Auftakt zum Mountainfilm Festival in Graz
Patrizia und ihre deutsche Freundin, die Surfaktivistin Marie-Therese Pfisterer, starten in Frankreich mit einem runderneuerten Geländewagen, den sie liebevoll "Petra" getauft haben. Die Reise führt sie über Spanien und Gibraltar nach Marokko, wo sie Zineb, die erste weibliche Bergführerin des Landes treffen. Im Verlauf der über 20.000 Kilometer langen Reise, die sie über Mauretanien, Senegal, Gambia bis nach Guinea-Bissau führt, begegnen ihnen weitere Frauen, die auf unterschiedlichste Weise ihr eigenes Ding durchgesetzt und sich einen Platz in der Gesellschaft behauptet haben.
Der Film ist mit 64 Minuten relativ kurz, fühlt sich aufgrund der äußerst dicht gepackten Bilder und Erzählstränge jedoch länger an. Das ist aber kein Nachteil, denn Patrizia Bruno gelingt es, die Geschichten der verschiedenen Frauen zwar knapp, aber doch inspirierend genug zu inszenieren. Der eigene Selbstfindungstrip der beiden Reisegefährtinnen bildet eine Art Rahmenhandlung. Die Nabelschau hält sich in Grenzen, gelegentliche Ausrutscher ins Kitschig-Esoterische fallen angesichts der gelungenen Frauenporträts nicht ins Gewicht.
Ein bisschen schade war es, dass weder die Filmemacherin noch sonst jemand von der Filmcrew bei der Premiere des Films anwesend war. Ein Blick auf die Homepage des Projektes klärt darüber auf, dass es die Mission der Produzentinnen des Films ist, junge Menschen jeglicher Herkunft dazu anregen, auf ihre innere Stimme zu hören und aktiv zu werden. Nach dem Motto: "Wenn es diese Frau aus dem Bergdorf geschafft hat, kann ich es auch. Wenn das achtjährige Mädchen aus dem Senegal das kann, kann ich es auch." Geplant ist eine Tour mit Filmvorführungen in kleinen Gemeinden, kombiniert mit Workshops. "Wir möchten den Film einem kleinen und großen Publikum weltweit zeigen und Workshops zu Themen wie Intuition, Angst überwinden und Mut zum Handeln anbieten", heißt es auf der Website.
Festival bis Samstag
Das Mountainfilm Festival dauert noch bis kommenden Samstag. Im Wettbewerb gezeigt werden insgesamt 93 Filme in den Kategorien Alpinismus und Expeditionen, Sport in Berg- und Naturräumen, Natur und Umwelt sowie Menschen und Kulturen. Vier der Filme sind Weltpremieren, etliche weitere sind erstmals in Österreich zu sehen. Am Ende des Festivals stehen die Ehrung der Preisträger - verliehen wird erstmals auch ein Newcomer-Preis - im Congress Graz und anschließend die Lange Nacht des Bergfilms.
(Von Andreas Stangl/APA)
(S E R V I C E - "Guts - a Female Expedition Through Africa" von Patrizia Bruno beim Mountainfilm - International Filmfestival Graz 11. bis 15. November. https://mountainfilm.com/ https://www.gutsvoyage.com/)
Zusammenfassung
- Das Mountainfilm Festival in Graz startete mit der Weltpremiere des 64-minütigen Films "Guts", der die fünfmonatige und über 20.000 Kilometer lange Reise zweier Freundinnen von Europa durch Nordwestafrika dokumentiert.
- Im Zentrum des Films stehen Begegnungen mit Frauen, darunter Marokkos erste weibliche Bergführerin, die sich gegen patriarchale Strukturen behauptet haben.
- Bis Samstag zeigt das Festival insgesamt 93 Filme aus verschiedenen Kategorien und vergibt erstmals einen Newcomer-Preis.
