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Bayreuther "Parsifal"-Regisseur setzt auf AR-Brillen

Wer in der Oper etwas Neues ausprobieren will, braucht nach Ansicht des Bayreuther "Parsifal"-Regisseurs Jay Scheib gute Nerven. "Ich habe im Theater gearbeitet, in der Oper und mit Rock-Bands und habe viele verschiedene Dinge gemacht. Und die Wahrheit ist: Wenn man etwas machen will, das es vorher noch nie gab, dann muss man einen langen Atem haben, Rückschläge wegstecken und sich selbst treu bleiben - egal, welchen Lärm es drumherum gibt", sagte er im Interview mit der dpa.

"Wenn man etwas Neues macht, muss man die Nerven bewahren. Es wird immer jemanden geben, der sagt, es sei technisch oder finanziell unmöglich. Aber das Risiko gehört nun mal zum Theater dazu", so der 53-Jährige, dessen Inszenierung bei der Festspiel-Eröffnung am 25. Juli Premiere feiert. Scheibs "Parsifal" ist eine Augmented-Reality-Version der Gralsritter-Oper, bei der das Geschehen auf der Bühne dank entsprechender Brille durch virtuelle Elemente ergänzt wird. Allerdings wird nur ein Bruchteil der knapp 2.000 Zuschauer im Festspielhaus den virtuellen Teil der Inszenierung sehen können, weil nur 330 solcher Brillen angeschafft wurden. Die Tickets mit AR-Brille sind teurer.

"Die AR ist da, um uns einen Blick erhaschen zu lassen in eine Welt, in der es noch Visionen geben kann und wo noch Dinge existieren, auf die wir nicht mehr achten", sagte Scheib, der Professor für Musik und Theaterkunst am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) ist. "Wir werden die Mauern explodieren lassen, wir werden sie verschwinden lassen und das szenische Design fast bis zur Unendlichkeit ausweiten. Dinge werden durch die Luft fliegen."

Aber auch die rund 1.700 Menschen ohne AR-Brille bekommen etwas zu sehen, wie Scheib verspricht: "Auch ohne die Brillen ist die Produktion eine vollwertige - mit komplettem Design, kompletten Kostümen." Die Inszenierung sei dann aber "anders, ruhiger". Das "American Theatre Magazine" zählte Scheib zu den 25 Theaterkünstlern, die vermutlich die nächsten 25 Jahre des amerikanischen Theaters prägen werden. Er hat weltweit an Theatern und Festivals inszeniert und in Deutschland schon an der Berliner Volksbühne gearbeitet. 2018 wurde seine Londoner Inszenierung von Jim Steinmans Meat-Loaf-Musical "Bat Out of Hell" mit dem "Evening Standard"-Award als bestes Musical ausgezeichnet. Scheib war auch 2021 schon bei den Bayreuther Festspielen dabei. Er inszenierte dort Siegfrieds Drachenkampf - ebenfalls mit Hilfe von VR-Technik.

ribbon Zusammenfassung
  • Wer in der Oper etwas Neues ausprobieren will, braucht nach Ansicht des Bayreuther "Parsifal"-Regisseurs Jay Scheib gute Nerven.
  • Scheibs "Parsifal" ist eine Augmented-Reality-Version der Gralsritter-Oper, bei der das Geschehen auf der Bühne dank entsprechender Brille durch virtuelle Elemente ergänzt wird.
  • Dinge werden durch die Luft fliegen."
  • Die Inszenierung sei dann aber "anders, ruhiger".