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Zehntausende bei Heiligsprechungen auf dem Petersplatz

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Nach einer zweieinhalb Jahre währenden Corona-bedingten Unterbrechung hat am Sonntag auf dem Petersplatz in Rom erstmals wieder eine Heiligsprechungsfeier der katholischen Kirche stattgefunden.

Zehntausende Pilger nahmen daran teil. Unter zehn neuen Heiligen sind auch der NS-Gegner Titus Brandsma, der 1942 im Konzentrationslager Dachau getötet wurde, und ein französischer Einsiedlermönch, der in Algerien starb.

Der Papst im Rollstuhl

Der 85-jährige Papst, der aufgrund von Knie- und Beinschmerzen seit Tagen im Rollstuhl sitzt, wurde zu Beginn der Zeremonie, an der mehr als 50.000 Menschen auf dem Petersplatz teilnahmen, zum Altar gefahren. Es war eine der größten Versammlungen seit der Lockerung der Covid-19-Beschränkungen zu Beginn dieses Jahres. Franziskus humpelte zu einem Stuhl, stand aber auf, um einige Teilnehmer einzeln zu begrüßen. Er las seine Predigt im Sitzen, erhob sich aber auch während der Messe.

NS-Gegner als "neuer Heiliger"

Franziskus verlas die Heiligsprechungsproklamationen vor den Pilgern, die lang applaudierten. Zu den zehn neuen Heiligen zählt der NS-Gegner Brandsma, der im Konzentrationslager Dachau getötet wurde. Der Pater, der 1881 in der niederländischen Provinz Friesland geboren wurde, machte sich auch als Journalist gegen den Nationalsozialismus stark. Die Gestapo nahm ihn deshalb Anfang 1942 fest, die Nazis verschleppten ihn einige Monate später nach Dachau. Dort wurde er gefoltert und am 26. Juli 1942 mit einer Giftspritze umgebracht.

Ein anderer bekannter neuer Heiliger ist Charles de Foucauld, ein französischer Adeliger, Soldat, Forscher und Geograf des 19. Jahrhunderts, der später eine persönliche Bekehrung erlebte, Priester wurde und als Einsiedler unter den armen Berbern in Nordafrika lebte. Er veröffentlichte das erste Tuareg-Französisch-Wörterbuch und übersetzte Tuareg-Gedichte ins Französische. De Foucauld wurde 1916 bei einem Entführungsversuch durch Beduinenstämme in Algerien getötet.

Zu den anderen acht Personen, die am Sonntag zu Heiligen erklärt wurden, gehörten Devasahayam Pillai, der im Indien des 18. Jahrhunderts getötet wurde, weil er zum Christentum konvertierte, und Cesar de Bus, ein französischer Priester aus dem 16. Jahrhundert. Die anderen waren zwei italienische Priester, drei italienische Nonnen und eine französische Ordensschwester, die alle zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert lebten.

Papst gegen Krieg 

"Diese Heiligen haben das spirituelle und soziale Wachstum ihrer Nationen und der gesamten Menschheitsfamilie gefördert, während in der heutigen Welt leider die Entfernungen immer größer werden und die Spannungen und Kriege zunehmen", sagte Franziskus nach der Messe.

Die Führer der Welt müssten "Protagonisten des Friedens und nicht des Krieges" sein, so der Papst in einer offensichtlichen Anspielung auf die Ukraine. Allen neuen Heiligen werden Wunder zugeschrieben. Franziskus äußerte die Hoffnung, dass die neuen Heiligen die führenden Politiker zu "Lösungen für den Frieden" inspirieren können.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach einer zweieinhalb Jahre währenden Corona-bedingten Unterbrechung hat am Sonntag auf dem Petersplatz in Rom erstmals wieder eine Heiligsprechungsfeier der katholischen Kirche stattgefunden.
  • Zehntausende Pilger nahmen daran teil.
  • Unter zehn neuen Heiligen sind auch der NS-Gegner Titus Brandsma, der 1942 im Konzentrationslager Dachau getötet wurde, und ein französischer Einsiedlermönch, der in Algerien starb.