Albertina-Klosterneuburg: Zwischen Katz und Klo
70 Werke in der Galerie 1 ergänzen nun die Gesamtschau, die noch bis zum 16. November geöffnet hat. Zum einen hängen Warhol-Klassiker wie die Maos und die Suppendosen an den Wänden der Eingangshalle in der neuen Ausstellung "Von Roy Lichtenstein bis Andreas Slominski". Daneben aber verfrachten Skulpturen den comic-artigen Stil in die dritte Dimension.
Die gezeigten Brush Strokes des Pop-Art-Pioniers Lichtenstein, also Pinselstriche mit dicken schwarzen Umrandungen wie in alten Comics, entstanden ursprünglich als Gemälde. In der Albertina stehen nun die hüft- bis schultergroßen Skulpturenvarianten. Ähnlich wie bei Pablo Picasso sei bei Roy Lichtenstein die Skulptur "unendlich nah" mit seiner Malerei verbunden, erklärt Kuratorin Constanze Malissa bei der Präsentation am Mittwoch.
Den Kontrast zwischen den frontal sichtbaren Gemälden und der Räumlichkeit der Skulpturen heben auch die Stücke von Alex Katz hervor, der als Vorläufer der Pop Art gilt. Zwischen den Gemälden des inzwischen 98-jährigen US-Amerikaners finden sich seine sogenannten Cut-outs über den Raum verteilt, auf glatte Metallflächen gemalte Frauen in Badekleidung oder im kleinen Schwarzen. Durch die kräftigen Farben und klaren Formen wirken die Skulpturen so wie lebensgroße Reklamefiguren aus Retroheftchen.
Werkschau von Andreas Slominski
Zwischen Lichtenstein und Katz widmet sich ein Raum ganz einer Schenkung von Andreas Slominski, der zur Abenderöffnung am morgigen Donnerstag selbst vor Ort sein soll. Für Albertina-Generaldirektor Ralph Gleis liegt auf den 17 ausgestellten Stücken ein besonderer Fokus, weil sie die Grenzen des Skulpturalen ausloten würden: "Es sind bearbeitete Industrieprodukte, Alltagsgegenstände, die uns fragen lassen - was ist Skulptur?"
Bei den Ausstellungsstücken vom als Fallensteller bekannten Slominski handelt es sich nämlich um vermeintlich gewöhnliche Gegenstände und Materialien, die als bunte Kunstobjekte auftreten und somit einen Konnex zur Pop Art erzeugen. Unter den Stücken finden sich etwa Garagentore und große 3D-Dioramen aus Polystyrol (Styropor), auf die knallige Muster gesprayt sind.
Kaum zu übersehen ist ein von Slominski eigens designtes Dixi-Klo in knalligem Grün und Orange. Kuratorin Malissa sieht dieses als "Falle für die breite Masse", aber auch "Mahnmal" für die Jetztzeit, in der "alles voll von Baustellen ist und nie enden wollenden Großveranstaltungen", oder für prekäre sanitäre Unterbringungen für Flüchtlinge. Gleich daneben hängen Reliefs mit gewundenen Körpern, aus demselben Plastik wie die Toilette geformt.
Albertina Klosterneuburg zieht Bilanz
Im Vorjahr wurde das ehemalige Essl Museum am Strandbad bei der Donau als Albertina Klosterneuburg neu eröffnet. Der Plan sei nun, jährlich vom Frühling bis in den späten Herbst hinein Mottos zu setzen, wie heuer "De Sculptura", stellte Gleis in Aussicht. Mit den bisherigen Besucherzahlen ist man laut dem Generaldirektor zufrieden. Man sei weniger stark frequentiert als die Albertina-Häuser in der Hauptstadt, aber es handle sich bei der Klosterneuburger Ausgabe um eine "Experimentierbühne". Genaue Daten wurden nicht genannt, aber an Wochenenden gebe es "ganz erfreuliche Zahlen".
(S E R V I C E - www.albertina.at)
Zusammenfassung
- Die Albertina Klosterneuburg erweitert ab Freitag ihre Skulpturenschau um 70 Pop-Art-Werke, darunter Klassiker von Andy Warhol, Skulpturen von Roy Lichtenstein und Gemälde sowie Cut-outs von Alex Katz.
- Ein Schwerpunkt liegt auf 17 geschenkten Werken von Andreas Slominski, dessen farbenfrohe Alltagsobjekte und ein auffälliges Dixi-Klo gesellschaftliche Fragen thematisieren.
- Die Ausstellung unter dem Motto "De Sculptura" läuft noch bis 16. November und versteht sich als experimentelle Plattform mit zufriedenstellenden Besucherzahlen, wobei genaue Daten nicht veröffentlicht wurden.