APA/APA/Wiener Festwochen/Wonge Bergmann

Beltrão bei Festwochen zwischen Street-Credibility und Kunst

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Schlicht "New Creation" nennt der brasilianische Choreograf Bruno Beltrão sein jüngstes Werk, das er am Dienstag im Rahmen der Wiener Festwochen mit seiner Grupo de Rua auf die Bühne der Halle G im Museumsquartier brachte. Im Zentrum der Arbeit, die aus zahlreichen lose verknüpften Szenen besteht, steht die Suche nach Solidarität und Gemeinsamkeit, wie es in der Ankündigung heißt: ein Tanz zwischen Anziehung und Abstoßung, der hier 60 Minuten lang zelebriert wird.

Für seine Mixtur aus Hip-Hop, Breakdance und Straßentanz wurde Beltrão zuletzt im Jahr 2017 im Rahmen von "New Creation: Inoah" gefeiert. Seinen Wurzeln ist der 1979 geborene Choreograf auch diesmal treu geblieben, allein der Grad der Abstraktion hat sich gesteigert. Die Beats haben zugunsten sphärischer Klänge an Druckkraft verloren. So sind es vor allem flüchtige Duette, die irgendwo zwischen Annäherung und Kampf angesiedelt sind. Die zehn Tänzer treffen wahlweise in Paaren oder kleinen Gruppen auf der sonst düsteren, leeren Bühne im Scheinwerferlicht aufeinander, um sich zu messen, zu lieben, zu hassen und auch zu verfehlen.

Es sind die kleinen Kunststücke, die an diesem kurzen Abend für Spannung sorgen. Das aggressive Aufflackern einer Muskelzuckung wird hier zu Statement, der Griff ins Leere zu einer Metapher für unerfülltes Begehren. "2022 ist die gesellschaftliche Spaltung in Brasilien längst verschärft. Hetze und Hass dominieren", liest man im Programmheft und kann Parallelen zum eigenen Umfeld ziehen. Ausgrenzung und der Wunsch, endlich dazuzugehören, findet sich in fast jedem der zahlreichen kurzen, oft nur angedeuteten Bilder des Abends wieder.

Dabei gelingt es Beltrão, den Schmelzpunkt von Straßenkunst und Hochkultur in nur wenigen Sekunden auf die Bühne zu bringen. Was ist Kunst, was gehört auf die Straße? Und gibt es hier überhaupt eine Grenze? Fragen, die das Publikum mit lang anhaltendem Applaus beantwortete.

(S E R V I C E - Wiener Festwochen: "New Creation" von Bruno Beltrão in der Halle G im Museumsquartier. Weitere Termine: 25. bis 28. Mai. Infos und Karten unter www.festwochen.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Schlicht "New Creation" nennt der brasilianische Choreograf Bruno Beltrão sein jüngstes Werk, das er am Dienstag im Rahmen der Wiener Festwochen mit seiner Grupo de Rua auf die Bühne der Halle G im Museumsquartier brachte.
  • Für seine Mixtur aus Hip-Hop, Breakdance und Straßentanz wurde Beltrão zuletzt im Jahr 2017 im Rahmen von "New Creation: Inoah" gefeiert.
  • Es sind die kleinen Kunststücke, die an diesem kurzen Abend für Spannung sorgen.