Beckett-Bücher als Streamingserie: "Völlig anderes Medium"

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Im Jahr 2006 erschien Simon Becketts Bestseller "Chemie des Todes" und machte ihn zum international gefeierten Krimistar. Fünf weitere Bücher aus der Reihe folgten. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis seine Bücher verfilmt werden. Am Donnerstag (12. Jänner) startet eine Serie, die die Geschichten seiner Bücher erzählt, bei dem neuen Streamingdienst Paramount+. Warum die Zeit zur Verfilmung eine so lange war, erzählt Beckett im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Frage: Warum hat es so lange gedauert, bis Ihre Bücher verfilmt wurden?

Simon Beckett: Das ist bei diesen Dingen immer so. Man muss ja versuchen, die richtigen Leute zusammen zu bekommen, und das zieht sich ziemlich lange hin. Ich dachte immer, einen Roman zu schreiben, dauert schon lange genug, aber eine Serie zu machen, dauert noch länger.

Frage: Warum war Ihnen eine Serie denn lieber als ein Film?

Beckett: Eine Fernsehserie, vor allem in diesen längeren Formen, bietet die Chance, die Charaktere besser zu ergründen und tiefer in die Geschichte einzutauchen, als es in einem Film möglich ist. Filme können natürlich fantastisch sein, aber in einer Fernsehserie hat man einfach mehr Zeit für die Geschichten und Charaktere. Der Plan ist, dass alle meine Bücher für die Serie verfilmt werden. Ich drücke die Daumen, das wäre schon nett.

Frage: Trifft das auf Sie persönlich auch zu? Schauen Sie inzwischen lieber Serien als Filme?

Beckett: Tatsächlich ja. Es kommt natürlich auf den Film an und manchmal ist es fantastisch, einen Film zu schauen und das ist immer noch ein grandioses Medium. Aber inzwischen kommt so viel gutes Material im Fernsehen raus und das bietet auch die Möglichkeit, etwas zu machen, das ein bisschen anders ist. So oft gibt es die Möglichkeit im Kino nicht, glaube ich.

Frage: Sieht Hauptdarsteller Harry Treadaway so aus, wie Sie sich David Hunter vorgestellt haben?

Beckett: Harry ist ein exzellenter David Hunter. In den Büchern habe ich sehr darauf geachtet, dass ich ihn nie beschreibe. Es gibt also überhaupt keine Beschreibung von Hunter, weil ich wollte, dass die Leser sich ihr eigenes Bild von ihm machen. Physisch ist er also ein unbeschriebenes Blatt. Es geht eher um seine charakterlichen Qualitäten und die bringt er uns in der Rolle sehr nahe. Ich finde, er ist sehr gut.

Frage: Wie sehr waren Sie selbst in die Produktion involviert?

Beckett: Ich wurde befragt und habe die frühen Drehbücher gesehen. Zu Beginn des Prozesses war ich sehr eingebunden in die Diskussionen, aber als sich die Dinge weiter und in die richtige Richtung entwickelten, habe ich mich zurückgezogen und sie machen lassen. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man einfach im Weg ist. Man muss den Leuten, die tatsächlich verantwortlich sind für die Serie und sich damit auskennen, Raum geben.

Frage: War es schwer für Sie, loszulassen?

Beckett: Das war es tatsächlich, ja. Aber es kommt der Punkt, an dem man realisieren muss: Ich schreibe das nicht, ich habe das Buch geschrieben. Fernsehen ist ein völlig anderes Medium und da muss man anders rangehen. Und für mich kam dann irgendwann der Moment, in dem ich gemerkt habe, dass es kontraproduktiv wäre, wenn ich noch weiter involviert bin. Also habe ich mich zurückgezogen und mache mit dem Schreiben weiter, dem von mehr Büchern. Das ist mein Job.

Frage: Beim Schreiben hatten Sie zuletzt eine Pause von David Hunter gemacht und ein Buch über einen neuen Ermittler, Jonah Colley, geschrieben. Ist die Hunter-Pause noch aktuell?

Beckett: Nein, ich arbeite gerade am nächsten David-Hunter-Roman. Einige Leute haben gedacht, dass die Serie nach dem sechsten Buch zu Ende war, aber das war nie mein Plan.

Frage: Wann kommt es denn auf den Markt?

Beckett: Wenn es fertig ist. Ich hoffe, dass es nicht zu lange dauert, aber im Moment arbeite ich noch daran.

Frage: Also macht Jonah jetzt Pause?

Beckett: Ja, er legt jetzt für eine Weile die Füße hoch. Aber er kommt zurück.

Frage: Wollen Sie bei diesen beiden Hauptfiguren bleiben? Oder gibt es noch weitere Leute in Ihrem Kopf?

Beckett: Die gibt es, aber ob die jemals das Tageslicht erblicken werden, muss man sehen. Ich glaube, David Hunter und Jonah Colley geben mir schon die Möglichkeit für viele Geschichten, weil sie ja sehr unterschiedlich sind.

Frage: Welchen der beiden mögen Sie denn lieber?

Beckett: Ich kenne David wahrscheinlich besser, weil ich mit ihm natürlich schon länger arbeite, aber ich könnte nicht sagen, dass ich einen Liebling habe. Sie sind einfach zu verschieden. Jonah ist sehr viel körperlicher und kraftvoller, hat einen völlig anderen Karrierehintergrund und eine ganz andere Persönlichkeit als David. Ich könnte nicht sagen, wer von beiden mir lieber ist.

Frage: Werden Jonah und David sich in Ihren Büchern jemals treffen?

Beckett: Es müsste die richtige Geschichte sein und dürfte nicht zu gekünstelt wirken - aber man soll ja niemals nie sagen.

ZUR PERSON: Simon Beckett ist einer der erfolgreichsten britischen Krimiautoren überhaupt, seine Bücher wurden millionenfach verkauft. 2006 startete sein Erfolg mit "Chemie des Todes", dem ersten Buch über den forensischen Anthropologen David Hunter, der Leichen Geheimnisse entlocken kann, die anderen verborgen bleiben. Fünf weitere Bücher folgten. 2021 dann startete Beckett mit seinem bisher jüngsten Buch "Die Verlorenen" eine Reihe mit einem neuen Ermittler. Beckett ist verheiratet und lebt im englischen Sheffield.

(Das Gespräch führte Britta Schultejans/dpa)

(S E R V I C E - www.paramountplus.com)

ribbon Zusammenfassung
  • Im Jahr 2006 erschien Simon Becketts Bestseller "Chemie des Todes" und machte ihn zum international gefeierten Krimistar.
  • Es war also nur eine Frage der Zeit, bis seine Bücher verfilmt werden.
  • Am Donnerstag startet eine Serie, die die Geschichten seiner Bücher erzählt, bei dem neuen Streamingdienst Paramount+.
  • Warum die Zeit zur Verfilmung eine so lange war, erzählt Beckett im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

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