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Verfahren gegen Ärzte nach Botulismus-Toten in Italien

11. Aug. 2025 · Lesedauer 3 min

Nachdem vergangene Woche drei Personen in Kalabrien und auf Sardinien wegen Botulismus-Vergiftung ums Leben gekommen sind, laufen die Ermittlungen in Italien weiter. In der Badeortschaft Diamante im süditalienischen Kalabrien, wo zwei Personen nach dem Verzehr von Sandwiches mit Wurst und Stängelkohl ums Leben gekommen sind, wird unter anderem gegen fünf Ärzte ermittelt.

Die Staatsanwaltschaft der Stadt Paola in Kalabrien wirft den Beschuldigten - in unterschiedlichem Ausmaß - fahrlässige Tötung, fahrlässige Körperverletzung und Handel mit gesundheitsschädlichen Lebensmitteln vor. Insgesamt hat die Staatsanwaltschaft 18 Opfer identifiziert. Neben den zwei Todesopfern, die noch obduziert werden sollen, haben laut den Ermittlungen 16 weitere Personen Vergiftungssymptome, zwölf davon befanden sich in stationärer Behandlung im Krankenhaus der Stadt Cosenza.

Laut Rekonstruktion der Staatsanwaltschaft war es zwischen dem 3. und dem 5. August, als die Betroffenen das möglicherweise kontaminierte Essen zu sich nahmen. Erste Symptome traten 24 bis 48 Stunden später auf. Im Fokus der Ermittlungen gegen die Ärzte steht die Frage, ob die Botulismus-Vergiftungen jeweils rechtzeitig und richtig diagnostiziert worden waren. Zur Klärung sind insbesondere die bereits sichergestellten Patientenakten von entscheidender Bedeutung.

Nach dem mutmaßlichen Verzehr von Stängelkohl im Glas war ein 52-jähriger Urlauber am Donnerstag ums Leben gekommen. Der Tourist aus Neapel befand sich auf Urlaub in Diamante, einer Kleinstadt an der kalabrischen Küste. Dort kaufte er offenbar Gebäck an einem Foodtruck - belegt mit Stängelkohl, der laut ersten Ermittlungen aus einem kommerziell vertriebenen Glas stammen soll. Am Tag davor war eine 45-Jährige ums Leben gekommen, die beim selben Foodtruck eingekauft hatte.

Sammelklage wird geprüft

Eine 38-jährige Frau, die nach dem Verzehr von Guacamole-Sauce auf einem Volksfest Ende Juli Symptome einer schweren Lebensmittelvergiftung zeigte, verstarb am Freitag in einem Krankenhaus in Cagliari, der Hauptstadt der Insel Sardinien. Weitere acht Personen, die am Volksfest teilgenommen und dort gegessen hatten, werden ebenfalls noch in diesem Spital behandelt.

Das Gesundheitsministerium reagierte auf die Fälle in Sardinien und Kalabrien mit der sofortigen Aktivierung eines Notfallprotokolls. Der italienische Konsumentenschutzverband Codacons prüft eine Sammelklage. Botulismus ist eine potenziell lebensbedrohliche Vergiftung, die durch das Bakterium Clostridium botulinum verursacht wird.

Inzwischen wurden aus dem Werk eines Lebensmittelunternehmens im Raum der süditalienischen Stadt Salerno die Gläser von zwei Stängelkohl-Produkten wegen des Verdachts auf Kontamination mit Botulismus zurückgerufen. Betroffenen Verbrauchern wird empfohlen, vorhandene Produkte nicht zu verzehren und zurückzugeben. Die entsprechenden Hinweise wurden von der Abteilung für Lebensmittelwarnungen im Gesundheitsministerium veröffentlicht.

Zusammenfassung
  • Nach dem Tod von drei Menschen durch Botulismus-Vergiftung in Kalabrien und auf Sardinien ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft gegen fünf Ärzte wegen fahrlässiger Tötung und weiterer Delikte.
  • Insgesamt wurden 18 Opfer identifiziert, darunter 16 mit Vergiftungssymptomen und zwölf, die stationär im Krankenhaus Cosenza behandelt werden mussten.
  • Das Gesundheitsministerium hat ein Notfallprotokoll aktiviert, Stängelkohl-Produkte aus dem Raum Salerno wurden zurückgerufen und der Konsumentenschutzverband prüft eine Sammelklage.