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TikTok-Trend #KlarnaSchulden: Ratenzahlung als Schuldenfalle

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Auf TikTok prahlten Jugendliche kürzlich mit ihren Schulden beim Online-Bezahldienst Klarna, teils mit Beträgen im hohen sechsstelligen Bereich. Besonders bei Ratenzahlungen verlieren nicht nur Jugendliche "leicht den finanziellen Überblick" und rutschen in die Schuldenfalle, berichtet die Schuldenberatung des Fonds Soziales Wien (FSW).

"Ich zahle einfach nach 30 Tagen mit Klarna, was soll schon passieren?" Die Frage stellt eines der vielen TikTok-Videos rund um Online-Zahlungsanbieter Klarna. Dann kommt der harte Cut, die junge Frau im TikTok-Video zeigt ihren Schuldenbetrag: knapp 60.000 Euro.

Und sie ist nicht die Einzige, bei der #KlarnaSchulden-Challenge versuchen Jugendliche sich gegenseitig mit enormen, noch ausständigen Geldbeträgen zu übertrumpfen.

Schnell eine Rechnung übersehen

Immer mehr Jugendliche hätten bereits Erfahrungen mit Online-Bezahldiensten wie etwa Klarna gemacht, berichtet Gudrun Steinmann von der Schuldenberatung des Fonds Soziales Wien (FSW) gegenüber PULS 24. Der Grund dafür seien Entwicklungen "weg vom Bargeld hin zu bargeldlosen Bezahlungen".

Ein Teil der jungen Menschen, die Steinmann vor allem bei Workshops zum Finanzführerschein an Schulen trifft, hätten dabei auch bereits negative Erfahrungen gemacht, sie hätten "eine Rechnung übersehen oder zu spät bezahlt".

Ratenzahlung macht vieles "leistbar"

Denn bei der Ratenzahlung sei es "sehr leicht möglich, in die Schuldenfalle zu tappen". Die Werbung suggeriere, dass "was du dir nicht sofort leisten kannst, wird leistbar gemacht", so Steinmann. Ein Beispiel wären etwa Möbelhäuser, bei denen eine Couch nur 12,99 Euro im Monat kostet - das dafür aber fünf Jahre lang. 

Per se sei die Ratenzahlung nicht schlecht, "aber Menschen verlieren dadurch leicht den finanziellen Überblick", betont Steinmann. Die Finanzierung würde einfach nur verschoben werden, allerdings oft ohne Plan, wie sie schlussendlich bewältigt werde.

Klarna betonte gegenüber PULS 24, dass bei jeder Transaktion die Zahlungsfähigkeit der Kund:innen erneut geprüft werde. Nur diejenigen, die auch zurückzahlen könnten, würden für neue Transaktionen zugelassen. Schulden könnten daher nicht "angehäuft" werden. Die überwiegende Mehrheit der Nutzer:innen würde zudem pünktlich und vollständig zahlen, ihr durchschnittliches Alter liege bei 42 Jahren.

"Kleinvieh, das Mist macht"

Zur FSW Schuldnerberatung kommen in den letzten Jahren mehr junge Menschen. Jede fünfte Person sei unter 30, so Steinmann. Klarna sei dabei aber "aktuell noch ein Randthema". Stattdessen hätten Hilfesuchende bei verschiedenen Stellen Schulden, oft schon über Jahre hinweg. Es sei in finanziell schwierigen Situationen besonders das "Kleinvieh, das Mist macht", erklärt die Schuldenberaterin. 

Nicht bezahlte Rundfunkgebühren, Fitnesstudio- oder ÖAMTC-Beiträge würden dann die Summe sein, "die dazu führt, dass nicht mehr gezahlt werden kann". Besonders in Folge der Pandemie und der aktuellen Teuerung hätten Betroffene keine Rücklagen mehr.

Finanzbildung als Schwerpunkt an Schulen

Um junge Menschen mit mehr Wissen zum Thema Finanzen auszustatten, gibt es seit dem Vorjahr ein österreichweites Schulpilotprojekt, das von der Stiftung für Wirtschaftsbildung entworfen sowie durchgeführt wird. Zehn- bis 14-Jährigen soll damit ein gewissenhafter Umgang mit Geld vermittelt werden. 

Vor allem mit dem Vormarsch von Challenges wie #KlarnaSchulden sei es wichtig, "früh genug zu informieren", dass man "mit dem Geld, das man bekommt, haushalten muss", erklärt Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) im PULS 24 Interview. Das beginne bereits beim Taschengeld.

Finanzminister Brunner besuchte eine Schule, in der das Pilotprojekt der Stiftung für Wirtschaftsbildung bereits Anwendung findet.

Kampagne "Was sagt das Konto"

Zudem startete Anfang Dezember eine Kampagne von Brunner und Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm, um junge Menschen besser zu informieren. "Wenn online mit der eigenen Schuldenhöhe geprahlt wird, dann ist das brandgefährlich", so Plakolm in einer Aussendung.

Neben der Website www.wassagtdaskonto.at sollen Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren auf für sie relevanten Kanälen aufgeklärt werden, wie etwa Snapchat, TikTok, Reddit, YouTube oder Instagram.

Die FSW Schuldnerberatung geht unterdes auch weiterhin mit einem "Finanzführerschein" an die Schulen. Dabei sollen Jugendliche als Prävention vor Schulden im späteren Leben eine Basis-Finanzbildung bekommen und ihr Wissen auch in ihr Umfeld, etwa in die Familie, weitertragen.

ribbon Zusammenfassung
  • Auf TikTok prahlten Jugendliche kürzlich mit ihren Schulden beim Online-Bezahldienst Klarna, teils mit Beträgen im hohen sechsstelligen Bereich.
  • Denn besonders bei Ratenzahlungen verliere man "leicht den finanziellen Überblick" und gerate so in die Schuldenfalle.
  • Die Werbung suggeriere, dass "was du dir nicht sofort leisten kannst, wird leistbar gemacht", so Gudrun Steinmann von der FSW Schuldnerberatung.
  • Bei der FSW Schuldnerberatung verzeichnet man in den letzten Jahren einen Anstieg bei Hilfesuchenden unter 30 Jahren.
  • Um junge Menschen mit mehr Wissen zum Thema Finanzen auszustatten, gibt es seit dem Vorjahr ein österreichweites Schulpilotprojekt zu Wirtschaftsbildung.
  • Zudem startete Anfang Dezember eine Kampagne von Brunner und Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm, um junge Menschen besser zu informieren.