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Begeisternde Geisterbeschwörung im Schubert Theater

Christoph Bochdansky ist ein Ausnahmetalent. Der 1960 geborene österreichische Puppenbauer und Puppenspieler verfügt über eine unbändige, nach allen Richtungen ausufernde Fantasie - und über genügend Selbstbewusstsein, ihr auf der Bühne keine Grenzen zu setzen. Sein neuer Abend "Die Geister, die wir rufen - rufen zurück" hatte am Mittwoch im Wiener Schubert Theater Premiere. Es ist eine Geisterbeschwörung, die begeistert.

Bochdansky schafft es spielend, auch seine Soloabende zu Ensemblestücken zu machen. Denn immer sind skurrile Objekte, Requisiten und Figuren mit dabei, denen er szenenweise Leben einhaucht. In den 75 Minuten des neuen Programms sind es u.a. verliebte Frösche, der Betreiber eines Reisebüros für Seelenreisen, der junge Abendwind, der Frühlingsgefühle hat, eine Elfe, die auf einem Lichtstrahl reitet, der Wilde Mann, der gerne und falsch singt, zwei Seelen mit Sündenregister und ein kleiner, zerrupfter Vogel, die ihm auf der Bühne Gesellschaft leisten.

Im Zentrum steht aber ein Geist, der keineswegs stets verneint, aber über Verbindungsprobleme zwischen Diesseits und Jenseits klagt. Deswegen ist er eingangs auch nicht sicher, ob er richtig gehört hat. Für "Hol's der Teufel" oder "Das ist ja wie verhext" wäre er nämlich nicht zuständig. Sein Stichwort wäre "Verdammt und zugenäht!", denn er darf sich "Abteilungsleiter für Verdammnis" nennen. Ob es sich bei dem schwarzen Kerl mit roter Kralle und spitzen Zähnen um einen roten Schlund um einen guten Geist handelt, ist schwer auszumachen - er ist jedenfalls sentimental und anschmiegsam, und mehrfach an diesem kurzweiligen Abend stellt Bochdansky unter Beweis, dass er nicht nur die abenteuerlichsten Mischwesen erschaffen kann, sondern auch die Gratwanderung zwischen Schrecken und Zuneigung beherrscht.

Dabei tritt er auch als "das Innerste" des Geistes in Erscheinung und mit ihm in Dialog. Poesie ist stets mit im Spiel - ob er die Botschaften von Lagerfeuern mit unterschiedlichstem Brennholz nicht nur als Lautpoesie vortragen, sondern sie auch zu übersetzen vermag, oder mit größter Ernsthaftigkeit Gedichte von Goethe, Heine und Francois Villon in das surreale Treiben einbaut. Puppenmagier Christoph Bochdansky ist immer Philosoph und Poet zugleich. Ihm glaubt man, dass es alles geben kann: Beziehungsstreit unter Fröschen und platte Todeswitze bei der Seelenwanderung. Und so lernen wir: Auch im Geister- und Feenreich ist nicht alles möglich. Daran, die kapriziöse Elfe und den einfältigen Wilden Mann ("Noch dümmer als Stroh!") zu verkuppeln, scheitert der Abendwind auf ganzer Linie. Die werden wohl nie ein Paar!

(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E - "Die Geister, die wir rufen - rufen zurück. Eine Geisterbeschwörung", Puppenspiel, Puppenbau, Text: Christoph Bochdansky, Regie: Simon Meusburger, Musik: David Müller. Schubert Theater, Währinger Straße 46, 1090 Wien. Weitere Vorstellungen: 30. Mai sowie am 10. und 22. Juni um 19.30 Uhr. Am 9. und 23. Juni um 18 Uhr. www.schuberttheater.at; www.bochdansky.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Christoph Bochdansky's neues Stück 'Die Geister, die wir rufen - rufen zurück' hatte am Mittwoch im Wiener Schubert Theater Premiere und begeisterte das Publikum.
  • Das 75-minütige Programm umfasst skurrile Figuren wie verliebte Frösche, einen Betreiber eines Reisebüros für Seelenreisen und eine Elfe, die auf einem Lichtstrahl reitet.
  • Weitere Vorstellungen finden am 30. Mai sowie am 10. und 22. Juni um 19.30 Uhr und am 9. und 23. Juni um 18 Uhr statt.