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Bayreuth Baroque lädt zu jahrhundertealten Weltneuheiten

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Wenn der Wagner-Tross Bayreuth nach den Sommerfestspielen verlassen hat, schlägt seit 2020 die Stunde des Barocks, konkret von Bayreuth Baroque. Das Originalklangfestival bespielt nicht den Grünen Hügel, sondern das nicht minder bedeutende Markgräfliche Opernhaus in der Altstadt. Verantwortlich für die neuen Festspiele der alten Musik ist der umtriebige österreichische Countertenor Max Emanuel Cencic, der am Mittwoch in Wien seine Vorhaben für das heurige Jahr vorstellte.

Man schließe bewusst an die barocke Musikära Bayreuths an, die auf Markgräfin Wilhelmine zurückgeht, die als Proponentin der Aufklärung ein reiches Opernleben in der fränkischen Provinz initiierte und dafür das barocke Juwel des Markgräflichen Opernhauses mit seinen 600 Sitzplätzen errichten ließ. Das Haus gehört heute zu den wenigen authentischen Anlagen ihrer Zeit in Europa.

Dessen Existenz neben dem Wagner-Festspielhaus war auch das Argument, um Bayreuth Baroque ins Leben zu rufen, um das zweite Opernhaus von Weltgeltung in der kleinen Stadt ebenfalls ins Licht zu rücken. "Einmal im Jahr wird das Museum zum Leben erweckt", so Cencic. Dafür fokussiert man sich mit wechselnden Orchestern auf die Opera seria zwischen 1700 und 1750 mit Stücken, die seit Jahrhunderten nicht mehr auf der Bühne zu sehen waren.

Nach den Coronajahren, die die ersten drei Festivalausgaben überschatteten, hat man sich etabliert und will nun durchstarten. 5.500 Karten hat man heuer aufgelegt, von denen bereits 80 Prozent verkauft sind. Überdies streamt man live und kostenlos die Produktionen, womit man im Vorjahr gut eine Million Zugriffe erreichte. "Wenn wir als Kulturbranche da nicht präsent sind, überlassen wir das Internet dem Trash", so Cencic. "Wir wollen mehr", gab der Intendant als Ziel für die kommenden Jahre aus.

Demzufolge hat man heuer erstmals zwei szenische Produktionen im Angebot, Händels satirischen "Flavio, Re de'Langobardi" als Neuinszenierung sowie Monteverdis "L'Orfeo" als aus Athen übernommenes Projekt. Bei Händel führt Intendant Cencic nicht nur selbst Regie, sondern singt auch den Guido. "Als Vorbild für die Produktion hatte ich den Film 'The Favourite' vor Augen", versprach Cencic einen ironischen Ansatz. Allgemein halte er sich die Stilistik für das Festival offen, die von barocken Rekonstruktionen in der Inszenierung bis hin zu äußerst zeitgenössischen Zugängen reichen könne.

Neben dem Opernhaus bespielt Bayreuth Baroque dabei auch die gesamte Stadt mit Konzerten, wofür sich Stars wie Valer Sabadus oder Daniel Behle mit dem Concerto Köln angesagt haben. "Wir wollen ein Programm mit Weltneuheiten", umriss Cencic das Konzept. Eben Weltneuheiten, die schon ein paar Jahrhunderte alt sind.

(S E R V I C E - Bayreuth Baroque von 7. bis 17. September. www.bayreuthbaroque.de)

ribbon Zusammenfassung
  • Wenn der Wagner-Tross Bayreuth nach den Sommerfestspielen verlassen hat, schlägt seit 2020 die Stunde des Barocks, konkret von Bayreuth Baroque.
  • Das Originalklangfestival bespielt nicht den Grünen Hügel, sondern das nicht minder bedeutende Markgräfliche Opernhaus in der Altstadt.
  • "Einmal im Jahr wird das Museum zum Leben erweckt", so Cencic.
  • "Wir wollen ein Programm mit Weltneuheiten", umriss Cencic das Konzept.

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