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Schweres Erdbeben in Nepal fordert über 150 Tote

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Ein Erdbeben hat am späten Freitagabend Nepal erschüttert und schon mehr als 150 Menschenleben gefordert. Behörden fürchten, dass die Opferzahlen noch steigen.

Bei einem starken Erdbeben in Nepal sind mindestens 157 Menschen gestorben. Zudem seien bisher 170 Verletzte gezählt worden, sagte ein Polizeisprecher in der Hauptstadt Kathmandu am Samstag. Die Opferzahlen könnten noch steigen, zumal aus abgeschnittenen Gebieten zunächst keine bestätigten Angaben vorlagen. Das Beben am Freitag um 23.47 Uhr Ortszeit hatte laut der Nationalen Erdbebenwarte NEMRC eine Stärke von 6,4. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke mit Stärke 5,6 an.

Menschen unter Trümmern

Aufnahmen beim örtlichen Fernsehsender Kantipur TV zeigten am Tag darauf Menschen, die in zerstörten Häusern ihr Hab und Gut suchten und verletzte Opfer aus den Trümmern zogen. An einigen Orten begannen die Rettungsarbeiten bereits kurz nach dem Beben, andere Orte in dem bergigen Himalaya-Land konnten selbst am Samstag noch nicht erreicht werden, wie der Verwaltungsvertreter Harischandra Sharma aus dem Distrikt Jajarkot, wo das Zentrum des Bebens geortet wurde, sagte.

Teils seien Straßen durch Erdrutsche blockiert gewesen, teils könnten Helfer die abgelegenen Orte ohnehin nur zu Fuß erreichen. Die betroffenen Gebiete gehören zu den ärmsten in dem armen Land in Südasien. Aufnahmen von Kantipur TV zeigten auch, wie Dorfbewohner etwa ohne Schutzausrüstung sich selbst und ihren Mitmenschen halfen. Sie nutzten Spaten und Stirnlampen.

Der nepalesische Regierungschef Pushpa Kamal Dahal traf am Samstag im Erdbebengebiet ein. Er drückte sein Beileid aus. Auch Indiens Premierminister Narendra Modi bekundete seine "tiefe Trauer" über die Todesopfer. Das Nachbarland sei "solidarisch mit dem nepalesischen Volk" und bereit, "jegliche mögliche Hilfe bereitzustellen".

EpizentrumAPA

Über 200 Österreicher in Nepal

Dem Außenministerium in Wien lagen keine Berichte vor, wonach Österreicherinnen oder Österreicher von dem Erdbeben in Nepal betroffen sind, hieß es am Samstagvormittag auf APA-Anfrage. Mehr als 200 Personen aus Österreich seien jedoch derzeit in Nepal reiseregistriert. Auf X (vormals Twitter) sprach das Außenministerium den Menschen in dem Land Mitgefühl und Solidarität aus. "Unser Beileid gilt allen, die von dem verheerenden Erdbeben in Nepal betroffen sind", wurde betont.

Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS lag das Epizentrum des Bebens in einer Tiefe von 18 Kilometern unter der Erdoberfläche in 42 Kilometern Entfernung von der Stadt Jumla, unweit der Grenze zur chinesischen Region Tibet. Erschütterungen waren bis in die fast 500 Kilometer entfernt gelegene indische Hauptstadt Neu-Delhi zu spüren. Eine Stunde nach dem ersten Beben folgte laut USGS ein Nachbeben der Stärke 4,0.

Nepal immer wieder von Erdbeben betroffen

Der Erdstoß verursachte die meisten Todesopfer in Nepal seit dem schweren Beben im Frühjahr 2015 vor rund acht Jahren, bei dem rund 9.000 Menschen ums Leben kamen und Millionen weitere obdachlos wurden. Damals wurde die Gegend um die Hauptstadt Kathmandu erschüttert. Zahlreiche Gebäude stürzten ein, darunter auch UNESCO-Welterbestätten.

Die Himalaya-Region, in der auch Nepal liegt, ist geologisch äußerst aktiv. Dort schiebt sich die Indische Kontinentalplatte unter die Eurasische Platte - was immer wieder zu Beben führt - es gab auch mehrere in den vergangenen Wochen.

Nepal wird häufig von Erdbeben erschüttert, da das Land an einer Bruchstelle zwischen der indischen und der eurasischen Kontinentalplatte liegt. Im November 2022 starben sechs Menschen bei einem Beben der Stärke 5,6 im Distrikt Doti, der an den nun getroffenen Distrikt Jajarkot angrenzt. 2015 kamen bei einem Beben der Stärke 7,8 fast 9000 Menschen ums Leben, mehr als 22.000 Menschen wurden verletzt. Zahlreiche Bauwerke wurden damals schwer beschädigt - unter anderem im bei Touristen beliebten Kathmandu-Tal.

Jugend Eine Welt will helfen

Das wahre Ausmaß der Katastrophe in der entlegenen Gebirgsregion war noch nicht abschätzbar, erläuterte Samstagmittag auch die österreichische Hilfsorganisation Jugend Eine Welt in einer Aussendung. "Unsere Einrichtungen in der vom Beben betroffenen Provinz sind soweit intakt, wir helfen in unserem Einzugsgebiet den Opfer des Bebens", berichtete Pater Augusty Pulickal Antony als Projektpartner. Zugleich bat er um Spenden. Schon nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal im Jahr 2015 sorgten die Jugend-Eine-Welt-Partner dafür, dass innerhalb von 18 Monaten zehn Schulen wiederaufgebaut wurden, wurde betont.

ribbon Zusammenfassung
  • Bei einem Erdbeben der Stärke 5,6 im Westen Nepals sind nach jüngsten Angaben mindestens 157 Menschen gestorben.
  • Die Erschütterungen waren bis in die hunderte Kilometer entfernte indische Hauptstadt Neu-Delhi zu spüren.
  • Eine Stunde nach dem ersten Beben folgte laut USGS ein Nachbeben der Stärke 4,0.
  • Nepal wird häufig von Erdbeben erschüttert, da das Land an einer Bruchstelle zwischen der indischen und der eurasischen Kontinentalplatte liegt.