Screenshot YouTube

Youtuber Drachenlord räumt vor Gericht Körperverletzung ein

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Rainer „Drachenlord“ Winkler ist Zielscheibe für den Hass tausender User. Nach einem Wutanfall soll er diesen gegenüber handgreiflich geworden sein. Heute Donnerstag verantwortete er sich vor Gericht und räumte die ihm vorgeworfene, schwere Körperverletzung ein - eine Haftstrafe ist nicht ausgeschlossen. Ein Urteil wird für den 28. Oktober erwartet.

Der YouTuber Rainer Winkler, auch bekannt als "Drachenlord", musste sich heute im Gerichtssaal wieder den Vorwürfen der Körperverletzung und Beleidigung stellen-und räumte diese in großen Teilen ein. Winkler ist in denselben Belangen bereits vorbestraft. Hintergrund der erneuten Vorwürfe sind wiederholte Aufeinandertreffen von Winkler mit seinen Anti-Fans, die in Handgreiflichkeiten und wüsten Beschimpfungen ausarteten. 

Hintergrundgeschichte des "Drachenlords"

Hinter „Drachenlord“ steckt ein 32-jähriger Youtuber namens Rainer Winkler, der 40 Kilometer nördlich von Nürnberg in einem Ort mit 40 Einwohnern lebte. Wie jeder Youtuber, begann er klein, lud Videos mit Gaming- oder Musikinhalten hoch. Bald nahm er auch freizügigere Selbstinszenierungen in sein Content-Repertoire auf und begann öffentliche Hass- und Hetztiraden online zu stellen. Mit deren Veröffentlichung stieg die Zahl der Menschen, die Drachenlord in der Online-Öffentlichkeit zu hassen begannen. Die „Haider“ (norddeutsche Aussprache des englischen Worts „Hater“), eine Art Zusammenschluss von Menschen, die eine ausgeprägte Antipathie für Winkler hegen, formierten sich.

Wie „Haider“ haten

Winklers Wutausbrüche den Haidern gegenüber stehen nahezu an der YouTube-Tagesordnung. Im Eifer des Gefechts verrät er schließlich tausenden Menschen seine private Wohnadresse- um die Streitigkeiten persönlich beiseite zu legen. Ein grober Fehler, wie sich bald zeigt. Die Situation gerät dermaßen außer Kontrolle, dass die Polizei mehrmals einschreiten und kurzzeitig sogar den gesamten Ort abriegeln muss. Mittlerweile ist das Haus verkauft und muss von Winkler bis zum 5. Jänner 2022 geräumt werden. Wie weit der Hass der Haider geht, wurde erst vergangene Woche verdeutlicht, als man den Drachenlord als norwegischen Amokläufer framen wollte. Auch vor Sachbeschädigung schrecken Haider im „Drachengame“ wie sie es nennen, nicht zurück.

Winkler auf Bewährung

Es ist nicht das erste Mal, dass der Drachenlord sich heute Donnerstag vor Gericht verantworten muss: Winkler wurde im September 2019 wegen Beleidigung und Körperverletzung zu sieben Monaten Freiheitsstrafe, allerdings auf Bewährung, verurteilt. Damals hatte er, als einige seiner Anti-Fans an seinem Gartenzaun rüttelten, einen Besucher mit Pfefferspray eingesprüht, nach einem anderen Mann warf er einen Stein. Eine Bewährung ist typischerweise mit Auflagen verbunden. In einer Bewährungszeit von drei Jahren sollte Winkler ein Leben ohne weitere Straftaten führen. Selbst ohne Fahrkarte in einen Bus oder eine U-Bahn zu steigen kann zum Widerruf einer Bewährung führen, die bereits verhängte Freiheitsstrafe muss dann abgesessen werden.

Anklage und „Opfer“-Frage

Die Vorwürfe gegen Winkler häufen sich nun: wieder werden ihm Körperverletzungen und Beleidigungen vorgeworfen. Auch Beamte der örtlichen Polizei beleidigt und beschimpft Winkler, vor Ort, am Telefon und via Live-Stream. Gleichzeitig sei es Aufgabe der Polizei, ihn rund um die Uhr zu schützen, sagt Winkler. Etwa 2.000 Euro verdient er monatlich durch seinen Youtube-Kanal - durch eine Community, die Großteils aus hassenden Anti-Fans besteht.

Virtueller Hass- reale Folgen

Die Geschichte um den Drachenlord ist ein Beispiel dafür, wie virtueller Hass reale Folgen nach sich zieht. Diese gehen über Winkler und die Haider hinaus. Mehrmals pro Woche löste die Polizei "Haider-Demos" auf, Winklers Nachbarn sind mit der Anwesenheit und den Krawallen konfrontiert. Als Maßnahme erließ der Markt Emskirchen im Juni 2021 für den Ortsteil Altschauerberg eine Allgemeinverfügung: Lärmbelästigung, Feuerwerkskörper und Wurfgeschosse wurden verboten, Geldstrafen von bis zu 1000 Euro in Aussicht gestellt. Nun hofft man, dass sich die Lage nach dem Umzug von Winkler beruhigt.

ribbon Zusammenfassung
  • Rainer „Drachenlord“ Winkler ist Zielscheibe für den Hass tausender seiner Hater.
  • Diese belagern sein Haus, sprühen Graffitis, die Situation spitzt sich zu- bis der Drachenlord im Eifer eines Wutanfalls handgreiflich wird.
  • Ab heute steht er deswegen vor Gericht- eine Haftstrafe ist nicht ausgeschlossen.
  • Die „Haider“ (norddeutsche Aussprache des englischen Worts „Hater“), eine Art Zusammenschluss von Menschen, die eine ausgeprägte Antipathie für Winkler hegen, formierten sich.
  • Diese Haider begannen, über Jahre hinweg, den Drachenlord zu reizen und zur Weißglut zu treiben- mit Erfolg. Wutausbrüche, die auf YouTube geteilt werden, stehen nahezu an der Tagesordnung.
  • Es ist nicht das erste Mal, dass der Drachenlord sich vor Gericht verantworten muss: Winkler wurde im September 2019 wegen Beleidigung und Körperverletzung zu sieben Monaten Freiheitsstrafe, auf Bewährung, verurteilt.

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