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Autor Walker gehen auch nach 15. Bruno-Krimi Ideen nicht aus

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Martin Walker hat mit seinen im Périgord angesiedelten Krimis um den Polizisten Bruno Courrèges eine Millionenauflage erzielt. Mit "Troubadour" erschien nun der 15. Fall auf Deutsch. "Jedes Jahr ein neues Buch", schmunzelte der Autor bei einem Wienbesuch. "Ich arbeite bereits am 17. Roman, außerdem kommt heuer ein Band mit Bruno-Kurzgeschichten heraus. Die Ideen gehen mir nicht aus." Politische Themen sind Walker ebenso wichtig wie Lokalkolorit, betonte er im APA-Interview.

Als gelernter Journalist falle es ihm nicht schwer, dieses Arbeitstempo vorzulegen, sagte der 76-Jährige beim Gespräch am Donnerstag in einem altehrwürdigen Kaffeehaus. "Ich habe im Flugzeug, im Zug und im Krieg geschrieben. Da schaffe ich doch problemlos drei Seiten am Tag im schönen Périgord." Die französische Provinz ist dem Schotten zu einer zweiten Heimat geworden, die Beschreibungen der dortigen Landschaft, Kultur und der Leute gehört zum Erfolgsgeheimnis der Bruno-Reihe. Aber bloß pastorale Landkrimis zu verfassen, wäre ihm zu wenig, sagte Walker.

Er müsse einfach auch Politik in seine Romane einfließen lassen, betonte der perfekt Deutsch sprechende Schriftsteller: "Als alter Journalist kann ich gar nicht anders. Ich habe viele Interessen. Die Situation mit Russland, die Wirtschaftspolitik im Zusammenhang mit dem Brexit - das sind wichtige Themen." Russische Desinformationen und Geheimdienstoperationen spielen in "Troubadour" eine wichtige Rolle. "Ich habe sehr viel dazu recherchiert und noch einige alte Kontakte", schmunzelte Walker, der als Korrespondent in Moskau arbeitete. Angst, sein Publikum mit zu viel Information zu überfordern, hat er nicht: "Ach, es gibt so viele Leute, die meine Bücher kaufen. Das ist offenbar kein Problem."

Walkers Leser schätzen wohl die Mischung aus Krimi, Lokalkolorit, Politik, persönlichen Dramen und Kulinarik. In "Troubadour" kocht Bruno ebenso leidenschaftlich, wie er an der Vereitlung eines Mordanschlags an einem Liedermacher arbeitet - und zugleich zu verhindern versucht, dass ein gewalttätiger Ehemann einer Freundin zu nahe kommt. Gibt es für Walker ein fixes Konzept, welche Elemente in seinen Romanen vorkommen müssen? "Nein, ich habe keinen Masterplan", antwortete dieser.

"Es sind immer zwei, drei Ideen, aus denen sich die Geschichte entwickelt", erläuterte der Autor. "In diesem Fall, dem 15. Buch, war es für mich interessant, mehr über Troubadoure (Dichter, Komponisten und Sänger höfischer mittelalterlicher Lieder, insbesondere in okzitanischer Sprache, Anm.) und die Geschichte dahinter zu lernen. Dann beschäftigte mich die politische Krise in Katalonien. Und schließlich wurde immer mehr über die russischen Geheimdienstoperationen in Europa bekannt. Das kam alles zusammen."

In den Romanen und speziell in "Troubadour" dreht sich vieles um Regionalität im Spannungsfeld zu Nationalität. "Als Schotte verstehe ich die Herausforderung einer kleinen Community innerhalb eines großen Gefüges", so Walker. "Aber ich glaube, wir können viele Loyalitäten gleichzeitig haben. Ich bin Schotte, Brite, etwas Amerikaner und etwas Franzose. Meine zwei Töchter können das alte Konzept des Patriotismus nicht verstehen. Ich halte es auch für überholt! Wir müssen europäisch, national, regional und lokal denken - wir leben schließlich in diesen vier Dimensionen."

Zurück zu seiner Hauptfigur: Das Gefühl, bereits alles über Bruno erzählt zu haben, hätte sich bisher nie bei ihm eingestellt, bekräftigte Walker. "Je länger ich im Périgord wohne, desto mehr lerne ich über die Provinz. Ich weiß jetzt mehr und verstehe vieles besser - das bedeutet, dass ich auch Bruno und seine Freunde immer besser verstehe." Wie viel von ihm selbst in Bruno stecke? "Ich wünschte, ich könnte so gut Tennis spielen und kochen wie er", lachte Walker. "Aber jedes Rezept, das man in meinen Romanen findet, muss ich selbst kochen. Immer mit meiner Frau an meiner Seite. Sie mahnt: 'Nicht so viel Knoblauch, ein bisschen mehr Salz'."

Das Périgord ist mittlerweile zu einer Pilgerstätte für Bruno-Fans, speziell aus dem deutschsprachigen Raum, geworden. "Die französische Regierung hat mir eine Auszeichnung für meine Verdienste um den Tourismus verliehen", nickte Walker. "Früher musste man nur Englisch sprechen können, wenn man als Reiseführer im Périgord arbeiten wollte. Heute wird mehr und mehr Deutsch verlangt. Ich freue mich über das Interesse an der Region, weil sie wirklich speziell und sehr schön ist - mit ihrer prähistorischen Höhle, der Kunst, den Schlössern, dem Essen und dem Wein. Man sagt: Wenn Gott Urlaub machen will, kommt er ins Périgord."

(Das Interview führte Wolfgang Hauptmann/APA)

(S E R V I C E - Martin Walker: "Troubadour", aus dem Englischen von Michael Windgassen, Diogenes Verlag, 400 Seiten, gebundene Ausgabe, 27,50 Euro; "Bruno, Chef de cuisine und andere Geschichten aus dem Périgord" erscheint bei Diogenes am 27.9.)

ribbon Zusammenfassung
  • Martin Walker hat mit seinen im Périgord angesiedelten Krimis um den Polizisten Bruno Courrèges eine Millionenauflage erzielt.
  • "Jedes Jahr ein neues Buch", schmunzelte der Autor bei einem Wienbesuch.
  • "Es sind immer zwei, drei Ideen, aus denen sich die Geschichte entwickelt", erläuterte der Autor.
  • In den Romanen und speziell in "Troubadour" dreht sich vieles um Regionalität im Spannungsfeld zu Nationalität.