Strategien gegen die Einsamkeit zur Weihnachtszeit
Einsamkeit ist weit verbreitet, jeder sechste Mensch weltweit ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom vergangenen Sommer davon betroffen. Weihnachten eigne sich durch die vermittelten Idealbilder besonders dafür, dass man statt Geborgenheit, Nähe eher das Gegenteil empfinden kann: "Für viele Kinder und Jugendliche kann diese Erwartungshaltung belastend sein, insbesondere, wenn ihre Realität davon abweicht", erklärte etwa Birgit Satke, Leiterin des Beratungsteams von Rat auf Draht. Einsamkeit ist weder eine Frage des Alters noch muss man alleine sein, um sie zu empfinden. Und was immer der Auslöser sein mag: Die Bewältigung beginnt laut Bayer - so trivial das auch klinge - bei einem Gespräch mit einer Person des Vertrauens.
Eine solche kann zum Beispiel bei diversen Servicestellen gefunden werden. Während Rat auf Draht sich speziell an die jungen Menschen wendet, gibt es zahlreiche weitere Angebote, die helfen, Wege aus der Einsamkeit zu finden. "Für Menschen, die sich einsam oder verzweifelt fühlen, können anonyme Telefonate ein erster Schritt sein, um Trost und Orientierung zu finden", sagte etwa Harald G. Janisch, Fachgruppenobmann der Personenberatung und Personenbetreuung bei der Wirtschaftskammer Wien - und wies damit auf die Angebote der Wiener Lebens- und Sozialberater hin. Janisch rät aber ebenso zur Vorsicht, denn wer psychologische Unterstützung oder Coaching suche, "sollte genau prüfen, welche Ausbildung und Gewerbeberechtigung der Anbieter vorweisen kann."
Der Bedarf an derartiger Unterstützung stieg seit Beginn der Corona-Pandemie und mit den darauf folgenden Krisen und erhöht sich mit den Festtagen noch einmal: "Die Zahl der hilfesuchenden Menschen, die sich an unsere Stützpunkte im Land wenden, steigt signifikant an", sagte die Hilfswerk-Expertin und klinische Psychologin Martina Genser-Medlitsch in einer Aussendung zur Thematik.
Betroffene sollten das Gefühl der Einsamkeit ernst nehmen, so die Expertin. "Reden Sie es nicht klein! Organisieren Sie rechtzeitig und bewusst Begegnungen mit Mitmenschen - im persönlichen Gespräch, per Telefon oder Video." Während der Feiertage sollte man sich etwas Besonderes gönnen, wie einen Restaurant-Besuch oder kulturelle Angebote. Zu Aktivitäten und Selbstbeschenkung rät auch Bayer. Wichtig sei es zu erkennen, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, sich bei anderen Menschen oder Hilfsangeboten beraten zu lassen, sagte er im Gespräch mit der APA.
Gesundheitsschädliche Einsamkeit
Das Hilfswerk erinnerte indes daran, dass jeder selbst aktiv helfen kann: "Sie kennen alleinstehende, alte und oder kranke Menschen in Ihrer Nähe? Bitte trauen Sie sich, auf sie zuzugehen! Bieten Sie ihnen rund um die Feiertage ein Gespräch an, besuchen Sie sie und schenken Sie ihnen ein bisschen Zeit und Aufmerksamkeit", das lindere einerseits die Gefühle der Einsamkeit und sei ein Geschenk für beide, war Genser-Medlitsch überzeugt.
Einsamkeit kann auch zu einem gesundheitlichen Problem werden, wie es aus mehreren Studien hervorgeht. Tatsächliche und empfundene soziale Isolation sind etwa mit einem erhöhten Risiko für vorzeitige Sterblichkeit verbunden. Bayer rät dazu, professionelle Hilfe zu suchen, sollte das Gefühl der Einsamkeit länger anhalten.
(S E R V I C E - Rund um die Feiertage stehen niederschwellige Hilfsangebote zur Verfügung: Die Telefonseelsorge ist zu Weihnachten rund um die Uhr unter der Nummer 142 erreichbar, das Plaudernetz der Caritas unter 05-1776-100 täglich von 10 bis 22 Uhr, Online: https://plaudernetz.at. Rat auf Draht: Telefon rund um die Uhr unter 147, Online: www.rataufdraht.at. Der notfallpsychologische Dienst Österreich ist ebenfalls 24 Stunden durchgehend unter der Nummer 0699 188 554 00 erreichbar.
Unter der Hotline 0820 89 01 01 (20 Cent/Minute) bieten zertifizierte Lebens- und Sozialberater professionelle, vertrauliche Gespräche an. Die Hotline ist von 23. Dezember bis 27. Dezember, zwischen acht und 18:00 Uhr, erreichbar.
Österreichweit laden kirchliche Einrichtungen, Pfarren und Hilfsorganisationen rund um Weihnachten zu gemeinsamen Feiern und Unterstützungsangeboten für einsame, alleinstehende und bedürftige Menschen ein. Weitere Informationen dazu unter: www.kathpress.at/Weihnachten)
Zusammenfassung
- Jeder sechste Mensch weltweit ist laut WHO von Einsamkeit betroffen, und gerade zu Weihnachten steigt die Nachfrage nach psychosozialer Unterstützung deutlich an.
- Experten empfehlen, das Gefühl der Einsamkeit ernst zu nehmen, Gespräche mit Vertrauenspersonen oder professionelle Hilfsangebote zu suchen und bewusst soziale Begegnungen zu organisieren.
- Rund um die Feiertage stehen in Österreich zahlreiche niederschwellige Hilfsangebote wie Telefonseelsorge (142), Rat auf Draht (147), das Plaudernetz der Caritas (05-1776-100) und kirchliche Feiern für einsame Menschen zur Verfügung.
