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Anfang als Ende mit Wagners "Rheingold" in Klagenfurt

Heute, 09:37 · Lesedauer 3 min

Das bedeutungsvolle Premierendatum 8. Mai gibt dem beginnenden Verfall der Götterwelt zusätzliches Gewicht: Richard Wagners Operntetralogie "Der Ring des Nibelungen" rund um Liebe, Macht und deren Missbrauch klang am Stadttheater Klagenfurt am Donnerstag mit einer augenzwinkernden Inszenierung des "Rheingold" und der souveränen Leistung des Kärntner Sinfonieorchesters unter Nicholas Milton aus.

Das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs und das Glockengeläut anlässlich der Papstwahl begleiteten das Premierenpublikum ins Haus, wo aus den Seitenlogen bereits überdimensionale Puppenköpfe von Trump, Putin und Xi den Besuchern huldvoll zuwinkten. Dass Intendant Aron Stiehl nicht viel mit historischer Aufführungspraxis am Hut hat, illustriert er gleich zur Einleitung mit einem undeutlichen Video, auf dem ein Bühnenvorhang aufgeht, und dem Knistern einer Schallplatte mit eingespielter Musik - nur einer der Kunstgriffe, mit denen sich die Regie von vielen herkömmlichen Wagner-Inszenierungen absetzt.

Nach "Die Walküre", "Siegfried" und "Götterdämmerung" wird nun zum Finale in Klagenfurt mit "Das Rheingold" der Vorabend des "Bühnenfestspiels" erzählt. Darin stiehlt der Zwerg Alberich den Rheintöchtern das Rheingold und lässt daraus den Ring der Macht schmieden. Die Gier nach Gold treibt auch Göttervater Wotan an, der seinerseits Nibelung Alberich bestiehlt, um seine Burg Walhall bezahlen zu können, die von den Riesen Fasolt und Fafner gebaut werden soll. Zum Schein haben Wotan und seine Frau Fricka deren Schwester Freia als Bezahlung angeboten. Als die Riesen nun ihren Lohn einfordern, soll Freia gegen das Gold eingetauscht werden.

Das Kärntner Sinfonieorchester, so wie bei den Vorgängerproduktionen in reduzierter Besetzung, spielt unter dem scheidenden Chefdirigenten Nicholas Milton intonationssicher und ausgewogen, lässt den Sängern Raum und Zeit. Aus dem Klagenfurter Ensemble sticht vor allem Kai Kluge als schillernd-verschlagener Ratgeber Wotans hervor - heute würde man wohl Lobbyist zu ihm sagen. Markus Marquardt, der in Stiehls "Walküre" den Wotan verkörperte, beeindruckt diesmal als der Liebe abschwörender und pragmatischer Machtmensch Alberich, Martin-Jan Nijhof ist ein etwas steifer, mehr getriebener als agierender Wotan. Von den Frauenfiguren überzeugen vor allem die verspielten Rheintöchter (Veronika Dünser, Fernanda Allande, Christiane Döcker), die Regisseur Stiehl gleich im ersten Bild mit Wasserball und Schwimmreifen hantieren lässt.

"Wotan go home!"

Zum Ausklang der Inszenierung sieht sie das Publikum noch einmal. Da entern die Rheintöchter den Zuschauerraum und schwenken wie bei einer Demonstration Protestschilder: "Wotan go home!" - was mit Standing Ovations und langem Jubel gefeiert wird.

(Von Karin Waldner-Petutschnig/APA)

(S E R V I C E - "Das Rheingold", Vorabend des Bühnenfestspiels "Der Ring des Nibelungen", Text und Musik von Richard Wagner, in deutscher Sprache mit Übertiteln. Mit: Nicholas Milton (musikalische Leitung), Aron Stiehl (Regie), Okarina Peter, Timo Dentler (Bühne und Kostüme), Markus Hänsel (Dramaturgie), Rhys George (Choreographie), Martin-Jan Nijhof (Wotan), Kai Kluge (Loge), Markus Marquardt (Alberich), Fritz Steinbacher (Mime), Rafal Pawnuk (Fasolt), Matheus Franca (Fafner), Anke Vondung (Fricka), Elisabeth Dopheide (Freia), u. a. Kärntner Sinfonieorchester, Statisterie des Stadttheaters Klagenfurt; weitere Vorstellungen: 11., 14., 17., 22., 25., 28. Mai, 3., 6., 10., 13. Juni, 19.30 Uhr; www.stadttheater-klagenfurt.at)

Zusammenfassung
  • Am 8. Mai fand die Premiere von Wagners 'Das Rheingold' im Stadttheater Klagenfurt statt, einem Datum, das an das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert.
  • Die Inszenierung von Aron Stiehl setzte sich durch unkonventionelle Regieentscheidungen und politische Anspielungen, wie Puppenköpfe von Trump, Putin und Xi, von traditionellen Wagner-Produktionen ab.
  • Das Kärntner Sinfonieorchester unter Nicholas Milton überzeugte mit einer intonationssicheren Leistung, während Kai Kluge als Loge und Markus Marquardt als Alberich herausragten.