Altar von Lucas Cranach aus Deutschland nun in Italien
Dort soll es bis Herbst 2027 bleiben - in der Hoffnung, dass bis dahin in Deutschland eine Lösung für den Streit gefunden ist. Der Cranach-Triegel-Altar sorgt schon seit Jahren für Diskussionen. Eigentlich ist seine Heimat der evangelische Naumburger Dom, der unter dem Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes steht. Einige Experten sind jedoch der Ansicht, dass der modernisierte Altar im Westchor des Kirchenbaus die Sicht auf die hochmittelalterlichen Stifterfiguren beeinträchtigt. Befürchtet wird sogar, dass der Dom deshalb seinen UNESCO-Titel verlieren könnte.
Im Juli hatte die Landesregierung von Sachsen-Anhalt mitgeteilt, dass der Altar nach Kritik eines internationalen Expertenrats aus dem Westchor entfernt werden muss. Daraufhin kam die Idee auf, ihn nach Rom zu verleihen. Dort ist er nun in der katholischen Marienkirche auf dem Gelände des Campo Santo Teutonico zu sehen. Auf dem dortigen Friedhof, der von einer Laienbruderschaft verwaltet wird, befinden sich Gräber deutscher Katholiken aus mehreren Jahrhunderten.
Der Altar mit dem neuen Gemälde, in das Triegel auch Figuren aus der Moderne wie den von den Nazis hingerichteten evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) malte, steht jetzt mehr als 1.300 Kilometer entfernt vom ursprünglichen Bestimmungsort. Noch ist unklar, was nach den zwei Jahren in Rom daraus wird.
Deutscher Obdachloser als Vorbild für Petrus-Figur
Beim Aufstellen im Schatten des Petersdoms gab es eine große Überraschung: Als Modell für die Petrus-Figur auf dem Gemälde (mit einer Basecap) hatte Triegel ein deutscher Obdachloser namens Burkhard Scheffler gedient, der häufig unter den Kolonnaden des Petersplatzes übernachtete. Dort erfror der Mann im Jahr 2022. Auf Bitten von Papst Franziskus wurde er auf dem deutschen Friedhof bestattet - als erster Protestant überhaupt. Der Altar ist jetzt nur wenige Meter von seinem Grab entfernt. Bis vor kurzem war das niemandem bewusst.
Das sakrale Kunstwerk wurde im Original von Lucas Cranach dem Älteren zwischen 1517 und 1519 geschaffen. Bei einem Bildersturm während der Reformationskriege wurde der Mittelteil mit der Mariendarstellung 1541 zerstört. Die Seitenflügel blieben erhalten. Ein halbes Jahrtausend später bekam Triegel den Auftrag, den Mittelteil neu zu gestalten. Vorbild für die Maria war seine damals 16-jährige Tochter. Im Juli 2022 wurde der Altar erstmals im Naumburger Dom gezeigt.
Zusammenfassung
- Nach jahrelangem Streit um seinen Standort wurde der Altar von Lucas Cranach dem Älteren aus dem Naumburger Dom entfernt und steht nun bis Herbst 2027 in der katholischen Marienkirche am Campo Santo Teutonico in Rom.
- Ein internationaler Expertenrat hatte im Juli 2023 die Entfernung des Altars gefordert, weil der modernisierte Altar die Sicht auf die UNESCO-geschützten Stifterfiguren im Dom beeinträchtigt und der Verlust des Weltkulturerbe-Titels befürchtet wurde.
- Der Mittelteil des Altars, der 1541 zerstört und von Michael Triegel neu gestaltet wurde, zeigt unter anderem den von den Nazis ermordeten Theologen Dietrich Bonhoeffer und den 2022 verstorbenen Obdachlosen Burkhard Scheffler als Petrus-Figur.
