Ausstellung beleuchtet Geschichte des Wiener Rathauses
Die Präsentation, die vom 23. Oktober bis zum 30. April 2026 zu sehen ist, wurde in mehrere Kapitel unterteilt, denen auch unterschiedliche Räumlichkeiten zugeordnet sind. Exponate sind etwa im Ausstellungskabinett, im Gang, im Foyer oder in der Bibliothek selbst zu finden. Der Bogen spannt sich dabei von der Baugeschichte und der Ausstattung des größten Ringstraßengebäudes bis hin zu historischen Ereignissen oder der Lebensgeschichte seines Architekten.
Der Verwaltungs- und Repräsentationsbau ist längst zu einem Synonym für die Bundeshauptstadt oder die Stadtpolitik bzw. -verwaltung geworden. Dabei hätte er ursprünglich an einem anderen Ort stehen sollen, nämlich beim Stadtpark. Schmidts Siegerentwurf war für diese Location konzipiert worden. Sein Projekt nannte sich "Saxa loquuntur" ("Die Steine sprechen"). Mit Steinen kannte sich Schmidt aus. Er war nicht nur Architekt, sondern auch Steinmetz und zu dieser Zeit als Dombaumeister von St. Stephan tätig.
Der damalige Bürgermeister Cajetan Felder entschied sich aber letztendlich dafür, das brachliegende Josefstädter Glacis zu bebauen. Die Gegend erschien repräsentativer, da der Stadtteil auch Burgtheater, Universität und Parlament beherbergen sollte. Somit musste das neue Rathaus - das alte in der Wipplingerstraße war längst zu klein geworden - gleich vor Baubeginn umgeplant werden. Die Zahl der Höfe wurde dabei etwa von fünf auf sieben erhöht.
Im Geist des zeitgenössischen Historismus lehnte sich das Stadt-Monument an gotische Architektur bzw. mittelalterliche Rathäuser wie jenes von Brüssel an. Sein prägnantestes Element ist der zentrale Turm. Die Ausstellung widmet sich aber nicht nur der Arbeit seines Schöpfers, sondern auch jener der Erbauer. Bis zu 1.500 Personen werkten zu Spitzenzeiten gleichzeitig auf der Baustelle, und das oft elf Stunden an sechs Tagen in der Woche. Schwere Hilfsarbeiten wurden dabei häufig von Frauen ausgeübt.
Massive Kostenüberschreitung
Doch auch Schmidt hatte seine liebe Not, etwa mit den Natursteinen, die nicht immer in der gewünschten Qualität herbeigeschafft werden konnten. Die Kosten galoppierten ebenfalls davon, wie zu erfahren ist: Zunächst mit 8,5 Mio. Gulden veranschlagt (heute ca. 137,3 Mio. Euro) stiegen die Ausgaben auf letztendlich 13,5 Mio. Gulden (rund 250 Mio. Euro). Dass Felder 1878 als Bürgermeister abgewählt wurde, soll in direktem Zusammenhang mit der Budgetmisere stehen.
Zu sehen sind in der Ausstellung unter anderem originale Architekturzeichnungen von Schmidt sowie Fotos aus der Bauzeit. Entwürfe geben darüber Auskunft, dass man das Haus vor allem innen noch deutlich opulenter gestalten wollte. Wie Kurator Gerhard Murauer der APA erläuterte, fielen etwa geplante Vergoldungen, Fresken oder auch Holzdecken dem Sparstift zum Opfer. Eine ursprünglich vorgesehene Rathauskapelle wurde ebenfalls nicht realisiert.
Rathausmann im Miniaturformat
Unter den Schaustücken finden sich auch bisher noch nie gezeigte historische Ausstattungsteile wie Türbeschläge. Ausgestellt ist auch die durchaus massive Handkasse Schmidts, in der die Löhne für die Arbeiterinnen und Arbeiter auf der Baustelle aufbewahrt wurden bzw. aus der die Auszahlungen erfolgten. Nicht fehlen darf auch der Wiener Rathausmann, der zumindest als verkleinertes Modell zu Gast ist.
Das Original würde mit 5,4 Metern Höhe (inklusive Standarte) den Rahmen der Schau sprengen. Er prangt an der Spitze des großen, 98 Meter hohen Turms. Dieser durfte aufgrund eines kaiserlichen Verbots die 99 Meter der benachbarten Votivkirche nicht überragen. Dank Rathausmann wurde das Gebäude aber trotzdem zum höchsten Bauwerk an der Ringstraße.
(S E R V I C E - "Monument der Stadt. Rathaus Wien. - Zum 200. Geburtstag des Architekten Friedrich von Schmidt" in der Wienbibliothek im Rathaus. Ausstellungsdauer: 23. Oktober 2025 bis 30. April 2026. Geöffnet bei freiem Eintritt von Montag bis Donnerstag von 9.00 bis 19.00 Uhr, am Freitag von 9.00 bis 17.00 Uhr. Publikation zur Ausstellung: "Rathaus Wien", herausgegeben von Anita Eichinger, Franz J. Gangelmayer, Gerhard Murauer und Andreas Nierhaus. Residenz Verlag. 30 Euro)
Zusammenfassung
- Zum 200. Geburtstag des Architekten Friedrich von Schmidt beleuchtet die Ausstellung "Monument der Stadt - Das Wiener Rathaus" von 23. Oktober 2025 bis 30. April 2026 in der Wienbibliothek die Geschichte und Baugeschichte des 1883 eröffneten Gebäudes.
- Die Baukosten des Wiener Rathauses stiegen von ursprünglich 8,5 Mio. Gulden (ca. 137,3 Mio. Euro) auf 13,5 Mio. Gulden (rund 250 Mio. Euro), wobei bis zu 1.500 Arbeiter:innen gleichzeitig auf der Baustelle tätig waren.
- Zu sehen sind Originalzeichnungen, historische Ausstattungsteile und ein Modell des 5,4 Meter hohen Rathausmanns, während viele geplante opulente Elemente aus Kostengründen nie realisiert wurden.