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Weiter lange Warteschlange am Sarg der Queen

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Die Menschen in Großbritannien haben an diesem Wochenende noch Gelegenheit, sich mit einem Besuch am Sarg von Queen Elizabeth II. von ihrer Monarchin zu verabschieden. Der Sarg ist noch bis Montagfrüh in der Westminster Hall des britischen Parlaments in London aufgebahrt, bevor dann das Staatsbegräbnis für die Königin ansteht. Ihre acht Enkel halten am Samstagabend eine 15-minütige Totenwache. Am Freitagabend kam es am Sarg zu einem Zwischenfall, ein Mann wurde festgenommen.

Der Mann rannte laut Zeugenaussagen in Richtung des Sargs. Eine Zeugin sagte dem Sender Sky News, jemand habe ihre siebenjährige Nichte aus dem Weg geschubst, sei zum Sarg gelaufen und habe versucht, die über dem Sarg liegende royale Standarte hochzuheben. Die Polizei habe ihn "innerhalb von zwei Sekunden" ergriffen. Die Live-Übertragung im Fernsehen wurde zum betreffenden Zeitpunkt ausgesetzt und stattdessen eine Ansicht von außerhalb des Parlaments gezeigt. Die Metropolitan Police teilte laut britischer Nachrichtenagentur PA mit, der Mann sei wegen eines Verstoßes gegen das Gesetz über die öffentliche Ordnung verhaftet worden.

Zuvor hatten König Charles III. und seine Geschwister - ebenfalls für eine Viertelstunde - die Totenwache am Sarg übernommen. König Charles III. (73), Prinzessin Anne (72), Prinz Andrew (62) und Prinz Edward (58) positionierten sich am Abend - allesamt in Uniform - um den Sarg herum, legten die Hände ineinander und senkten den Blick. Viele weitere Mitglieder der Royal Family wohnten der Totenwache zudem von einem Podest am Rande der Westminster Hall im Parlament bei.

Die Totenwache war Berichten zufolge die einzige Gelegenheit bei den Trauerfeierlichkeiten, bei der Prinz Andrew eine Uniform tragen durfte. Die Queen hatte ihrem zweitältesten Sohn Anfang des Jahres wegen seiner Verwicklung in den Missbrauchsskandal um den gestorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein alle militärischen Dienstgrade aberkannt. Er war bei allen anderen Zeremonien bisher in zivil gekleidet.

Mit einem Besuch in Wales hatte Charles zuvor am Freitag seine Trauerreise durch alle vier Landesteile des Vereinigten Königreichs - neben Wales noch England, Schottland und Nordirland - abgeschlossen.

Unzählige Menschen nutzen seit Mittwoch die Möglichkeit, am Sarg von Elizabeth II. innezuhalten. Dafür müssen sie sich vorher stundenlang in eine kilometerlange Warteschlange entlang der Themse einreihen. Am Freitagmorgen hatte das Kulturministerium den Zugang zur Warteschlange kurzzeitig gestoppt, als diese eine Länge von rund acht Kilometern erreicht hatte. Am Freitag wurde in der Schlange auch Ex-Fußballstar David Beckham gesichtet: Er habe sich nachts angestellt und rund zwölf Stunden gewartet, erzählte der 47-Jährige dem Sender Sky News. "Es ist ein trauriger Tag, aber ein unvergesslicher", sagte er. Am Freitagabend wurde die Wartezeit auf mindestens 22 Stunden geschätzt.

Auch in der Nacht zum Samstag riss die Warteschlange nicht ab. Immerhin können die Wartenden am Wochenende ihre Regenschirme wohl zuhause lassen. Der britische Wetterdienst sagte für Samstag sonniges Wetter mit Höchsttemperaturen von 17 Grad Celsius in der britischen Hauptstadt voraus, wie die Nachrichtenagentur PA berichtete. Auch am Sonntag solle es trocken bleiben.

Wenn an diesem Samstagabend die Queen-Enkel die Totenwache am Sarg halten, soll der zum Thronfolger aufgerückte Prinz William am Kopf stehen und Prinz Harry am Fuß, wie die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf Palast-Quellen gemeldet hatte. Auf Wunsch ihres Vaters König Charles III. werden beide Brüder ihre Militäruniform tragen. Bei den bisherigen Zeremonien hatte Harry, der in Afghanistan gedient hat, im Gegensatz zu seinem Bruder einen Gehrock angehabt - er musste seine militärischen Titel mit seinem selbstgewählten Abschied aus dem engeren Kreis der Königsfamilie niederlegen. Harry lebt mit seiner Frau Meghan und den Kindern Archie und Lilibet inzwischen in den USA.

Die übrigen Enkelinnen und Enkel der Queen würden bei der Totenwache formelle schwarze Anzüge beziehungsweise Kleider tragen, hieß es. Zu Williams Seite sollen die Kinder von Queen-Tochter Prinzessin Anne, Zara Tindall und Peter Phillips, stehen. Die Töchter von Prinz Andrew, die Prinzessinnen Beatrice und Eugenie, flankieren Harry. Auf Höhe der Sarg-Mitte positionieren sich die jüngsten Queen-Enkel, Lady Louise und Viscount Severn, die Kinder von Prinz Edward. Die Enkelkinder seien sehr darauf bedacht, der toten Königin ihre Aufwartung zu machen, hieß es.

Elizabeth II. war am Donnerstag, den 8. September, im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral gestorben. Am Sonntag wurde ihr Sarg in Schottlands Hauptstadt Edinburgh gebracht, am Dienstagabend dann nach London. Dort geleitete ihn die engste Familie um Charles am Mittwochnachmittag in einer feierlichen Prozession vom Buckingham-Palast zum Parlament, wo er seither aufgebahrt ist.

Zum Staatsbegräbnis an diesem Montag werden Hunderte Monarchen, Staats- und Regierungschefs aus aller Welt in London erwartet. Nach einem Gottesdienst in der Westminster Abbey wird der Sarg in einer Prozession zum Wellington Arch gebracht, die Route führt über die Prachtstraße The Mall und am Buckingham-Palast vorbei. Eine solche Zeremonie habe es in Großbritannien seit dem Tod von Winston Churchill 1965 nicht mehr gegeben, berichtete die BBC.

Die eigentliche Beisetzung findet nicht in London, sondern im westlich gelegenen Windsor statt. Der Sarg wird mit einem Leichenwagen dort hingebracht. Ihre letzte Ruhestätte soll die Queen am Montagabend bei einer privaten Beisetzung in der St George's Chapel auf Schloss Windsor erhalten - an der Seite ihres im vergangenen Jahr gestorbenen Mannes Prinz Philip.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Menschen in Großbritannien haben an diesem Wochenende noch Gelegenheit, sich mit einem Besuch am Sarg von Queen Elizabeth II. von ihrer Monarchin zu verabschieden. Der Sarg ist noch bis Montagfrüh in der Westminster Hall des britischen Parlaments in London aufgebahrt, bevor dann das Staatsbegräbnis für die Königin ansteht. Ihre acht Enkel halten am Samstagabend eine 15-minütige Totenwache. Am Freitagabend kam es am Sarg zu einem Zwischenfall, ein Mann wurde festgenommen.