APA/APA / Opernhaus Graz/Ian Whalen

Ballett "Undine" als Kampf der Welten in der Grazer Oper

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Eine blau schillernde, geheimnisvolle Wasserwelt steht gegen die klare, unspektakuläre Welt der Menschen - dazwischen reibt sich der umkämpfte Held auf und scheitert: In der Grazer Oper gestaltete Ballettchefin Beate Vollack "Undine" weniger als Liebesgeschichte, sondern als Kampf zweier Welten um einen Mann. Die Grazer Philharmoniker (Leitung: Vassilis Christopoulos) schufen adäquat zur verblassten Pracht auf der Bühne innige Klangbilder zur Musik von Hans Werner Henze.

Das Ballett erlebte nach einigen coronabedingten Verschiebungen am Donnerstagabend endlich seine Premiere. Diese Version der Geschichte um das unglückliche Wasserwesen geht auf das Märchen von Friedrich de La Motte Fouqué zurück, Henze schrieb dazu eine äußerst romantische Musik.

Vollack verteilte den Part der Undine auf sechs Tänzerinnen, die die unterschiedlichen Facetten dieser Frau widerspiegelten. Das zeigte sehr schön das flirrende, schwer greifbare Wesen, was aber auf der Strecke blieb, war die Liebesgeschichte zwischen Palemon und Undine. Der Mann tanzte fast immer mit sechs Frauen - eher ein Spielen mit Nixen, ein sich Verlieren in dieser vagen Wasserwelt als die Hinwendung zu einer einzigen Figur. Dadurch bekommt aber die menschliche Frau, Beatrice, ein wesentlich stärkeres Gewicht, da sie als klar gezeichnete Person auftritt.

Vielleicht auch durch diese Aufteilung sind die Szenen, in denen die beiden Welten aufeinanderprallen besonders eindrucksvoll. Die Choreografin arbeitete vorwiegend mit Elementen des klassischen Balletts, es finden sich aber auch Spuren von Wasserballett - manches erinnert an die Filme mit Esther Williams - bis hin zu indischem Tempeltanz. Jon Morrell stellte ein Schwimmbad in verblasster Pracht auf die Bühne und stattete die Wasserwesen mit blauschimmernden, mit viel Glitzer übersäten Kostümen aus. Im Gegensatz dazu die jungen Männer in schwarzen Hosen, weißen Hemden und Beatrice in einem erdbraunen Kleid deutlich abgegrenzt in ihrer Welt.

Christoph Schaller tanzte einen hin- und hergerissenen Palemon, der sich mit Feuer, Leidenschaft und Präzision in jede der beiden Beziehungen warf. Als alles beherrschender Wassermann stellte Paulio Sovari bühnenwirksam seine Autorität klar, und Ann-Kathrin Adam zeichnete eine selbstbewusste, starke Beatrice, die auch tänzerisch überzeugte. Der Reigen der Undinen war von unterschiedlicher Qualität, das Ensemble - teilweise gerade erst wieder genesen - leistete gute Arbeit.

(S E R V I C E - "Undine". Ballett von Frederick Ashton nach Friedrich de La Motte Fouqué. Musik: Hans Werner Henze. Choreografie: Beate Vollack, Bühne und Kostüme: Jon Morrell, Dirigent: Vassilis Christopoulos. Mit: Ann-Kathrin Adam (Beatrice), Christoph Schaller (Palemon), Paulio Sovari (Tirrenio), Stephanie Carpio/Isabel Edwards/Mireia Gonzalez Fernandez/Rosa Maria Pace/Renata Parisi/Marina Schmied (Undine). Nächste Vorstellungen: 2.4., 7., 8., 11., 13., 18., und 20.5. https://oper-graz.buehnen-graz.com/)

ribbon Zusammenfassung
  • Die Grazer Philharmoniker schufen adäquat zur verblassten Pracht auf der Bühne innige Klangbilder zur Musik von Hans Werner Henze.

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