Weniger Einsätze für Bergretter durch mäßiges Sommerwetter
Insgesamt gab es aber einen leichten Anstieg der Einsätze von 1. November 2024 bis 16. September 2025 - die Alpinpolizei rechnet ein Jahr immer mit Beginn der Wintersaison. Verantwortlich für den Anstieg war der vergangene Winter. Und wie Ebner und Martin Otahal, stellvertretender Leiter der Flugpolizei und selbst Helikopter-Pilot, warnten, die Hauptsaison für Wanderer ist erst jetzt, im Herbst. Und sie machten darauf aufmerksam, dass Alpinisten mit der Beachtung relativ einfacher Verhaltensregeln ihr Risiko minimieren können. "Das Wichtigste ist die Tourenplanung: Man muss die richtige Tour für sich selbst aussuchen, die Länge und Schwierigkeit an die eigenen Fähigkeiten und den Fitnesszustand anpassen", sagte Ebner. Wer in die Berge geht, benötigt darüber hinaus entsprechende Ausrüstung: "Schuhwerk, Bekleidung, Erste-Hilfe-Material, Telefon", betonte der Chef der Alpinpolizei.
Abgesehen davon sollten sich Wanderer und Bergsteiger jedenfalls über die Wetterlage informieren. "Wenn eine Front im Anzug ist, kann ich keine Zehn-Stunden-Touren machen", erläuterte Ebner. Ebenso sollte man beachten, dass die Tage im Herbst deutlich kürzer sind, die Dunkelheit wesentlich früher hereinbricht. Und nicht zuletzt sollte das Ziel bekannt gegeben werden: Verwandten, Unterkunftgebern oder Hüttenwirten sollten informiert werden, wohin sich die Wanderer wenden.
Pro Jahr gibt es im alpinen Bereich rund 300 bis 400 Abgängigkeitsanzeigen. "Vermisstensuchen sind in vielen Fällen innerhalb einer Stunde aufgelöst, weil der oder die Vermisste wieder aufgetaucht ist", sagte Ebner. Suchaktionen sind grundsätzlich eine sicherheitspolizeiliche Angelegenheit. Einsatzorganisationen wie die Bergrettung oder die Feuerwehren arbeiten zu. Oft genug dauert es aber länger und wird richtig aufwendig. Bei solchen Suchaktionen helfen auch die Hubschrauber der Flugpolizei.
Bunt statt Camouflage
Otahal hatte nicht zuletzt deshalb auch eine Zusatzempfehlung zur Wahl der richtigen Bekleidung: Gut sichtbar sollte sie auch sein, selbst wenn Camouflage-Gewand im Trend liegt. Bei Suchaktionen ist es nur schwer zu sehen. Alpinisten sollten auch deshalb darauf schauen, gut wahrgenommen werden zu können, weil Suchen und Bergungen mit dem Hubschrauber richtig teuer werden können, dann nämlich, wenn Gutachter erkennen, dass grobe Fahrlässigkeit des zu Rettenden zu der Aktion geführt hat. Pro Flugminute werden pauschal 53 Euro verrechnet. Bei der durchschnittlichen Dauer von einer Stunde für einen Flugeinsatz wären das 3.180 Euro.
Im Kalenderjahr 2024 beispielsweise führte die Flugpolizei, die bei der Direktion für Spezialeinheiten (DSE) im Innenministerium angesiedelt ist, 386 Rettungen von Unverletzten durch. Knapp die Hälfte von ihnen - 184 - wurde den Geretteten verrechnet. Insgesamt ergab das eine Summe von 519.000 Euro. Otahal appellierte auch, dass beim Absetzen eines Notrufes nicht zu lange gewartet wird. Der Einsatz wird umso schwieriger, aufwendiger und riskanter, je schlechter das Wetter ist bzw. je schneller die Dunkelheit hereinbricht.
Froh über jeden Einsatz, der nicht geflogen werden muss
Für die Retter, ob am Boden oder in der Luft, ist klar, dass es auch darum geht, das Risiko für sich selbst so klein wie möglich zu halten. "Es kann schon sein, dass wir wegen der Lawinengefahr ein, zwei Tage warten müssen, bis sich die Situation so weit verbessert hat, dass ein Einsatz vertretbar ist", sagte Ebner. "Wir sind natürlich froh über jeden Einsatz, der nicht geflogen werden muss", ergänzte Otahal.
Rettungen und Bergungen im alpinen Bereich zählen per se zu den Riskantesten. Und für Hubschrauberpiloten ist es auch fliegerisch eine Herausforderung. "An erster Stelle ist das Wetter zu nennen. Gerade in alpinen Regionen verhält sich das Wetter untypisch. Zum Beispiel sind die Windverhältnisse oft ganz anders, als zu erwarten war." Dazu kommt, dass die Leistungsfähigkeit des Hubschraubers mit zunehmender Seehöhe wegen der dünneren Luft abnimmt.
Zusammenfassung
- Das mäßige Sommerwetter sorgte im Juli 2025 für rund 30 Prozent weniger Einsätze der Bergrettung in Österreich als in den Vorjahren, und die Zahl der tödlich Verunglückten sank von 283 auf 238.
- Trotz des Rückgangs im Sommer gab es insgesamt einen leichten Anstieg der Einsätze im aktuellen Berichtszeitraum, was auf den vergangenen Winter zurückgeführt wird.
- Such- und Rettungsaktionen mit Hubschrauber sind kostenintensiv (53 Euro pro Flugminute, durchschnittlich 3.180 Euro pro Einsatz), und im Jahr 2024 wurden 386 Rettungen von Unverletzten durchgeführt, wovon 184 verrechnet wurden.