APA/APA/LPD WIEN

34-Jähriger verurteilt

Autos angezündet und zerstört: War "Schrei nach Hilfe"

11. Aug. 2025 · Lesedauer 3 min

Anfang des Jahres hat ein Autoanzünder den Wiener Bezirk Donaustadt in Atem gehalten. Der Unbekannte zerstörte zwölf Autos, indem er die Scheibe mit einem Nothammer einschlug, Brandbeschleuniger ins Innere goss und diesen anzündete.

Am Montag wurde der 34-Jährige wegen schwerer Sachbeschädigung verurteilt. Das Urteil von einem Jahr auf Bewährung ist nicht rechtskräftig. Während die Staatsanwaltschaft auf Rechtsmittel verzichtete, erbat der Österreicher drei Tage Bedenkzeit.

Seine Anwältin plädierte am Beginn der Verhandlung auf eine Diversion. Dem kam Einzelrichter Philipp Krasa "aus spezial- und generalpräventiven Gründen" nicht nach.

10 Autos angezündet 

Denn der Beschuldigte machte seine triste berufliche Lage dafür verantwortlich, die Fahrzeuge angezündet zu haben. Zehn Autos steckte er in Brand, am Ende waren zwölf Pkw stark beschädigt. Der Schaden betrug mehr als 100.000 Euro.

"Viele Menschen haben private oder berufliche Probleme", sagte der Richter. Und diese würden auch kein Feuer legen. "Sie haben etwas sehr Vernichtendes gemacht", so Krasa. "Da muss etwas Gröberes dahinterstecken."

Die Staatsanwaltschaft hat dem Mann auch nicht das Verbrechen der Brandstiftung mit einem wesentlich höheren Strafrahmen zur Last gelegt, sondern lediglich das Delikt der schweren Sachbeschädigung.

Anzünder sei in "Ausnahmezustand" gewesen

Der 34-Jährige hatte auf einer privaten Hochschule die Ausbildung zum Molekularbiologen gemacht und sich dabei schon schwer getan. Danach bekam er ein Jahr lang keinen Job. Laut seiner Anwältin habe er sich "in einem Ausnahmezustand" befunden.

Die Kombination aus "Zukunftsängsten und Zurückweisung" habe ihm schlaflose Nächte mit Panikattacken beschert, sagte der Angeklagte. Auch hatte er noch nie eine Beziehung geführt. "Da war privat nicht was, das das irgendwie abgepuffert hätte", rechtfertigte der Beschuldigte sein Handeln.

Auf seinen nächtlichen Spaziergängen zündete er die Autos an. Das erste Fahrzeug wurde am 31. Jänner in Brand gesetzt, das letzte am 31. März, wo er von der Polizei auf frischer Tat ertappt wurde. Drei Monate lang wurde er in Untersuchungshaft genommen, ehe er im Juli nach einem umfassenden Geständnis entlassen wurde.

Auch bei der heutigen Verhandlung zeigte er sich reumütig, hat den Schaden zum Teil bereits wieder gut gemacht. "Es war ein Schrei nach Hilfe und Aufmerksamkeit", sagte er. Er habe nicht gedacht, "dass es zu so einer Dimension kommt". Sein Handeln war "nicht viel überlegt. Es gab keinen teuflischen Masterplan".

Das Gefängnis "war mir auf jeden Fall eine Lehre", erklärte der Angeklagte. Mittlerweile habe er auch eine Psychotherapie begonnen. Mit dem Urteil wird dem bisher unbescholtenen Akademiker Bewährungshilfe zur Seite gestellt.

Zusammenfassung
  • Ein 34-jähriger Mann wurde in Wien-Donaustadt für das Anzünden von zwölf Autos zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt, nachdem er im März auf frischer Tat festgenommen wurde.
  • Der Gesamtschaden betrug über 100.000 Euro, wobei der Täter die Taten mit beruflicher Perspektivlosigkeit und privaten Problemen begründete und sich bei der Verhandlung reumütig zeigte.
  • Der Angeklagte verbrachte drei Monate in Untersuchungshaft, begann eine Psychotherapie und erhält mit dem Urteil Bewährungshilfe; das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.