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Wiener Schmuckhändler entzieht sich Betrugsprozess

Heute, 11:20 · Lesedauer 2 min

Den Bogen überspannt hat am Montag ein 49-Jähriger, der sich wegen schweren Betrugs und Veruntreuung am Wiener Landesgericht zu verantworten gehabt hätte. Der Schmuck- und Diamantenhändler erschien zum wiederholten Mal nicht zu seiner Verhandlung. Er gab vor, er sei in die Befreiung der von der Hamas festgehaltenen israelischen Geiseln involviert. Für den Richter war das nicht plausibel. In Absprache mit dem zuständigen Staatsanwalt wurde eine Festnahmeanordnung erlassen.

Zunächst hatte Verteidiger Peter Philipp erklärt, er habe am vergangenen Freitag erfahren, dass der Angeklagte nicht zur Hauptverhandlung kommen werde. Stattdessen würden "zwei Beamte des Staatsschutzes" erscheinen und dem Gericht darlegen, dass der Angeklagte aufgrund seiner vorgeblich heiklen Mission keine Zeit habe.

Nach den einleitenden Bemerkungen des Anwalts trat tatsächlich ein Mann vor, der dem Richter ein Papier überreichte und auf Englisch erklärte, er sei nur "Repräsentant". Das Schreiben sei "von den Vereinten Nationen". "Lesen Sie das", verlangte der Mann.

Der Richter fühlte sich offensichtlich "papierlt", dem im Grauen Haus für seinen Langmut bekannten Juristen riss der Geduldsfaden: "Das ist der dritte Termin, wo er nicht kommt. Irgendwann ist Schluss." Nach der Festnahme des Angeklagten werde "zeitnah verhandelt", versicherte er den Verfahrensbeteiligten.

Die Staatsanwaltschaft Wien geht davon aus, dass der einschlägig wegen Betrugs vorbestrafte Angeklagte nach seiner Verurteilung zwei weitere krumme Geschäfte gedreht hat. Zum einen soll er im Oktober 2023 einen Kaufmann betrogen haben, der kurzfristig ein Darlehen in Höhe von 250.000 US-Dollar benötigte, indem er ihm die Überweisung des Betrags binnen dreier Tage versprach. Als Sicherheit überließ ihm der gerade nicht liquide Kaufmann Ohrringe mit sechs Diamanten im Wert von zumindest 500.000 Euro.

Der Kaufmann bekam weder das Darlehen noch erhielt er den übergebenen Schmuck zurück, was die Anklagebehörde als schweren Betrug qualifiziert. Der 49-Jährige bekennt sich dazu ebenso wenig schuldig wie zur Veruntreuung eines Brillanten im Wert von 125.000 Euro und eines 30.000 Euro teuren Brillantrings. Beide Schmuckstücke wurden ihm im April 2024 zur Feststellung ihres Verkehrswerts übergeben. Nachdem dies geschehen war, soll der Besitzer Anfang Mai 2024 zu seinem Entsetzen festgestellt haben, dass der Angeklagte vor der Rückgabe die Brillanten jeweils durch billigere, vergleichsweise wertlose Moissanit-Steine ausgetauscht hatte. Der 49-Jährige hat das bisher bestritten.

Zusammenfassung
  • Ein 49-jähriger Wiener Schmuck- und Diamantenhändler erschien zum dritten Mal nicht zu seinem Betrugsprozess und gab an, wegen einer angeblichen Beteiligung an der Befreiung israelischer Geiseln verhindert zu sein.
  • Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, einem Kaufmann im Oktober 2023 ein Darlehen von 250.000 US-Dollar versprochen und als Sicherheit Ohrringe mit sechs Diamanten im Wert von mindestens 500.000 Euro behalten zu haben.
  • Außerdem soll er im April 2024 einen Brillanten im Wert von 125.000 Euro und einen Brillantring für 30.000 Euro zur Schätzung erhalten und diese später gegen wertlose Moissanit-Steine ausgetauscht haben, was der Angeklagte bestreitet.