Rat auf Draht mit viel mehr Beratungen zu Gewalt in Familie
"Die psychischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen bleiben weiterhin auf einem hohen Niveau. Positiv hervorzuheben ist jedoch, dass sich die allgemeine Stimmung unter jungen Menschen tendenziell verbessert hat. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass es bei klassischen Teenager-Themen wie Freundschaft, Peer Group oder Liebeskummer im Vergleich zum Vorjahr mehr Beratungsanfragen gibt", bilanzierte Birgit Satke, Leiterin des Beratungsteams, am Dienstag. Letztere nahmen 2025 um rund acht Prozent zu.
Die größten Zuwächse gab es aber bei Gesprächen zum Thema Angst mit einem Plus von 29,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, gefolgt von körperlicher Gewalt in der Familie (plus 19,2 Prozent) und psychischer Gewalt in der Familie (plus 16,9 Prozent). Die Beratungen zum Thema Suizidalität nahmen um 13,2 Prozent zu.
Ein Teil der Ängste geht auf das School Shooting am 10. Juni in Graz zurück. Die Zahl der Beratungen stieg von 10. bis 22. Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über 15 Prozent auf 1.824 Gespräche, und bei vielen war der Amoklauf Thema. "Die Anruferinnen und Anrufer holten sich Ratschläge, wie sie am besten mit ihrer Angst umgehen können, und hatten große Sorge, dass so etwas auch an ihrer Schule passieren könnte", so Satke. Als Folge wurde mit dem Bildungsministerium ein neues Beratungsangebot geschaffen, die "Chateria Speciale", ein Chat zu mentaler Gesundheit.
Auch viele Erziehungsberechtigte suchten Rat
Eltern wurden in rund 1.200 Videochatberatungen auf elternseite.at, dem Beratungsangebot für Eltern und Bezugspersonen, betreut. Die häufigsten Themen waren Erziehung, Pubertät und Alltagsanforderungen. Auch hier verzeichnete das Gewaltthema einen der größten Anstiege von mehr als 34 Prozent. "Jeden zweiten Tag meldet sich bei uns ein Elternteil von einem Kind, das Mobbing-Gewalt in der Schule, psychische Gewalt oder körperliche Gewalt erlebt hat", so Satke.
2026 werden psychische Belastungen und mentale Gesundheit weiter sehr präsent sein, meinte Satke. "Wir rechnen auch damit, dass Herausforderungen im Bereich der digitalen Medien inklusive KI zunehmen werden."
(S E R V I C E - Notrufnummer 147 Rat auf Draht - Telefon: 147 (ohne Vorwahl) rund um die Uhr, zum Nulltarif, E-Mail: 147@rataufdraht.at - Web: www.rataufdraht.at )
Zusammenfassung
- Rat auf Draht verzeichnete 2025 rund 40.500 Beratungen, wobei die Anfragen zu Angst (+29,5%), körperlicher Gewalt in der Familie (+19,2%) und psychischer Gewalt in der Familie (+16,9%) besonders stark zunahmen.
- Nach dem School Shooting am 10. Juni in Graz stiegen die Beratungszahlen im Zeitraum bis 22. Juni um über 15 Prozent auf 1.824 Gespräche, viele davon thematisierten die Angst vor ähnlichen Vorfällen.
- Auch Eltern suchten verstärkt Unterstützung: Bei 1.200 Videochatberatungen auf elternseite.at stieg das Thema Gewalt um mehr als 34 Prozent und bleibt laut Rat auf Draht auch 2026 ein zentrales Thema.
