische" an Land gezogen: Ab Herbst 2026 werden mit Christian Thielemann im Fach Orchesterdirigieren, Lisa Batiashvili in Violine und Claudio Martínez Mehner in Klavier drei große Persönlichkeiten als neue Professorin bzw. neue Professoren ihr Wissen und Können an Studierende weitergeben. Rektorin Elisabeth Gutjahr sprach am Dienstag bei der Vorstellung vor den Medien von einem "ganz besonderen Moment".

"Alle drei freuen sich auf die neue Aufgabe und aufeinander. Sie werden aber erst im Herbst 2026 beginnen, ein früherer Zeitpunkt war bei den vollen Terminkalendern absolut nicht möglich", sagte Gutjahr.

Thielemann kündigte heute an, dass er bei der Aufnahme in die Klasse die Qualitätslatte richtig hoch legen möchte."Wir wollen ein hohes Niveau etablieren, sodass die Leute die Klasse mit einer sicheren Perspektive verlassen werden", sagte der Dirigent. Er habe selbst schon sehr früh mitbekommen, "dass die Früchte sehr hoch hängen", man davor aber keine Angst haben müsse. Aufgenommen werden maximal zehn Bewerberinnen und Bewerber. "Die Klasse darf nicht zu groß sein, weil ich möchte mich um die Leute auch wirklich kümmern." Ziel sei es, das Potenzial eines jeden Einzelnen zu erkennen, damit sich alle zu Persönlichkeiten entwickeln können, die unterschiedlich sind: "Wir wollen keine Klone".

Thielemann übernimmt den Lehrstuhl gemeinsam mit Jobst Schneiderat, mit dem er seit über 40 Jahren zusammenarbeitet, und Martin Fuchsberger, der seit 15 Jahren am Mozarteum Dozent für Blasorchesterleitung ist und das Haus bestens kennt. Schneiderat soll mit seiner langen Opernerfahrung auch als Bindeglied zu Sängerinnen und Sängern fungieren, Fuchsberger wiederum die Klasse auch an das Repertoire aus seiner Zeit als Kurkapellmeister in Bad Reichenhall heranführen. "Karajan hat zu mir einmal gesagt, wenn Sie die 'Lustige Witwe' können, dann können Sie alles", erzählte Thielemann. Ihm gehe es vor allem darum, das Atmen mit den Sängerinnen und Sängern zu lernen.

Unterricht auch in Bayreuth oder Wien

In der Praxis wird es so aussehen, dass Schneiderat und Fuchsberger für zwei bis drei Wochen im Monat mit den Studierenden arbeiten, die vierte Woche dann Thielemann. Zwei Mal pro Semester wird der Dirigent seine Klasse auch nach Bayreuth, Wien oder Berlin mitnehmen und dort mit seinen "Nachwuchs-Kapellmeistern" arbeiten. Und er betonte, wie wichtig ihm die Zusammenarbeit ist: "Wenn wir zu dritt auf die Leute losgelassen werden, hat jeder sein Feld, das er den jungen Leuten zeigen kann", sagte Thielemann, "alleine würde ich das nie schaffen."

Der Kontakt zum Mozarteum entstand für den Dirigenten durch einen zufälligen Aufenthalt im Kurpark Bad Reichenhall, wo er das dortige Orchester gehört und so Fuchsberger kennengelernt hat. Dieser habe ihn schließlich eingeladen, ein Konzert der Bläserphilharmonie Mozarteum zu dirigieren, was heuer im Frühjahr dann auch tatsächlich der Fall war. "Ich habe so etwas nie im Leben vorher gemacht. Und ich war erstaunt, welchen Stand die jungen Leute haben und welches Niveau. Ich habe sofort fünf Leuten ein Empfehlungsschreiben unterschrieben." Daraufhin habe er sich gedacht, etwas für die Zukunft tun zu müssen. "Wer soll es denen sagen? Und natürlich kann ich Dinge weitergeben. Und ich habe mir gesagt: Die Zeit musst Du haben für die nächste und die übernächste Generation."

"Einer der weltweit größten Klavierpädagogen"

Auch Lisa Batiashvili möchte nun jungen Leuten etwas weitergeben und eine Klasse aufbauen, sagte Vizerektor Hannfried Lucke. "Sie will nicht nur unterrichten, sondern auch Rahmenbedingungen schaffen und hat dazu eine eigene Stiftung eingerichtet", so Gutjahr. Künstlerisch sei sie "ganz vorne, dort, wo Musik entwickelt und weiterentwickelt wird, und sie reflektiert die Gegenwart sehr stark." Und Claudio Martínez Mehner sei "einer der weltweit größten Klavierpädagogen überhaupt", so die Rektorin. Der spanisch-deutsche Pianist werde nicht bloß eine Klavierklasse leiten, sondern das gesamte Spektrum an Tasteninstrumenten abdecken.

Zusammenfassung
  • Ab Herbst 2026 werden mit Christian Thielemann (Orchesterdirigieren), Lisa Batiashvili (Violine) und Claudio Martínez Mehner (Klavier) drei international renommierte Künstler als neue Professoren am Mozarteum Salzburg unterrichten.
  • Thielemann übernimmt gemeinsam mit Jobst Schneiderat und Martin Fuchsberger den Lehrstuhl für Orchesterdirigieren, wobei maximal zehn Studierende aufgenommen und ein hohes individuelles Niveau angestrebt wird.
  • Der Unterricht in Thielemanns Klasse erfolgt im Wechsel zwischen den drei Lehrenden, zusätzlich sind pro Semester zwei Arbeitsphasen in Bayreuth, Wien oder Berlin geplant.