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Wien ist für neue Luftqualitäts-Richtlinie gerüstet

Heute, 03:03 · Lesedauer 4 min

16 Messstellen sind in Wien stationiert, um Daten zu diversen Luftschadstoffen zu sammeln. Die Werte landen dann in der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) - und die gute Nachricht: Sie nehmen ständig ab. "Unsere Kinder atmen heute eine bessere Luft, als wir das in ihrem Alter noch getan haben", resümiert Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). Die EU-Vorgaben konnten zuletzt im Jahresmittel eingehalten werden, was auch strengere Grenzwerte ab 2030 nicht ändern sollten.

Gemessen wird an den Stationen Ozon, Feinstaub (PM10 und PM2,5 (Partikel kleiner als 10 bzw. als 2,5 Mikrometer) und Stickstoffdioxide (NOx). In der Luftmesszentrale der Umweltschutzabteilung "dem Gehirn unseres Luftmessnetzes" sieht Heinz Tizek, Leiter des Bereichs Luftreinhaltung, auf diversen Monitoren dann nicht nur die aktuelle Luftqualität, sondern auch, ob etwa eines der Systeme gewartet werden muss. Auch meteorologische Daten finden Eingang in die Zentrale: "Sie sind für uns ein entscheidender Faktor, gerade wenn es um Feinstaub und Ozon angeht", erläutert Tizek. Kommt die Luft etwa aus dem Nordsee-Bereich, sei diese üblicherweise sehr sauber, "wenn sie aus dem zentralen europäischen Bereich kommt, dann sind die Werte oft höher". Diese Daten seien wichtig, um zu prognostizieren, wie sich die Lage in den nächsten zwei, drei Tagen verändern wird.

Am Beispiel Feinstaub zeige sich, dass hier Wien nicht alleine für desen Reduktion sorgen kann, die Entstehung sei ein überregionales Problem, ergänzte der Umweltstadtrat im Gespräch mit der APA. Demnach sind durchschnittlich 75 Prozent des in Wien gemessenen Feinstaubs nicht in Wien entstanden. Die Zusammenarbeit mit Partnern in ganz Europa sei daher wichtig für die positive Entwicklung gewesen und habe bewiesen, dass Politik wirke. "Unglaublich hat die EU-Gesetzgebung zur Verminderung beigetragen", so der Umweltstadtrat und nennt als Beispiele die Pkw-Abgasnorm Euro 6 oder die Katalysator-Pflicht.

Anders liege die Sache bei den Stickstoffoxiden (NOx). "Was Stickstoff betrifft, gibt es einen sehr hohen Anteil an lokaler Mitverantwortung, wie etwa beim Verkehr", erläutert Czernohorszky. Hier habe der Ausbau der Parkraumbewirtschaftung, des Radverkehrs oder der U-Bahn Wirkung gezeigt und in Summe zeige sich hier der gesamte Wiener Klimafahrplan als Maßnahmen-Set. "Wien ist ja um eine halbe Million Menschen gewachsen seit den 1990er-Jahren - die Stickstoffbelastung konnte trotzdem deutlich gesenkt werden", lautet hier die Bilanz.

Noch nicht am Ziel

Im Vorjahr unterschritt der Jahresmittelwert bei Stickstoffdioxid auch beim verkehrsbelasteten Standort Hietzinger Kai mit 27 μg/Kubikmeter den IG-L Grenzwert von 35 μg/Kubikmeter deutlich - 2010 wurden dort noch 58 μg/Kubikmeter gemessen, hieß es von der Stadt Wien. Und die Anzahl der Tage mit erhöhten Feinstaubwerten (d.h. Tagesmittelwerten über 50 μg/Kubikmeter) lag trotz einer Saharastaubepisode Ende März bei sechs Tagen. Zulässig sind laut dem EU-Grenzwert bis zu 35 Tage (EU-Grenzwert) oder bis zu 25 Tage laut Österreichischem Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L).

Am Ziel ist man aber noch nicht, denn die Verschmutzung der Luft nimmt zwar in ganz Europa stetig ab, doch noch immer haben Feinstaub oder Stickstoffverbindungen tödliche Folgen für die Menschen. So stellte die Europäische Umweltagentur EEA in ihrem aktuellsten Bericht fest, dass in der EU schätzungsweise fast 240.000 Todesfälle jährlich allein von der Feinstaubbelastung in der Luft herrühren. Luftverschmutzung schade der Gesundheit schon bei deutlich niedrigeren Konzentrationen als den gesetzlichen Grenzwerten, stellte auch das Umweltbundesamt fest.

Neue Verpflichtungen durch Luftqualitäts-Richtlinie

Die EU reagierte und zog die Schrauben an und so ist Ende 2024 die neue EU-Richtlinie für Luftqualität in Kraft getreten. Sie sieht ab 2030 niedrigere Grenz- und Zielwerte für Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid vor, die auf Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) basieren.

Tizek erwartet sich von der Luftqualitäts-Richtlinie "viele neue Änderungen in der Messtechnik, in den generellen Vorgaben, die mit der Luftqualität einhergehen sollen." Auf eine neue Messverpflichtung für Ultrafeinstaub ist man vorbereitet: "Das ist für uns nicht ganz neu, weil wir messen diesen schon seit drei Jahren an der Messstelle Gaudenzdorf." Ein Grenzwert ist hier jedenfalls vorerst nicht vorgesehen, da es noch an Daten mangeln würde, um einen solchen festzulegen. Neu wird zudem auch eine Großmessstelle sein - hier werde die Station beim AKH gemeinsam mit dem Umweltbundesamt zu einer solchen ausgebaut.

(S E R V I C E - Luftgütedaten werden stündlich aktualisiert sowie in Tages-, Monats- und Jahresberichten

veröffentlicht: www.wien.gv.at/ma22-lgb/luftgi.htm. Alle Österreichischen Daten sind beim Umweltbundesamt https://luft.umweltbundesamt.at/pub/gmap/start.html) bzw. der EU-Umweltagentur

(https://go.apa.at/DBvthUun) ersichtlich. Weitere Informationen zu Luftschadstoffen: https://go.apa.at/R4pExaTw)

Zusammenfassung
  • In Wien überwachen 16 Messstellen kontinuierlich die Luftqualität, wobei die Schadstoffwerte seit Jahren sinken.
  • Im Jahr 2023 lag der durchschnittliche Stickstoffdioxid-Wert am Hietzinger Kai mit 27 μg/m³ deutlich unter dem Grenzwert von 35 μg/m³, während 2010 noch 58 μg/m³ gemessen wurden.
  • 75 Prozent des in Wien gemessenen Feinstaubs stammen nicht aus der Stadt selbst, sondern werden überregional eingetragen.
  • Die neue EU-Luftqualitätsrichtlinie ist Ende 2024 in Kraft getreten und bringt ab 2030 strengere Grenzwerte für Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid, die sich an den WHO-Richtwerten orientieren.
  • Trotz der Verbesserungen sterben laut Europäischer Umweltagentur jährlich rund 240.000 Menschen in der EU an den Folgen von Feinstaubbelastung.